Duisburg. Comedian Markus Krebs aus Duisburg darf wieder vor Publikum spielen. Im Interview spricht er über Witze, Zettelwirtschaft und Katzenpublikum.
Das Leben erwacht nach langer Corona-Bremse. Vor allem für die Künstler, die in den vergangenen Monaten nichts zu lachen hatten. Jetzt geht’s wieder los. Vom vollen Leben wachgeküsst und ganz vorne dabei ist Duisburgs Comedian: Hocker-Rocker Markus Krebs. Mit ihm sprach Eva Arndt über die „Stunde Null“ nach dem Lockdown.
Ihre neue Kneipe „Zum Hocker“ in Duisburg ist jetzt seit anderthalb Wochen draußen geöffnet, seit einigen Tagen sogar wieder drinnen. Was ist das für ein Gefühl?
Einfach super. Es ist ja eigentlich eine Fußballerkneipe vom ETuS Bissingheim, aber die Leute rennen mir die Bude ein. Ich bin froh, dass die Zeit der Hupkonzerte in den Autokinos als Ersatz für eine Live-Show vorbei sind. Da darf jetzt nicht mehr gehupt werden. Nur noch Hubbrücken und Hubschrauber dürfen das.
Sie sind am 16. Juni in Hattingen - beim ersten Live-Start für viele Comedians – mit dabei. „Comedy im Campingstuhl“ heißt es da Open-Air an der Henrichshütte. Freuen Sie sich?
Ja, total. Für mich ist es schon der vierte Termin, denn die Biergärten-Tour hat schon angefangen.
Wie schaffen Sie es, so komische Szenen zu erfinden?
Ich versuche immer, in ganz normalen Alltagssituationen was Komisches zu sehen. In der Regel gelingt das.
Waren Sie immer schon so wahnsinnig, oder kam das im Laufe der Jahre?
Ich bin jetzt 50. Aber ich war schon damals in der Schule mehr auf dem Flur, als in der Klasse. Ich bin ständig rausgeflogen.
Duisburger Markus Krebs über Helge Schneider und Tabus
Das erinnert an die Karriere von Helge Schneider. Der flog ja ständig von der Schule. Ähnlichkeiten?
Ja. Aber auch Helge Schneider hat doch einen tollen Humor. Der verletzt niemanden, der ist lustig, der macht keine Witze auf Kosten anderer. Das finde ich gut.
Gibt es für Sie im Comedybereich Tabus?
Ich mach keine Witze über Personen, die man zuordnen kann, nicht über Politik, nicht über Religion.
Sind Sie in einer Partei?
Nein, das kommt davon, weil ich mir aus jeder Partei nur immer einige Bereiche herauspicke, mit denen ich einverstanden bin. Vielleicht gründe ich mal eine Partei für Leute, die sich nicht entscheiden können.
Noch mal ein kurzer Blick zurück auf die vergangen tristen Monate. Sind Sie in eine Depression gefallen?
Das ging gar nicht. Ich hatte unheimlich viel zu tun. Ich schreib’ ein Buch über das Ruhrgebiet mit Abgabetermin im Herbst. Ich habe viele große Termine, ich hab’ die Biergarten-Tour. Ich arbeite ständig an neuen Gags. Die schreibe ich dann auf Zettel und gucke später, was in ein Programm passt.
Sie haben also auch so eine Zettelwirtschaft, wo Sie nach zwei Stunden nicht mehr wissen, wo das Aufgekritzelte ist?
Doch, doch. Ich weiß immer, wo ich die Zettel hingesteckt habe. Ich weiß nur manchmal nicht mehr, wo da der Witz sein sollte. Dann muss ich oft richtig überlegen.
Haben Sie in der Coronazeit auch einsam und alleine vor dem Computer gestanden und eine Show für andere gemacht. Ohne Resonanz? Quasi, im Off, im sterilen Raum?
Ja, es haben mich zum Beispiel Firmen gebucht, ich hatte zum Teil vor 8000 Leuten einen Auftritt.
Und, wie war’s?
Ich hab’ mich gefreut. Aber vor 50 Menschen live zu spielen, ist tausend Mal schöner, weil man da eine Resonanz bekommt.
Markus Krebs probt zu Hause vor seinen drei Katzen
Wenn Sie Ihre Programme proben, hört Ihnen da zu Hause jemand zu?
Ja. Ich habe drei Katzen. Zwei sind zwei Jahre alt und Spencer ist 14. Der ist der Boss.
Und was sagen die Vierbeiner so zu Ihren Proben?
Ich will denen Witze erzählen, aber die kommen meistens, weil sie meinen, es gibt Essen.
Wie lösen Sie das Missverständnis?
Wenn die mir lange beim Labern zuhören, kriegen sie mehr. Sonst gibt’s wenig. Und die privaten Sachen erzähl’ ich denen ja gar nicht. Das geht die nix an.
Werden Sie auch durch echte Menschen inspiriert?
Na klar. Ich hab einen Freund, den Malte. Den gibt’s wirklich, der heißt aber anders. Der ist so ruhig und langsam, ich sag’ immer, der ist die Lücke in der Polonaise. Wenn der am Bewegungsmelder vorbeigeht, geht das Licht nicht mal an.
Was treiben Sie privat so? Sie haben keine Kinder, warum eigentlich nicht?
Weil ich immer mit Frauen zusammen war, die schon Kinder hatten. Für Dominik war ich im Grunde Vater. Wir sind zusammengekommen, als er anderthalb war und zusammengeblieben bis er 15 Jahre alt war. Der hilft jetzt mit in der Küche und sagt immer noch Papa zu mir.
Schönes, bewegtes Leben, oder?
Ja, vor allem, wenn man sich nicht immer über Kleinigkeiten aufregt. Das macht einen doch kaputt.
Das sind ja gerade die Sachen, an denen letztlich so viele Beziehungen scheitern. Ein Beispiel für dämliches Aufregen?
Zum Beispiel Mülltrennung. Da hab’ ich letztens gefragt, watt is denn Mülltrennung? M-ü-l-l. So?
Wie gehen Sie mit Ihrem eigenen Erfolg um?
Ich bremse nicht, ich genieße nicht. Bei mir gibt’s nur Zukunft. Ich schreib lieber ein Programm, als mich in den Garten zu legen.
Markus Krebs: Hier gibt es Karten für seine Show
- Noch gibt es Karten, um in Hattingen bei Sommerwetter „Comedy im Campingstuhl“ zu genießen. Für super Atmosphäre sorgt die Henrichshütte, der Spielort für die erste große Open-Air-Veranstaltung nach Monaten. Gleich am ersten Spielabend, 16. Juni, 20 Uhr, ist der Duisburger Markus Krebs mit dabei, so wie Katie Freudenschuss und Jean-Philippe Kindler. Durch das Programm führen Johann König und Miss Allie.
- Man kann noch Karten für insgesamt vier Live-Veranstaltungen kaufen, bei denen immer mehrere Künstler auftreten. Denen kann man tatsächlich bequem im Liegestuhl zuhören und das Leben wieder genießen. Buchen kann man unter „kleine-affaere.de“ Der WDR zeichnet die Veranstaltung auf.