Duisburg. Bis 2019 soll das Kraftwerk im Duisburger Norden an die Fernwärme -Schiene Rhein-Ruhr angeschlossen werden. Bürger werden beizeiten informiert.
In ihrer Öffentlichkeitsarbeit verwendet die Fernwärmeschiene Rhein-Ruhr GmbH Begriffe der Superlative. Vom größten Fernwärme-Verbundnetz Europas ist da die Rede, von einem internationalen Leuchtturmprojekt und von dem Ziel, das Ruhrgebiet zur Klimahauptstadt Europas zu machen. Jetzt wurde das Projekt in der Bezirksvertretung Hamborn vorgestellt: der Bau einer Verbindungsleitung zwischen Walsum und Essen.
An der Kleinen Emscher entlang
Sie soll die seit Jahrzehnten bestehenden beiden Fernwärmenetze am Niederrhein und im östlichen Ruhrgebiet miteinander verbinden. Neue Wärmeerzeuger sollen daran angebunden und neue Verbraucher dafür gewonnen werden. Bis 2019 soll das Projekt realisiert sein.
180 Grad heißes Wasser zirkuliert darin unter einem Druck von bis zu 20 Bar. Große, bislang ungenutzte Wärmepotenziale könnten nutzbar gemacht werden, um in Haushalten und Unternehmen Öl-, Gas- und Elektroheizungen überflüssig zu machen. So könnte das Steag-Heizkraftwerk in Walsum seine überschüssige Wärme darin ebenso einspeisen wie die Oxea-Ruhrchemie in Oberhausen-Holten, die Müllverbrennungsanlage in Oberhausen-Lirich und ein Heizkraftwerk der Energieversorgung Oberhausen. Der Ausstoß von 100 000 Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid, das bei der Verwendung fossiler Brennstoffe entsteht, könnten dadurch jährlich eingespart werden.
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Das Projekt hat allerdings seinen Preis. Und der besteht zunächst in einer Leitungsbaustelle, die sich von 2017 bis 2019 quer durch den Duisburger Norden erstreckt. Von Oberhausen kommend, würde die neue Leitung zunächst entlang der Kleinen Emscher verlaufen. Dabei würden die Otto-Hahn-Straße gekreuzt, ferner die Fiskusstraße, die Obere Sterkrader Straße, die Holtener Straße und die Schlachthofstraße, aber auch die Kaiser-Friedrich-Straße, die Ziegelhorststraße und die Warbruckstraße.
Vor der A 59 dort würde die Leitung die Kleine Emscher queren, nördlich der Warbruckstraße die Autobahn kreuzen und dahinter die Prinz-Eugen-Straße. Und auf der Südseite des Fahrner Zechengeländes würde sie den Willy-Brandt-Ring erreichen. Von dort soll sie etwa auf der Trasse der geplanten Umgehungsstraße das Walsumer Industriegebiet erreichen. Dort müsste sie an die zwischen Dinslaken und Moers verlaufende Leitung der Fernwärme Niederrhein angebunden werden.
Den Kern der Leitung bilden zwei Rohre von 1,20 Metern Durchmesser. Sie bilden ein 2,50 Meter hohes, drei Meter breites Bündel, das in einem vier Meter breiten und 2,80 Meter tiefen Graben verlegt wird, aber auch überirdisch verlaufen kann. In welchen Abschnitten die Leitung wie verlegt wird, das steht noch nicht fest. Im Bereich der Emscher soll die Leitung teilweise in den Deich eingelassen werden.
Nach Auskunft von Michael Mohrmann von der Betreibergesellschaft sind acht bis neun rechtwinklige Straßenquerungen vorgesehen. „Die hohe Verkehrsdichte dort lässt keine Straßensperrungen zu“, so Mohrmann. „Deshalb kommt nur ein unterirdischer Vortrieb in Betracht.“
Weitere Wohnhäuser anschließen
In der Bezirksvertretung begrüßte Herbert Fürmann (Linke/Grüne) das Projekt. Die Anbindung weiterer Wohngebiete daran sei dringlich, erklärte er. Aber man sollte das Projekt unbedingt der Bevölkerung vorstellen, riet er. „Das wollen wir, sobald die Planung konkreter ist“, antwortete ihm Michael Mohrmann von der Projektgesellschaft.
Ratsherr Karlheinz Hagenbuck (Wählergruppe SGU) wollte wissen, welche Kraftwerke denn dadurch überflüssig werden und ob die Kommunalpolitiker auch an den Details der Planung beteiligt werden.
„Die Laufzeiten der Kraftwerke werden zunächst nur eingeschränkt, solange der Wärmebedarf aus der Müllverbrennung gedeckt werden kann“, antwortete Klaus Spindler von der Projektgesellschaft. Die meisten Kreuzungen würden unterirdisch durchgeführt. Wenn sie oberirdisch erfolgten, dann anders als mit den bekannten Rohrbrücken. „Wir sind schon in Abstimmung mit den Trägern öffentlicher Belange und mit den betroffenen Städten“, ergänzte sein Kollege Thomas Döking. Schließlich wird für den Bau der Leitung ein öffentliches Planfeststellungsverfahren durchgeführt.
Für die SPD wünschte Volker Thierfeld detaillierte Infos über die geplanten Eingriffe in das Ortsbild. „Das heute ist ja nur eine Vorabinformation“, betonte Bezirksbürgermeister Uwe Heider (SPD)