Duisburg-Hamborn. Trotz Demonstration und Diskussion: An der Grundschule am Park in Marxloh werden Klassencontainer aufgestellt.
Der Schock über die hohen Verluste bei der Landtagswahl am Sonntag ist den Sozialdemokraten in der Bezirksvertretung noch ins Gesicht geschrieben. Da stehen am Donnerstag auch noch protestierende Eltern von der Grundschule am Park mit ihren Kindern vor dem Bezirksrathaus.
Sie machen auf ihre Weise deutlich, worin die Unzufriedenheit mit der SPD derzeit begründet ist: Vier Klassencontainer sollen an ihrer bislang beschaulichen Schule aufgestellt werden (wir berichteten).
Uwe Heider lässt Eltern und Kinder lange warten
Ihre Schülerzahl würde sich damit unter ungünstigsten Umständen um bis zu 50 Prozent erhöhen – und das durch Kinder von Zuwanderern, die nicht Deutsch sprechen können, befürchten sie.
„Keine Container“, skandieren die Kinder draußen. „Mehr Lehrer“, steht auf ihren Transparenten. Drinnen, im Sitzungssaal, müssen Holger Pütz, der Vorsitzende der Schulpflegschaft, und die anderen Zuhörer mit den hibbeligen Kindern anderthalb Stunden warten, ehe Bezirksbürgermeister Uwe Heider den Tagesordnungspunkt endlich aufruft und Pütz Gelegenheit gibt, eine Erklärung abzugeben. Die langwierige Beratung des Nahverkehrsplans hatte den Vorzug erhalten.
Vertreter der Schule darf sprechen
Nicht nur, dass die kleine Schule über Nacht zur mittelgroßen Schule würde. Da sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass es der rot-grünen Landesregierung bislang nicht gelungen ist, eine ausreichende Zahl von Lehrern für die Schulen im Duisburger Norden zu gewinnen, müssten die zusätzlichen Kinder auch von den zehn vorhandenen Lehrkräften unterrichtet werden.
Und dafür werde der Schule auch noch der Schulhof genommen, würden Bäume gefällt. Schon heute aber, so Pütz, werde nur die gesetzliche Mindeststundenzahl gegeben. „Ein bislang funktionierendes Schulsystem wird ausgehebelt. Denn ohne Lehrer ist das Konzept mit den vier Klassencontainern nicht umsetzbar“, erklärt er. Die Lehrerschaft arbeite schon am Limit.
Aufstellung durch Heider und Silke Wormuth schon am 5. Mai entschieden
Die Zuhörer auf der Tribüne spenden tosenden Applaus, auch dem Röttgersbacher CDU-Ratsherrn Josef Wörmann. „Das Problem der Zuwandererkinder in Marxloh wird hier auf dem Rücken derer ausgetragen, die zufällig in der Nähe wohnen“, empört der sich.
Erst langsam wird klar, dass es eigentlich gar nichts mehr zu entscheiden gibt. Die Aufstellung der vier Container dort und an drei weiteren Schulen im Bezirk wurde bereits am 5. Mai entschieden, von Heider und CDU-Sprecherin Silke Wormuth im Alleingang – um die Ausschreibung dafür durchführen zu können.
Zuhörer reagieren wütend
Jetzt steht nur noch die Genehmigung dieser Entscheidung an. Würde sie versagt, müssten Heider und Wormuth womöglich persönlich für Kosten, die Dritten bereits entstanden sind, einstehen.
Und so reagieren viele Zuhörer von der Tribüne des Sitzungssaals am Ende wütend, drohen weitere Konsequenzen bei der Bundestagswahl an. Hatten sie doch von den Redebeiträgen her den Eindruck gewonnen, die Bezirksvertreter würden die Container ablehnen. Tatsächlich verweigert aber nur Hans Werner Schwarz von der AfD die Genehmigung.
