Hamborn. 120 Teilnehmer marschierten bei der zweiten Nachtdemonstration der Initiative gegen Raserei auf der B8 mit. Sie hoffen auf ein nächtliches Tempolimit.
„Schwuppdiwupp, die Polizei hat’s doch gesehen“ – die Raser-Szene musste am Freitagabend auf ihr gewohntes Lärmmonopol erst mal verzichten.
Kurz vor der zweiten Nachtdemonstration der „Hamborner Initiative gegen Raserei auf der B8“ ist es ungewohnt leise vor dem Hamborner Rathaus.
Statt aufbrüllender Boliden hört man nur vereinzelte Räuspergeräusche aus den Polizeifunkgeräten der zahlreichen, uniformierten Demobegleiter. Jürgen Blumer, einer der Sprecher der Initiative verteilt Schlachtrufzettel an die etwa 120 Demonstranten, die zur späten Stunde gekommen sind, um lautstark ihre Nachtruhe zu fordern.
"Heute wird zurückgekracht!"
„Heute wird zurückgekracht, denn wir sind die größere Macht“, skandieren die Hamborner selbstbewusst und lassen Topfdeckel, Hupen, Trillerpfeifen, Vuvuzelas und Soßenkellen scheppern und jaulen was das Zeug hält. Der Zug bewegt sich langsam über die Duisburger Straße und biegt in die Schreckerstraße ein. „Da gibt es ja tolle Videos von, wie die Autos hier auf zwei Rädern um den Verteilerkreis heizen“, ruft Blumer durchs Megaphon.
Walter Kunz am Straßenrand nickt. Er wäre dort vor kurzem beinahe überfahren worden. Die ganze Demonstration traut er sich zwar mit seinem Rollator nicht mehr zu: „Aber ich bin heilfroh, dass die Nachbarn das jetzt in die Hand genommen haben, so kann es ja nicht mehr weitergehen.“
Mit Schlachtrufen und Gesängen
„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Nachtruh‘ klaut“, rufen die Demonstranten. Während sie auf dem Maikäferfest ihren Infostand betreuten, haben sie sich parolentechnisch aufgerüstet und sich ein paar neue Schlachtrufe einfallen lassen. Sogar für erste Gesänge hat es gereicht. „Ruhelos jede Nacht, durch den Krach auf der B8. Jetzt ist Schluss bald ist’s vorbei mit der Autoraserei“, singen sie siegessicher und frei nach Helene Fischer.
Sie setzen ihre Hoffnungen vor allem auf ein nächtliches Tempolimit von 30 Stundenkilometern, das nach behördlichen Lärmmessungen in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint. Und haben dabei die Mehrzahl der geplagten Anwohner durch alle Altersgruppen und Nationalitäten auf ihrer Seite. Schulkinder, Schichtarbeiter, Senioren, alle brauchen ihren Schlaf und sind bereit, auch mal ordentlich zu trommeln und zu pfeifen, damit ihr Anliegen genug Aufmerksamkeit bekommt.
Immerhin: Die ungeteilte Aufmerksamkeit der Hamborner Lokalpolitik haben sich die lärmgeplagten Bürger schon gesichert. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt arbeitete die Bezirksvertretung im Frühjahr schon ein ganzes Bündel möglicher Maßnahmen ab, die zur Eindämmung der gefährlichen Pkw- und Motorrad-Raserei führen sollen.