Duisburg-Marxloh. Nach der Insolvenz der Sozialen Dienste Marxloh erklärt Geschäftsführerin Heike Priebe, wie es zu der Situation kam und wie es weitergehen soll.
Eine Krise, die eine Chance in sich birgt – so bewerten die Verantwortlichen der „Sozialen Dienste Marxloh“ die Situation der zahlungsunfähigen Gesellschaft. Geschäftsführerin Heike Priebe ist derzeit vor allem froh, mit Insolvenzverwalter Holger Rhode professionelle Hilfe zu haben. Gemeinsam will man jetzt Lösungen entwickeln und das Unternehmen in Trägerschaft des Vereins „Runder Tisch Marxloh“ zukunftsfähig machen.
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Schulferien sind immer eine schwierige Zeit für die Anbieter sozialer Dienstleistungen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ruht dann, von den Kostenträgern kommt kein Geld. Doch die Fixkosten, insbesondere für Personal, laufen weiter.
Abgrenzungsprobleme zwischen Verein und Gesellschaft
Schon vor den Sommerferien wusste Priebe, dass es dieses Mal eng werden könnte. Und tatsächlich gab es einen „finanziellen Einbruch“, wie sie es formuliert. Ende September entschied sie sich auf Rat eines Anwalts dazu, zur Bank zu gehen und drohende Zahlungsunfähigkeit anzugeben. „Bevor wir Rechnungen nicht bezahlen können, gehen wir diesen Weg“, sagt Priebe.
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Die Sozialen Dienste Marxloh sind eine gemeinnützige Gesellschaft, die im Stadtteil inklusive und integrative Projekte durchführt. Die gGmbH wurde im vergangenen Jahr vom Runden Tisch gegründet, um dessen Arbeit zu professionalisieren. „Das war nötig, um die vielen Aufträge weiterhin zu bewältigen“, sagt Priebe. Rund 80 Mitarbeiter wechselten vom Verein in die Gesellschaft.
Auf diese Weise sind allerdings auch Abgrenzungsprobleme entstanden. Kostenträger wussten nicht, ob sie an Verein oder gGmbH zahlen müssen, am Ende standen Forderungen der Sozialen Dienste gegen den Runden Tisch und umgekehrt. Schwierig zu überblicken, vor allem für Laien, sagt Priebe: „Ich bin Pädagogin, keine Betriebswirtin.“
Insolvenzverwalter führt Gespräche mit Kostenträgern
Umso mehr schätzt sie jetzt die Hilfe der Profis von der Wirtschaftskanzlei Görg. Deren Sprecher Pietro Nuvolini macht Hoffnung, dass man aus dem Insolvenzverfahren Nutzen ziehen kann. Die Arbeitsagentur zahlt jetzt drei Monate lang die Gehälter der Mitarbeiter. Eine Gesellschaft wie die Sozialen Diensten, die eigentlich nur beim Personal Fixkosten zu tragen habe, könne sich bereits in diesen drei Monaten ein Stück weit erholen. „In dieser Zeit können Rücklagen gebildet werden“, sagt Nuvolini.
Die Abgrenzungsprobleme zwischen Gesellschaft und Verein seien „typische Geburtsfehler“, die es jetzt zu beheben gelte. Insolvenzverwalter Holger Rhode werde deshalb die Zuständigkeiten entflechten und auch Gespräche mit Kostenträgern führen, um die zukünftige Zusammenarbeit zu regeln.
Die Insolvenz der Sozialen Dienste hatte sich am Wochenende über die sozialen Medien herumgesprochen. In teilweise gereiztem Ton war unter anderem von einem „Sozialskandal“ die Rede, die Geschäftsführung sei abgetaucht. Heike Priebe sagt dazu: „Ich würde niemals einfach abtauchen. Die Sozialen Dienste sind quasi mein Kind, das ich so schnell nicht aufgeben werde.“
Engagement soll unvermindert weitergehen
Thomas Mielke, Vorsitzender des Runden Tisches, betonte in einer Stellungnahme, man könne den Verein jederzeit auf die Lage ansprechen und erhalte auch eine Antwort.
Heike Priebe will vor allem eines klarstellen: Man habe bislang jede Rechnung bezahlt und werde dies auch weiterhin tun. Es gebe bereits Ideen, wie die Gesellschaft ihre Geschäfte in Zukunft besser abwickeln könne.
Dem Engagement der Mitarbeiter und Helfer werde die Insolvenz jedenfalls keinen Abbruch tun: „Die Auftragslage ist gut, und wir werden aus dieser Krise wieder herauskommen!“