Die Zwangslage der Stadt
Zuvor hatte Ralph Kalveram, der Leiter des Amtes für schulische Bildung, dargelegt, dass es zu dieser Lösung keine Alternative gebe. Nach seiner Vorlage kann die Anzahl der insgesamt nötigen Klassencontainer schon von ursprünglich vorgesehenen 41 auf 24 verringert werden.
Aber eben nicht an der Schule im äußersten Nordosten von Marxloh, deren Einzugsgebiet eigentlich Röttgersbach ist. Man habe das sorgfältig geprüft, versicherte er. Aber vor Ort fehlten Ersatzräume. „Bustransfer ist keine bessere Lösung“, erklärte er. Andere Schulgebäude in der Nähe stünden auch nicht zur Verfügung.
Die CDU kann die Kritik nachvollziehen und stimmt trotzdem für die Aufstellung der Container
Aus der Diskussion in der Bezirksvertretung:
Holger Pütz (Schulpflegschaft): „Es fehlen Lehrer, Integrationshelfer, Dolmetscher und Sonderpädagogen. Unser gesamtes Schulkonzept wird an die Wand gefahren. Stoppen Sie diesen geplanten Wahnsinn! Unsere Schule ist allenfalls in der Lage, 20 Zuwandererkinder zusätzlich aufzunehmen. Viele Kinder von Zuwanderern sind überhaupt nicht schulfähig.“
Sozialarbeiter als Lehrer einstellen
Marcus Jungbauer (CDU): „Ich kann die Kritik nachvollziehen. Wir haben ja im März beantragt, nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Eine unglaublich schwierige Aufgabe. Die Containerlösung scheint unabdingbar zu sein. Wir müssen dringend mit dem Ministerium Kontakt aufnehmen und die Situation klarmachen. Es kann nicht sein, dass sich die Containerstandorte fast nur auf Hamborn konzentrieren.“
Karlheinz Hagenbuck (SGU): „Die besten Container nützen nichts, wenn keine Lehrer da sind. Das ist blinder Aktionismus. Sie aufzustellen, gaukelt der Bevölkerung vor, es würde sich etwas tun.“
Situation bei den Lehrern nicht gut
Ralph Kalveram (Verwaltung): „Die Situation bei den Lehrern ist nicht gut. Aber die Bezirksregierung ist tätig. Vier Container bedeuten nicht, dass sie auch sofort mit vier Klassen belegt werden. Sind sind für drei Jahre angemietet. Wir wollen Vorsorge treffen. Es ist alles mit den Schulleitern besprochen. Wir haben vor Jahren bei rückläufigen Schülerzahlen die Grundschulen von 87 auf 78 verringert.“
Volker Thierfeld (SPD): „Die Situation ist ein bisschen verfahren. Ich kann die Schule gut verstehen. In Containern ist es total warm. Aber was passiert, wenn wir ablehnen? Wir brauchen eine Sprachförderung mit Konzept. Am besten lernt man mit deutschen Kindern, wofür wir sorgen müssen. Wir müssen unsere Abgeordneten in die Pflicht nehmen. Es hat sich gerächt, vor Jahren so viele Schulen zu schließen. Kinder brauchen Bewegung. Container dürfen nicht so aufgestellt werden, dass die nicht mehr möglich ist.“
Für Linke sind mobile Klassen schlechte Lösung
Herbert Fürmann (Linke): „Mobile Klassen (Container) sind eine schlechte Lösung, zu große Schulen auch. Aber wir brauchen zusätzlichen Schulraum. Um- und Neubauten dauern zu lange. Es kann nur eine Übergangslösung sein. Bei den Lehrern ist die Landesregierung gefordert. Sie zwangsweise zu versetzen, bringt auch nichts.“
Britta Söntgerath (Piraten): „Es wäre eine gute Herangehensweise, die Schule selbst sagen zu lassen, wie viele Kinder sie verkraften kann. Es ist besser, die Kinder mit Bussen umzuverteilen. Das sollte es uns wert sein. Lehrerstellen können auch vorübergehend mit Sozialarbeitern besetzt werden. Das ist viel zu wenig bekannt.“