Duisburg. Im Kulturbunker Bruckhausen organisiert Michael Fröhling einen Freeshop. Grundversorgung und Chance für Roma-Jugendliche, sich modisch zu kleiden.

„Ich weiß, dass viele unserer Roma-Frauen diese bunten Kleider tragen“, sagt die 19-jährige Alisa (Namen geändert) in fast akzentfreiem Deutsch, „mein Stil, meine Tradition ist das nicht. Ich will Jeanshosen tragen.“

Dass tun Alisa und zwei ihrer Freundinnen auch, die regelmäßig im Freeshop unterm Dach des Bruckhausener Kulturbunkers aushelfen.

Jeans statt Kleider

„Wenn wir mal ehrlich sind, dann wird man mit diesen bunten Kleidern doch sofort als Zigeunerin abgestempelt“, sagt Nora, ebenfalls Roma-Mädchen, die mit ihren 15 Jahren perfektes Deutsch spricht, „das ist nicht fair. Für mich ist es aber trotzdem wichtig, dass ich Jeans und andere Hosen trage. Wegen mir. Egal, was die anderen sagen“, sagt die junge Frau.

Dass sie modische Hosen tragen, verdanken die jungen Frauen unter anderem Michael Fröhling. „Wir versuchen hier, jungen Roma aus dem Viertel modische Sachen anzubieten“, sagt der Geschäftsführer, „auch, weil einige von ihnen dann nicht in Kaufhäuser gehen, um sich Sachen zu stehlen. Denn Geld haben sie keines.“

Bedarf an warmen Sachen

Dies sei nur ein Aspekt des Freeshops im Kulturbunker: „Viele der zahlreichen Roma-Familien, die jetzt in Bruckhausen leben“, sagt Fröhling, „kamen im Winter vor zwei Jahren. Die Kinder hatten keine Wintersachen, nichtmal Schuhe. Da mussten wir etwas tun.“

Seine Tochter, sagt Fröhling, die in Italien in einem alternativen Modegeschäft gearbeitet hat, habe ihn auf die Idee gebracht: „Dort war das Motto ,Tauschen und leihen statt kaufen’. Das habe wir uns hier dann auch zu eigen gemacht.“

Dabei heraus gekommen ist vor knapp einem halben Jahr der Freeshop Bruckhausen, den Fröhling und seine Kollegen im fünften Stock des Kulturbunkers auf der Dieselstraße eröffnet haben. Familien und Jugendliche können die Kleidungsstücke behalten oder auch nur ausleihen.

Angebot spiegelt die Nachfrage wider

Direkt am Eingang steht ein Schuhregal mit modernen Sneakern und sportlichen Schuhmodellen angesagter Marken. „Abgesehen von den Schuhen, auf die wir hier ganz stolz sind“, sagt Fröhling, „spiegelt das Angebot die Nachfrage wider.“

Der größte Bedarf bestehe bei Kleinkinder- und Kinderkleidung, gefolgt von Kleidung für jugendliche Mädchen und Jungs: „Das Angebot für Männer- und Frauenmode bei uns ist relativ groß. Auch, weil es nicht so stark nachgefragt ist. Kinder- und Jugendsachen brauchen wir dringend.“

Fröhling spricht’s und wendet sich der nächsten Familie zu, die mit zwei kleinen Kindern den Freeshop betritt. „Haben sie Kindersachen?“ fragt die Frau.

Potenzielle Unterstützer können sich per Email melden unter: info@kulturbunker-bruckhausen.de. Stichwort: Freeshop.