Duisburg. Unstimmigkeiten mit der Stadt Duisburg hätten die Biergarten-Pläne der Macher von „Luft und Liebe“ beinahe platzen lassen. Sonntag geht es los.
An der Bar verspricht ein buntes Schild „Eskalation“: Die Macher des „Luft & Liebe“-Festivals in der Villa Rheinperle eröffnen am Sonntag einen Biergarten 2.0. Corona-bedingt soll diesmal alles gesittet und mit dem nötigen Ab- und Anstand ablaufen: Es gibt Bier, Drinks und entspannte elektronische Musik. Beinahe wäre dieses Vorhaben allerdings gescheitert.
Duisburger Organisatoren führen Vorverkaufssystem ein
Dirk Hallecker, Marc Förste und Linh Kieu hatten am Montag auf ihrer Facebook-Seite das Vorhaben angekündigt und starteten einen Ticketvorverkauf. Wer kommen will, zahlt 25 Euro vorab, hinterlegt Name und Adresse und sagt zu, dass nur Personen aus maximal zwei Haushalten an einem Tisch Platz nehmen. „Das Geld wird in Verzehrguthaben umgewandelt. Zum einen wissen wir so, dass sich das Ganze für uns lohnt und zum anderen haben wir die vorgeschriebenen Daten erhoben“, erklärt Dirk Hallecker, der in den vergangenen Jahren viel Liebe in die Gestaltung des Geländes an der Villa Rheinperle gesteckt hat.
In der Mitte steht ein riesiger Baum, bestehend aus gut 10.000 Aloha-Blumenketten. Hallecker hat in der Vergangenheit als Make-Up-Artist gearbeitet, war Fotograf und hat zum Beispiel Discotheken im Stil des Club 54 dekoriert. Die Leute kommen, um zwischen Hafencontainern und den alten Villen ein bisschen Ibiza-Spirit zu spüren. Buddhas, Totenkopf-Lampen und andere hübsche Deko sorgt für lässiges Flair. „Wir haben uns einen Namen in der Szene gemacht. Und wir mussten den Leuten natürlich mitteilen, dass es mal wieder einen Grund gibt zum Logport zu fahren.“
Geöffnet ist von 13 Uhr bis 20 Uhr, unterteilt in zwei Schichten. „Das ist ähnlich wie auf den Wiesn“, vergleicht Hallecker. Diesmal seien sogar Teenager mit ihren Eltern zugelassen. Ein DJ soll Musik vom Band spielen. Die Getränke werden via App bestellt - der Barkeeper stellt die Drinks bereits und die Gäste am Tisch werden ebenfalls per App informiert, dass sie die Getränke abholen können. Die Bierbänke sind so gestellt, dass jeweils 1,50 Meter Abstand eingehalten wird.
Brief vom Ordnungsamt der Stadt Duisburg
Am Mittwoch flatterte dennoch ein Brief vom Ordnungsamt ins Haus. Die Villa Rheinperle werde als „Schank- und Speisewirtschaft mit regelmäßiger musikalischer Darbietung“ geführt. Die Dame vom Amt teilte mit, dass Veranstaltungen und der Betrieb von Diskotheken oder Bars hingegen bis 25. Mai untersagt sei. Marc Förste, der sich im Team um die Absprachen mit den Behörden kümmert, verstand die Welt nicht mehr. „Wir wollten keine Veranstaltung feiern, sondern einen Biergarten eröffnen. Wir halten uns an die Regeln und versuchen als motivierte und engagierte Selbstständige, alles möglich zu machen, damit wir kein Hartz IV beantragen müssen. Wir sind an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert.“ Um die Sache zu klären, schickte er zudem eine Mail an das NRW-Gesundheitsministerium. Andere Städte, zum Beispiel Köln, hatten zuletzt sogar kleine Konzert in Biergärten genehmigt.
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Ganz anders in Duisburg. „Ich weise Sie darauf hin, dass der beworbene Biergarten am 17. Mai entsprechend der Coronaschutzverordnung nicht durchgeführt werden darf.“ Sollten der Außendienst des Ordnungsamtes am Sonntag dennoch feststellen, dass die Veranstaltung stattfinde, werde diese aufgelöst. Für Dirk Hallecker, Marc Förste und Linh Kieu bis zum Freitagnachmittag ein Wechselbad der Gefühle. Doch dann geschah „das Wunder“, wie Hallecker es nennt. Die Gäste dürfen kommen. Es gibt Bier, Drinks und Musik, ganz so, wie es ohnehin vorgesehen
Auf Nachfrage erklärt Stadtsprecher Jörn Esser: „Die Macher von Luft und Liebe müssen deutlich machen, was dort stattfinden soll. Der Auftritt von Live-DJs, der Verkauf von Eintrittskarten für einen zeitlich begrenzten Rahmen oder auch das Selbstabholen von Getränken ließ den Gesamteindruck entstehen, dass statt einer gewöhnlichen Biergartennutzung vielmehr eine Veranstaltung stattfinden sollte.“ Das Bürger- und Ordnungsamt habe „mit einem an den Veranstalter gerichtetes Hinweisschreiben seine Beratungs- und Unterstützungsfunktion wahrgenommen.“ Der rein gastronomische Betrieb eines Biergartens ist zulässig, solange alle Hygiene- und Infektionsschutzstandards der Anlage zur Coronaschutzverordnung eingehalten werden.
„Ich bin euphorisch. Schön, dass sich das geklärt hat“, freut sich Dirk Hallecker inzwischen auf die Biergartensaison.
>> Noch Tickets verfügbar
Der Biergarten am Sonntag wird ein Testballon. Wenn alles gut funktioniert und entspannt abläuft, wollen die Organisatoren demnächst häufiger öffnen.
Auch für Sonntag gibt es noch Tickets. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich auf der Seite www.villa-rheinperle.de registriert. Spontan vorbei zu kommen ist.