Duisburg. Als erste der drei beteiligten Städte startet Duisburg mit dem Kulturhauptstadtprojekt "2 -3 Straßen" von Jochen Gerz. Im Oktober haben die ersten Mieter in Hochfeld ihre neuen Wohnungen bezogen.
Mit einem außergewöhnlichen Projekt erregt Konzeptkünstler Jochen Gerz im Revier Aufsehen. Mit „2-3 Straßen”, einer Ausstellung in Städten des Ruhrgebiets, kommt jetzt auch Duisburg, als Teil der Kulturhauptstadt, aus den Startlöchern.
Menschen aus der ganzen Welt werden in Mülheim, Dortmund und Duisburg in drei Straßen ein Jahr mietfrei wohnen. Ihre Erfahrungen in der neuen Umgebung sollen die Mieter, die sich allesamt beworben haben, täglich zu Papier bringen. Nach Abschluss des Projekts wird das entstandene literarische Gesamtwerk zusammengeführt und veröffentlicht.
Das Recht zur Widerrede
„Unsere Modelle haben das Recht zur Widerrede. Die wichtigsten Akteure sind jedoch die alten Mieter in den Straßen. Wir wollen neuen Spirit, Vitalität, Spaß und Glück in die Umgebung bringen”, sagt Gerz. 20 Wohnungen, in der Saarbrücker und St-Johann-Straße im Stadtteil Hochfeld, werden von neuen Projektmietern bewohnt.
Von außen sind die Ruhr2010-Wohnungen nicht als solche zu erkennen. Genau so hatte es Gerz geplant, der die Idee zunächst für „unmöglich” hielt. Bei seinem „radikalsten Projekt”, so sieht es zumindest Dr. Söke Dinkla, Leiterin des Kulturhauptstadtbüros Duisburg, möchte Gerz nicht nur einer Straße, sondern einem ganzen Landstrich neues Leben einhauchen. „Intelligenz ist hier eine unglaubliche Ressource in der Region. Aber sie verkauft sich zu schlecht - ich möchte etwas polieren, ihr Glanz und Aura geben”, so Gerz.
Besucher willkommen
Wer die besonderen Bewohner ausfindig macht, ist als Besucher in den Wohnungen herzlich willkommen, in die Wirklichkeit einzutauchen und ein Teil des Projekts zu werden. „Für mich ist es eine interessante Alternative. Ich bin offen für ungewöhnliche Kunst”, beschreibt Neumieter Martin Gensheimer seine Motivation. Für Gerz ist „2-3 Straßen” eine konsequente Fortsetzung seines bisherigen Wirkens. Die Situation wird zur Kunst und der Besucher zum Teilnehmer.