Duisburg-Rheinhausen. Investor will auf dem Gelände des Jägerhofs ein Mehrfamilienhaus bauen. Anwohner protestieren. Nun soll es ein Bebauungsplan richten.

Still liegt der alte Ortskern da, malerisch und verwittert zugleich – auch die ehrwürdige Friedenseiche zeigt sich dieser Tage von der winterlich herben Seite. Kaum ein Mensch ist unterwegs. „Zu verkaufen“, verkündet ein Aushang kühl das endgültige Ende der Gaststätte Jägerhof: Gaststätte, Halle, alles kommt weg, 820 Quadratmeter Vergangenheit. Die Corona-Pandemie hat nun auch die Nachnutzung des ehemals beliebten Treffpunkts als Veranstaltungsstätte beendet.

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Seit Pläne bekannt wurden, dass ein Investor das Gebäude abreißen will, um dort ein Mehrfamilienhaus hochzuziehen, ist eine Debatte über den Erhalt des historischen Mittelpunkts von Alt-Oestrum entbrannt. Anwohner der Eichenstraße haben es sich mit der örtlichen Politik zum Ziel gesetzt, den Charakter des einstigen Postkarten-Idylls zu bewahren. Richten soll es jetzt ein Bebauungsplan oder B-Plan, ein Regelwerk, das Vorgaben über die Gestaltung von Neubauten macht - und so ungeliebten Projekten einen Riegel vorschiebt. Ein Steuerungsinstrument gegenüber dem Wildwuchs von Projektentwicklern. „Wenn neu bauen, dann angepasst“, verlangt Ferdi Seidelt, Sprecher der CDU Rheinhausen.

Bürger fürchten um den heimeligen Charakter des Ortszentrums

Schon länger fürchten Bürger in Oestrum um den Charakter ihres Ortskerns. Gegenüber der Gaststätte Jägerhof, dort, wo sich der Bruckschenhof befindet, soll seit Jahren gebaut werden, führt Dieter Recksiegel, freier Stadtplaner, ebenfalls CDU, aus. Anlass für die Bezirksvertretung, bereits im Mai 2019 von der Verwaltung die Aufstellung eines Bebauungsplans für den Bereich des Hofes und der Ländereien zwischen Eichen- und Wiesenstraße zu fordern.

Dieser soll nun nach Willen von CDU und SPD um die Fläche des Jägerhofs erweitert werden: Die Verwaltung möge ein Konzept entwickeln, wie das historische Zentrum von Alt-Oestrum künftig aussehen soll, heißt es. Recksiegel: „Wir müssen die Entwicklung steuern, dürfen nicht nur auf Investoren reagieren. Das macht Mühe, wird sich aber lohnen.“ Der Beschluss war für die Sitzung der Bezirksvertreter am 14. Januar geplant. Doch nun wird wegen Corona erst am 4. März getagt. Bisher, so die Politiker, habe die Verwaltung ohnehin noch nicht reagiert.

Investor hegt große Pläne für die Jägerhof-Fläche  

Die Bauvoranfrage für die Fläche Jägerhof dagegen liege vor – die Pläne, die der Bauträger vor Ort so nicht bestätigen wollte, klingen in der Tat groß angelegt. Ein Mehrfamilienhaus mit 13 Wohnparteien und Tiefgarage soll an der ruhigen beschaulichen Eichenstraße entstehen. Und dies sorge in der Nachbarschaft für „blankes Entsetzen“. Recksiegel spricht von einem „Riesenklotz“, einem Bau, der nicht ins Ortsbild passe. Er erinnert daran, dass die Friedenseiche mit Baumscheibe und historischem Gitter just unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Stellungnahme des Denkmalschutzes gefordert

In der Eintragung des Ensembles in die Denkmalliste sei ausdrücklich vom „heimeligen Charakter des Dorfes Oestrum“ die Rede. „Doch durch das Bauvorhaben ist genau dieser gefährdet.“ Denn auch wenn der Jägerhof selbst in den letzten Jahrzehnten stark verändert wurde und deshalb nicht unter Denkmalschutz stehe  - mit der Friedenseiche und dem Haus Eichenstraße 28 gelten mindestens zwei Gebäude in unmittelbarer Nähe als schützenswert. Und das bedeutet: „Investoren dürfen dort nicht nach Belieben bauen.“ Recksiegel fordert deshalb eine Stellungnahme des Denkmalschutzes. Laut Gesetz sei das aktuelle Projekt erlaubnispflichtig, weil dadurch das Erscheinungsbild der beiden vorhandenen Denkmäler beeinträchtigt würde.

"Häuserwachküssgesellschaft" ist von dem Hof sehr angetan

Einer, der sich mit so etwas bestens auskennt, ist Andreas Knapp, Architekt und Geschäftsführender Gesellschafter der Düsseldorfer „Häuserwachküssgesellschaft“ Küssdenfrosch, die schützenswerte Gebäude neuen Nutzungen zuführt. Ein Projekt ist die Homberger Rheinkirche. Bei einer spontanen Begehung der Jägerhof-Räumlichkeiten zeigte er sich recht angetan. Und das wiederum sorgt für Hoffnung bei Recksiegel. Andernfalls habe er auch von anderen Investoren bereits Interesse vernommen.  

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Den Verkäufern des Jägerhofs wäre unter dem Strich auch eine andere Lösung recht, wie sie bestätigten. Für sie zählt im Endeffekt, dass der Verkaufspreis stimmt.