Angermund. .

Die Piratin prostet der Indianerin, dem Cowgirl und dem weiblichen Goliath am Bierstand zu. Es ist trotzdem keine Karnevalsgeschichte. Das Gut Groß-Winkelhausen am Verloher Kirchweg hatte jetzt zum Fest mit Pferdeshow geladen, um seine neue Reiterhalle einzuweihen.

Als der ehemalige Landtagsabgeordnete Olaf Lehne (CDU) das rote Band durchschnitt, läutete er damit eine neue Ära für den dort ansässigen Reitverein Duisburg-Wittlaer ein. Denn die Halle, 60 mal 20 Meter lang, erfüllt modernste Turnierstandards. „Ich finde die neue Halle toll“, sagte Reiterin Rebecca Ewert aus Huckingen. „Sie ist offen, so reitet man im Freien. Ich freue mich schon darauf.“

VKM mit seinem neuen Therapiepferd Luis

Nicht nur der Reitverein und seine Mitglieder hatten der Eröffnung der 200 000 Euro teuren und mit Landesmitteln geförderten Halle entgegengefiebert, auch der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte (VKM) in Wanheim. Sein neues Therapiepferd Luis, ein Kaltblut-Appaloosa-Mix, ist neben rund 70 anderen Pferden auf dem denkmalgeschützten einstigen Rittergut untergebracht.

Zuvor nutzte der VKM, damals noch mit einem anderen Pferd, die „alte Scheune“, die deutlich enger war als die neue Halle. Zudem war sie staubig und alles andere als ideal für die Reittherapie, die dort seit 2009 stattfindet. All das ändert sich nun mit der offenen Reithalle. Außerdem freut sich der Verein über seinen tierischen Mitarbeiter. „Luis ist sehr umgänglich und hat einen breiten, starken Rücken“, sagt Thomas Stein, VKM-Bereichsleiter für das Reiten.

Behinderte Kinder und Jugendliche, darunter viele Spastiker, verbessern auf dem Ross nicht nur ihren Gleichgewichtssinn, ihre Koordination und ihr Körpergefühl, sondern lernen auch Vertrauen. „Außerdem löst sich durch die Körpertemperatur des Pferdes auch die Muskulatur der Kinder“, sagte Uwe Käbe vom VKM-Vorstand.

Es besteht glatt Bedarf für ein zweites Therapiepferd

Als Ergänzung zu weiteren Therapien habe sich das Reiten mehr als bewährt. „Wir haben Kapazitäten für 30 Kinder und schon eine lange Warteliste. Eigentlich könnten wir ein zweites Pferd anschaffen“, so Käbe. Doch dafür und auch für den Unterhalt fehlt das Geld. Rund 500 bis 1000 Euro kostet es, auf Gut Groß-Winkelhausen ein Pferd versorgen zu lassen.

Männerquote im Verein liegt nur bei knapp zehn Prozent

Reiten sei ein zwar kostspieliges, aber durchaus lohnendes Hobby, findet Gutsinhaberin Ursula Sonnen. „Jeder Mann, der auf Partnersuche ist, sollte mit dem Reiten anfangen“, flachst sie. „Es reiten nämlich fast nur Mädchen und Frauen. Unsere Männerquote liegt bei knapp zehn Prozent – und das ist schon sehr hoch.“ Da passte es gut, dass die Hallen-Einweihung mit einer zünftigen Tanzparty beendet wurde.