Duisburg. Die Feuerwehr Duisburg ist im dritten Jahr in Folge im Krisenmodus. Wie ist die Stimmung bei den Rettern – und was bleibt alles liegen?

An diesem Dienstag ist er schon wieder seit 28 Tagen durchgehend im Dienst, so wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen: Oliver Tittmann ist Chef der Feuerwehr Duisburg und mit seinen 1850 haupt- und ehrenamtlichen Kräften schon im dritten Jahr im Krisenmodus. Zur Corona-Pandemie kam vor fünf Wochen der Ukraine-Krieg. Was ist seither alles liegen geblieben?

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Sein Büro in der Verwaltungsetage muss man gar nicht erst ansteuern, Tittmann ist überwiegend im Krisenstab unter dem Dach der Hauptverwaltung zu finden, umringt von den Stäben, von Experten wie dem Hygienebeauftragten, dem Fachberater Medizin und vielen mehr. Der Leitende Branddirektor ist immer im Entscheidungsmodus. Oft vermittelnd, noch häufiger im Befehlston. „Anders geht das nicht“, glaubt der 45-Jährige.

Duisburger Feuerwehr im Krisenmodus: Fortbildung, Aufklärung, Kommunikation nur auf Sparflamme

Vieles sei in der Zeit liegen geblieben. Personalgespräche etwa, das normale Verwaltungsgeschäft, es gibt Rechnungen, die verspätet gezahlt wurden. Besuche auf den Wachen oder Bürgergespräche sowie die Brandschutzerziehung in den Kitas und Schulen mussten ausfallen, Brandverhütungsschauen ebenfalls. Bei den Fortbildungen laufen nur verpflichtende Elemente.

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In seinem Beruf seien ohnehin Präsenzseminare wichtig, „Schläuche aufrollen kann man online nicht so gut üben“, sagt er lachend. Dann betont der oberste Brandschützer: „Wir schaffen es immer, dass die roten Autos rausfahren.“

Durch die Corona-Pandemie viel gelernt

In der Corona-Pandemie hätten sie eine Menge gelernt, „davon profitieren wir jetzt wieder.“ Es seien viele Kontakte geknüpft worden, die nun helfen. „Wir sind echt gut aufgestellt im Katastrophenschutz.“ Dass er zudem volle Rückendeckung aus der Politik spürt, freut ihn sichtlich.

Die Feuerwehr Duisburg begleitete auch die Sprengung des zweiten
Die Feuerwehr Duisburg begleitete auch die Sprengung des zweiten "Weißen Riesen" in Duisburg-Hochheide im September. Oliver Tittmann gab als Leitender Branddirektor zusammen mit Oberbürgermeister Sören Link Interviews. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Die Belastung, die nun durch die Schutzsuchenden aus der Ukraine auf die Feuerwehrleute zukommt, sei nicht ohne. „Die Wachen müssen viel mit anpacken, allein der Logistik-Aufwand ist enorm“, sagt Tittmann. Eine Notunterkunft für über 2000 Flüchtlinge, wie sie jetzt im Landschaftspark Duisburg Nord entsteht, „ist wie ein Dorf, da steckt eine Menge hinter“.

Die Stimmung ist trotz Druck gut

Die Wachen seien aktuell deutlich mehr auf sich gestellt, die Wachleiter sitzen alle mit im Krisenstab. Taktisch und operativ sei das sonst nicht zu stemmen. Von der Schalt-Zentrale unter dem Dach wird nicht nur der Ankauf weiterer Betten organisiert, sondern auch, wer sie wann und wo zusammenschraubt. Um nur ein Beispiel zu nennen.

Trotz allem Druck sei die Stimmung gut. Häufig müsse er Kollegen regelrecht nach Hause „prügeln“. Auf seinem Facebook-Kanal wird er nicht müde, sich zu bedanken, seinen Stolz auszudrücken und die Leistung der Kolleginnen und Kollegen anzuerkennen.

Hohe Ereignisdichte für die Feuerwehr

Er freut sich nun aber doch mal auf eine Woche Urlaub vor Ostern, zum Akku aufladen. Die Vorwoche war sein „größtes Highlight in über 20 Jahren Feuerwehr“, zumindest in puncto Ereignisdichte: Die Stadt Essen brauchte wegen einer Bombenentschärfung Unterstützung, dann gab es in Meiderich eine aufwändige Bombenentschärfung mit vielen Hindernissen – und parallel wurde die Notunterkunft im Landschaftspark aufgebaut.

Da wäre es schön, mal ohne Krise arbeiten, durchschnaufen zu können. Er denkt das laut und fängt sich gleich wieder ein: „Die Menschen aus der Ukraine haben auch keine Pause.“ Und dann läutet er mit einer Glocke. 12 Uhr. Der Krisenstab tagt.

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>>Kaum Personalausfälle durch Corona

  • Größere Personalausfälle habe es durch Corona nicht gegeben, sagt Feuerwehrchef Tittmann und verweist auf die Maskenpflicht.
  • Auf den Wachen gilt seit zwei Jahren eine konsequente Trennung zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr, bis zum begrenzenden Flatterband auf dem Flur und Essen auf dem Rollwagen, verdeutlicht Tittmann.