Duisburg. Das Megaprojekt erhält beim Bürgerbarometer ein vernichtendes Urteil: Knapp die Hälfte hält das FOC „auf keinen Fall“ für einen Gewinn für Duisburg.
Klamotten namhafter Hersteller günstig einkaufen, in rund 100 Shops in einem schmucken Outlet-Dorf, das täglich tausende Besucher nach Hamborn lockt und dem Stadtteil neue Hoffnung bringen sollte — die Erwartungen sind so gebröckelt wie das Umfeld der alten Rhein-Ruhr-Halle, auf deren Areal das Duisburg Outlet Village entstehen sollte. Es ist ein Projekt, das von Pleiten und Pannen geprägt war und von dem es greifbar bisher nur bunte Modellbildchen gibt. Und das hat sich in den vergangenen drei Jahren auch in der Meinung der Bevölkerung verankert: Fast die Hälfte der beim NRZ-Bürgerbarometer befragten Duisburger ist inzwischen der Ansicht, dass das FOC „auf keinen Fall“ ein Gewinn für die Stadt wäre. Ein vernichtendes Urteil, die Stimmung ist ganz klar gekippt.
Obwohl das 125 Millionen Euro schwere Megaprojekt weiter auf der Stelle tritt und die entscheidenden Gutachten auch nach Jahren nicht vorliegen, und öffentlich längst über eine Verlegung des Outlets in die Altstadt diskutiert wird, hält die Stadt an dem Vorhaben in Hamborn fest.
Eröffnungstermin im Jahr 2014
Dabei ist nicht einmal klar, ob der designierte Betreiber überhaupt noch Interesse an dem Standort Duisburg hat. FOC-Spezialist Freeport mit Hauptsitz in London betreibt in Europa fünf Outlet-Center, ein weiteres hat in Italien eröffnet, in Kürze soll eins in Malaysia folgen. Für Duisburg nennt Freeport auf seiner Internetseite immer noch einen Eröffnungstermin im Jahr 2014. Freeport gehört zur US-Investorengruppe Carlyle, einer der weltweit größten privaten Beteiligungsgesellschaften. Doch ob man als Betreiber nach den jahrelangen Verzögerungen überhaupt noch zur Verfügung steht, ob man für das Projekt bisher Geld in die Hand genommen hat und ob man über die Vorgänge beim Projektentwickler überhaupt informiert ist — all diese Fragen hat die NRZ an alle drei beteiligten Freeport-Geschäftsführer in London gestellt. Es gab keine Reaktion.
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Alles andere als transparent sind auch die weiteren Entwicklungen bei den Projektentwicklern von „Douvil“. Der Projektleiter ist weg, das Büro in Hamborn offenbar verweist. Die Firma hat ihren Sitz nach Duisburg verlegt, firmiert aber als eine Kleinstkapitalgesellschaft, ihre Bilanzen sind deshalb nicht mehr öffentlich zugänglich.
„Douvil“: Verbindlichkeiten in einem Jahr versiebenfacht
Im Juli 2015 hatte „Douvil“ erst die Bilanz für das Jahr 2012 nachgereicht. Die Verbindlichkeiten sind von einer halben Million Euro auf mehr als 3,5 Millionen Euro gestiegen. Die Projektentwickler haben laut Vertrag mit der Stadt die Möglichkeit, das Grundstück zu beleihen, obwohl der Kaufpreis erst im Fall einer gültigen Baugenehmigung fällig wird. Nach NRZ-Recherchen sollen die Projektentwickler davon aber bisher keinen Gebrauch gemacht haben.
Die Stadt sträubt sich dennoch, einen Schlussstrich unter das offenkundig gescheiterte Megaprojekt zu ziehen — zu groß scheint die Furcht davor, für die bei Vertragsabschluss mangelhafte Klärung des problematischen Störfallabstandes am Ende finanziell in Regress genommen zu werden. Auch politisch liegt das Thema auf Eis: Die „FOC-Begleitkommission“ aus Ratsvertretern hatte sich nach der Wahl zwar konstituiert, aber seitdem nie wieder getagt.
Aus der letzten Ankündigung des Planungsdezernenten Carsten Tum, der in anderthalb Wochen im Rat endlich den nächsten Verfahrensschritt auf den Weg bringen wollte, wird wohl wieder nichts: Hätte der Offenlage-Beschluss am 23. November fallen sollen, hätte sich damit bereits in der vergangenen Woche der Fachausschuss befassen müssen. Dort hatten die Bündnisgrünen kritisch nachgefragt — auf die zugesagten Antworten warten sie bis heute.