Duisburg/Marxloh. . Das Vorurteil, dass deutsche Unternehmer in Duisburg Marxloh längst in den Sack gehauen haben, hält sich hartnäckig. Wir sind mal zählen gegangen.
Er ist die Nörgelei mancher Marxloher leid. Seit Jahren hört er immer wieder: „Hier gibt’s ja keine deutschen Geschäftsleute mehr.“ Jetzt hat Horst Niewrzol nachgezählt – und kommt auf sage und schreibe rund 100 Unternehmen im Herzen Marxlohs, die in deutscher Hand sind.
Zugegeben: Für den täglichen Bedarf wird’s schwierig, einen Laden zu finden, weiß auch Horst Niewrzol, der seit Jahrzehnten in der Zinkhüttensiedlung lebt. Aber Dienstleister, Handwerker und auch Lebensmitteldiscounter findet man schon noch zwischen Brautmoden und den sonstigen „Hochzeitgeschäften“.
Notizbüchlein und Bleistift
Seit Monaten läuft der 77-Jährige mit einem Notizbüchlein und Bleistift in der Hand durch seinen Ortsteil. In der Tasche stets die Kamera. Fein säuberlich notiert er, welcher deutsche Geschäftsmann, beziehungsweise welche deutsche Geschäftsfrau wo ein Unternehmen betreibt. Er sucht das Gespräch, macht Fotos und fragt immer wieder, ob die Untermehmer auch noch alte Aufnahmen haben, die sie ihm zur Verfügung stellen können. Auf seiner privaten Homepage (www.horstniewrzol.de) finden sich einige seiner Aufzeichnungen.
Der einstige Mitstreiter in der Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz versteht sich als „Orts-Chronist“. Zufällig ist ihm eine alte Anzeigenseite in die Hände gefallen. „Hätten Sie das gedacht?“, war sie überschrieben. „Wir haben über 290 Firmen gezählt.“ Was die Gesamtanzahl an Firmen betrifft, stimmt die Zahl auch heute noch. Ein Großteil der Unternehmer hat allerdings einen Migrationshintergrund.
Bei seiner Tour schaut Horst Niewrzol unter anderem bei Willi Mentel vorbei. Der betreibt seit ewigen Zeiten das Zweiradgeschäft an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Und der 77-Jährige besucht seinen einstigen Lehrbetrieb: den Steinmetz Graefen neben dem Marxloh-Center. Die Firma gibt es seit 1919, und der jetzige Chef, Martin Graefen, plant, ihn auch noch lange weiter zu führen. Die Geschäfte laufen ordentlich.
Bäcker und Metzger
Ob Pommesbude, Drogeriemarkt, Discounter oder Blumenfrau, ob Autowerkstatt, Kneipe, Maler oder Bäcker, Versicherer oder Metzger – der Ur-Marxloher und spätere Thyssenmitarbeiter hat sie alle aufgelistet.
Auch in den nächsten Wochen und Monaten wird man den begeisterten Radfahrer immer wieder mit dem Notizblock in der Hand im Ortsteil entdecken. Denn er ist sich ziemlich sicher: „Ich habe noch längst nicht alle deutschen Firmen zusammengetragen.“