Duisburg-Neumühl. . Kinderhilfsprojekt KiPa aus Duisburg-Neumühl ermöglicht einem Kind eine Pferdetherapie. Das Mädchen leidet unter ADHS und mit Medikamenten behandelt.
Henry ist keiner, der blöd rumzappelt. Er ist ein Fell-Pony aus dem nordenglischen Fell-Gebirge. Die Rasse gilt als stark und brav – und Henry ist beides. Er steht still vor seinem Stall im Reitverein Hubertus und genießt es, von Kiara (9) für die gemeinsame Therapie-Stunde fertig gemacht zu werden. Kiara schließt die letzte Schnalle vom Zaumzeug. Nicole Hocks, die Reittherapeutin, kommt mit der Decke und dem Voltigier-Gurt mit den zwei Handriffen. Henry kriegt seinen Gurt, Kiara setzt den Helm auf und dann führt sie Henry zum Reitplatz. Wenig später liegt das zierliche Mädchen mit dem Kopf gegen die Trabrichtung so entspannt auf dem breiten Rücken ihres tierischen Therapeuten, als läge sie zu Hause auf der Couch.
So locker und konzentriert ist Kiara in ihrem Alltag nicht immer, sie hat eine ausgeprägte Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) und musste Medikamente dagegen nehmen. „Zu Anfang wurde auch auf dem Pferd viel gezappelt, gejammert und diskutiert“, erinnert sich Nicole Hocks. Das Reiten und das Versorgen des Pferdes helfen Kiara besser als andere Therapieformen, die die Krankenkasse bezahlen würde. Seit sie reiten darf, ist sie viel ausgeglichener. Aber ihre Eltern könnten sich die Reittherapie nicht leisten, sie haben noch vier weitere Kinder zu versorgen.
Cash-4-kids“, so der Name des Projektes
Dass Kiara und Henry trotzdem rund um den feuchten Sandplatz galoppieren können, verdanken sie dem Kinder Patenschaften-Projekt (KiPa), das Pater Tobias 2012 ins Leben gerufen hat. „Wir versuchen Finanzierungslücken zu schließen, damit arme Kinder über das Bildungs-und Teilhabepaket hinaus gefördert werden können“, sagt Sozialarbeiterin Barbara Hackert von KiPa. Sie erfuhr im Sozial-Café des Projektes Lebenswert „quasi zwischen der Suppe und den Kartoffeln“ von den Problemen der Familie und schaltete sich ein.
„Cash-4-kids“, so der Name des Projektes, hat Kiaras Reittherapie im vergangenen Jahr mit 1500 Euro unterstützt. Hackert weiß, dass viele Stiftungen, die früher ihre Zinsen ausgeschüttet haben, heute auf Grund der Finanzlage nicht mehr helfen können. Im KiPa will man nicht tatenlos zusehen, wie Kinder in der Finanzierungslücke verschwinden.
Für Kiara ist das ganze Geldgedöns Erwachsenenkram. Sie ist zufrieden damit, nach der Reitstunde die zotteligen Kötenbehänge an Henrys Hufen eifrig vom feuchten Sand frei zu bürsten.
Der Reitverein hat schon Hunderte Kinder betreut
Als er gut versorgt in seiner Box steht, fegt sie noch die Stallgasse, durch die die Rauchschwalben ein und ausfliegen. Der Vorsitzende des Reitvereins, Werner Albry, der schon Hunderte von Stadtkindern der umliegenden Grundschulen mit Pferden vertraut gemacht hat, nickt zufrieden. „Wenn man eine helfende Hand sucht, findet man sie in der Regel am Ende des eigenen Arms“, gibt er eine seiner Lebensweisheiten zum Besten.