Duisburg/Berlin. .

Einen Tag vor dem Jahrestag des Loveparade-Unglücks wollten Techno-Fans über Facebook die Loveparade in Berlin auferstehen lassen. Mittlerweile wurde die Party abgesagt. Begründung: Es hätte sowieso nur ein virtuelles Facebook-Event sein sollen.

Ein Jahr nach der Duisburger Loveparade-Katastrophe wollten Techno-Fans die Loveparade in ihrer Geburtsstadt Berlin wieder aufleben lassen. Über Facebook rief die Gruppe „We want the Love Parade back!“ zu einer inoffiziellen Loveparade auf. Staffinden sollte dieses Event am 23. Juli, einen Tag vor den Gedenkfeiern zum Jahrestag in Duisburg. Über 91.000 Einladungen hatten die Initiatoren verschickt, über 14.700 User wollten daran teilnehmen. Auch wenn es sich bei dieser Veranstaltung nur um ein „Facebook-Event“ handeln sollte, also keine reale Veranstaltung, wurde am 23. Juli ein Massenauflauf im Berliner Tiergarten befürchtet. Offiziell angemeldet war die Party demnach auch weder bei Polizei noch beim zuständigen Bezirksamt. Mittlerweile wurde die Veranstaltung mit der Begründung abgesagt, dass es ein rein virtuelles Facebook-Event werden sollte, so ein Polizei-Sprecher.

Nachdem das Facebook-Event bekannt geworden war, kritisierte Matthias Roeingh alias Dr. Motte in einer Stellungnahme dieses Vorhaben. Der Gründer der Loveparade hat starke Sicherheitsbedenken gegen eine mögliche Neuauflage der Veranstaltung. „Wir konnten doch alle verfolgen, wie aus der Geburtstagsparty eines Teenagers ein gigantischer Massenauflauf wurde, kritisiert Musiker Dr. Motte. „Multipliziert mit dem Faktor Loveparade“ sah er ein „unkalkulierbares Risiko“, zumal die Initiatoren der Veranstaltungsseite, sich schon im Vorfeld aus der Verantwortung zögen. „Ich sehe keine ordentliche Planung, kein Sicherheitskonzept. Ich kann nur hoffen, dass die Stadt Berlin auf diesen Samstag gut vorbereitet ist, die Veranstaltung sachgemäß geplant und angemeldet ist und Niemand dabei zu schaden kommt.“

Loveparade habe nichts in Händen von profitorientierten Unternehmen zu suchen

Schon wenige Tage nach dem Duisburger Unglück habe Roeingh zahlreiche Anfragen bekommen, die Veranstaltung doch 2011 fortzuführen. „Einige teilten mir sogar mit schon Verträge mit diversen Sponsoren zu haben. „Dieser ganze Aktivismus zeigt mir zwar einerseits ganz klar, dass ein riesiger Bedarf besteht. Dennoch stehe ich dem Ganzen mit höchster Skepsis gegenüber und kann davor eigentlich nur warnen.“

Die Katastrophe am 24. Juli 2010 habe die elektronische Musikszene nämlich gespalten, stellt der DJ fest. „Ich frage mich ernsthaft, wie weit sich unsere Szene schon voneinander entfernt hat, um so rücksichtslos miteinander umzugehen? Wir sind von dem Spirit und dem Lebensgefühl gerade weiter entfernt denn je. Liebevoller und respektvoller Umgang miteinander sieht anders aus“, erklärt er weiter. Bevor man überhaupt eine Diskussion darüber beginne, ob und wie die Loveparade fortgeführt werden könnte, müsse erst einmal eine ganzheitliche Heilung in Gang gesetzt werden – „beginnend mit einer gründlichen und lückenlosen Aufklärung, Trauerarbeit und Traumabehandlung.“

Für Matthias Roeingh steht aber schon jetzt fest, dass es mit der Loveparade, so wie sie zuletzt gelaufen sei, so nicht weiter gehen könne. „Diese Veranstaltung hat nichts in den Händen von privaten, business- oder profitorientierten Unternehmen zu suchen.“ Es müsste ein ganz neues Konzept entwickelt werden, dass die Musik und die Kultur in den Vordergrund stellt, die Sicherheit der Besucher gewährleistet und die Veranstaltung vor Missbrauch und kommerzieller Ausbeute schützt. „Aber von Alledem sind wir noch weit entfernt“, so die Kritik des Loveparade-Erfinders. (mawo/we)