Meiderich. . Die Kulturwerkstatt Meiderich zeigt Bilder aus der Vergangenheit des Reviers. Fotograf Friedhelm Grosse lädt ein zur Zeitreise in die 90er Jahre.
Auf den Bildern wirkt alles so friedlich: Sonnenstrahlen fallen durch die Fenster in eine große Halle der früheren „Gutehoffnungshütte“. Der einstige Ort der schweren Industriearbeit erscheint als ein schönes Schwarz-Weiß-Relikt einer vergangenen Zeit. „Abgebaut – Abgeschaltet“ lautet der Titel, die der Fotograf Friedhelm Grosse seiner Ausstellung in der Kulturwerkstatt Meiderich gegeben hat.
Viele der rund 30 Fotografien hat der 75-jährige Oberhausener Fotografenmeister zu Beginn der 90er Jahre aufgenommen, nachdem die Arbeit auf dem riesigen Areal, das zuletzt zur Thyssen Niederrhein AG gehörte, längst niedergelegt war. Es war die Zeit, noch bevor die Überreste der Fabrikanlagen Europas größtem Einkaufszentrum, dem heutigen Centro, weichen mussten. Eine Art „Zwischenzeit“, in der Friedhelm Grosse mit seiner Analogkamera besonders eindrucksvolle Ansichten des Strukturwandels festhalten konnte.
Ein Hauch von Wehmut
Friedhelm Grosse, der seine Ausbildung bei einem Sterkrader Porträtfotografen absolviert hatte, legt den Fokus bei den meisten Bildern auf das Detail: Auf Maschinenteile, Bleche oder Fundamentstücke im Nah- und Makrobereich. Für den Betrachter ergeben sich dabei mitunter ungewohnte, neue Perspektiven auf die Vergangenheit.
Es ist der Blick durch die Linse von jemandem, der sich auf dem Gelände bestens auskannte: Friedhelm Grosse war jahrelang als Werksfotograf bei der Thyssen Niederrhein AG tätig. Wenn seinen Schwarz-Weiß-Bildern des verlassenen Fabrikgeländes immer auch ein Hauch von Wehmut anhaftet, dann vor allem, weil Grosse die Zeit vor dem Wandel selbst hautnah miterlebt hat. Er kannte den Lärm im Stahlwerk, der dem Kaufhausgedudel im Centro gewichen ist. Die Hitze am Hochofen, der keine Fritteuse in der heutigen Fast-Food-Meile nahekommt. Den Schweißgeruch der Arbeiter, die einst dort entlang liefen, wo heute Parfümerien ihre Duftnote setzen.
Kulturwerkstatt soll aus „Dornröschenschlaf“ erwachen
Für die Kulturwerkstatt sind Grosses Aufnahmen ein guter Beitrag zu dem Schwerpunkt „Wandel des Reviers“, der in diesem Jahr weiter fortgesetzt werden soll, wie der Vorsitzende Peter Weber sagt. Noch stärker wollen die Meidericher fortan auch auf „Spitzenkünstler“ setzen. Passend zum 40. Geburtstag wollen sie die Kulturwerkstatt „aus dem Dornröschenschlaf“ der vergangenen Jahre holen, erklärt Weber.
Dazu sucht der Verein derzeit nach hoffnungsvollen Talenten, die frisch von den Hochschulen kommen. Auch Altbekannte kehren wieder: So soll der deutsch-türkischer Maler Mehmet Güler 2019 erneut in Meiderich ausstellen. Schon vor etlichen Jahren, zu Beginn seiner Karriere, hatte er in der Kulturwerkstatt seine Werke gezeigt.
>> Info: Ausstellung eröffnet am Samstag
Zur Ausstellung gehört auch eine etwa achtminütige Film-Präsentation, die neuere digitale Farbfotografien von Friedhelm Grosse animiert auf einer Leinwand zeigt. Die Eröffnung ist Samstag, 17. Februar, um 16 Uhr in der Kulturwerkstatt Meiderich (Bahnhofstraße 157). Eintritt: frei.
Geöffnet ist die Ausstellung immer mittwochs von 10 bis 13 Uhr und von 17 bis 20 Uhr, sowie nach Absprache unter der Telefonnummer 0172 - 217 38 23.