Duisburg-Beeck. . Die katholischen Kirchvereine in Beeck sorgen für vielfältige Angebote im Ortsteil. Mitglieder befürchten das Ende des christlichen Lebens.

In der katholischen Gemeinde Beeck (St. Laurentius) macht sich Sorge breit. Sorge, dass das gesamte christliche Leben zum Erliegen kommt, falls durch die geplante, neue Gemeindestruktur die Kirche und das dazu gehörende Gemeindehaus geschlossen werden. Wie berichtet, will sich die Großpfarrei St. Michael in Meiderich, wozu auch Beeck zählt, im Laufe der nächsten zwölf Jahren von voraussichtlich vier der bislang sieben Kirchen nebst Gemeindehäusern trennen.

Bistum verlangt Kostensenkungum 50 Prozent bis zum Jahr 2030

Krisentreffen in St. Laurentius vor wenigen Tagen.   
Krisentreffen in St. Laurentius vor wenigen Tagen.    © Sebastian Schlüter

Es geht um Kostensenkung. Rund 50 Prozent der Gemeindeausgaben müssen eingespart werden – so verlangt es das Bistum Essen. Doch anders als sein Vorgänger gibt Bischof Franz-Josef Overbeck nur die Marschroute vor, nicht aber, von welchen Gebäuden und dem dortigen Gemeindeleben man sich verabschieden soll. Overbeck überlässt es der Gemeinde selbst. Die muss dem obersten Hirten bis Ende dieses Jahres die Karten auf den Tisch legen.

Die Beecker Katholiken, die ein immenses Angebot für die Menschen im Ortsteil machen, haben sich vor wenigen Tagen zusammengesetzt und gemeinsam überlegt, wie sie zur Kosteneinsparung beitragen können, ohne die vorhandenen Gemeinschaftsstrukturen aufzugeben oder gar zu zerschlagen.

Zahlreiche Veranstaltungen das ganze Jahr über

Das Gemeindehaus mit der angrenzenden Kirche in Beeck.
Das Gemeindehaus mit der angrenzenden Kirche in Beeck. © Udo Gottschalk

Eines wurde deutlich: „Wenn unsere Angebote in andere Stadtteile verlegt werden, dann sterben sie.“ Das sagten mehrere Teilnehmer der Runde in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Dazu gehören der Kirchenvorstand Sebastian Schlüter, Edith Lubeley (Vorsitzende des Kirchenchors und Vorstandsmitglied der Kolpingfamilie), Gemeinderätin Ursula Kazmierski und Annelie Butterwege (Vorsitzende der Frauengemeinschaft). Denn: Die meisten Teilnehmer der unzähligen Veranstaltungen seien Ältere, die den weiten Weg in andere Stadtteile nicht mehr schafften. Weit über 100 Veranstaltungen beziehungsweise Mitmachangebote gibt es bei den Beecker Katholiken derzeit.

Da gibt es Turntreffen, bunte Nachmittage, Feste, Gesprächsgruppen, Chorproben, Vereinssitzungen, Ausstellungen und Ausflüge. Alle Veranstaltungen finden in den beiden Räumen im Gemeindehaus statt beziehungsweise werden dort vorbereitet. Wenn es keine Räume mehr gäbe, würden all diese Angebote rasch wegfallen, sind sich die Leiter der verschiedenen Gruppen wie Katholische Frauengemeinschaft (kfd), Kolpingfamilie, Kirchenchor Cäcilia, Jugendchor, Seniorengruppe, Caritas, Sternsinger und Co einig.

Gemeinde bittet um Kürzungen mit Augenmaß

Das Pfarrzentrum ist der gesellschaftliche Mittelpunkt der Katholiken in Beeck.
Das Pfarrzentrum ist der gesellschaftliche Mittelpunkt der Katholiken in Beeck. © Udo Gottschalk

Sie wollen nicht gegen den Bistumsbeschluss aufbegehren, aber bitten darum, dass mit Augenmaß entschieden wird. Dieser Appell geht vor allem an das PEP-Gremium. PEP steht für Pfarreientwicklungsprozess.

Die Beecker Macher haben sich auch Gedanken gemacht, wie ihr Problem gelöst werden könnte, sollten die Kirche und das angrenzende Gemeindehaus (in dem aus Brandschutzgründen nur noch die Katholische öffentliche Bücherei, KÖB, und zwei Veranstaltungsräume genutzt werden dürfen) geschlossen werden. Dann könnte der vermietete Kindergarten an der Flottenstraße vielleicht wieder (mit-)genutzt werden.

Und man sei auch durchaus bereit, zum Gebet in die evangelische Kirche neben dem Oberhof auszuweichen. „Das war ja früher sowieso eine katholische Kirche“, sagte Hans Butterwege augenzwinkernd. Er ist Mitglied der Kolpingfamilie und im Sternsingerteam aktiv. Bislang gibt es in Beeck wöchentlich fünf katholische Gottesdienste.

Der Oberhof kommt wegen Platzmangels nicht in Betracht

Gespräch mit Sankt-Laurentius-Kirchvereinen wegen der geplanten Kirchenschließung in Beeck. Mitten im Bild: Pastor Pater Leo Rawalski.
Gespräch mit Sankt-Laurentius-Kirchvereinen wegen der geplanten Kirchenschließung in Beeck. Mitten im Bild: Pastor Pater Leo Rawalski. © Udo Gottschalk

Die Idee, mit Veranstaltungen in die Begegnungsstätte Oberhof auszuweichen, lehnen er und die anderen ab: „Der Oberhof ist viel zu klein.“ Durchweg kommen zu den Veranstaltungen im Gemeindehaus St. Laurentius um die 50 Personen. Die seien im Oberhof nicht unter zu bringen.

Annelie Butterwege bringt es abschließend auf den Punkt: „Beeck ist unsere Heimat. Hier wollen die Leute auch bleiben.“

>>> Die Gemeinde ist über 120 Jahre alt

Die Beecker St.-Laurentius-Gemeinde zählt derzeit rund 3200 Mitglieder. 16 Gruppen mit Dutzenden Unterabteilungen sind im Ortsteil aktiv und sorgen für weit mehr als 100 Veranstaltungen und Angebote im Jahr.

Die Gemeinde ist Ende des 19. Jahrhunderts gegründet worden. Die Kirche selbst existiert seit 1906. In Hochzeiten gab es in Beeck um die 6000 Gemeindemitglieder.