Duisburg.. Nach längerer Pause gibt es wieder eine große Ausstellung mit Skulpturen und Wandarbeiten von Hans-Jürgen Vorsatz im Thyssen-Krupp-Bildungszentrum.
Die Skulpturen von Hans-Jürgen Vorsatz kennt jeder, der mit offenen Augen durch Duisburg geht, zum Beispiel über den Dellplatz, wo eine Arbeit steht, die mit Gerhard Losemann entstanden ist. Das Arbeitsamt, die Stadtwerke, das Landgericht – Vorsatz ist präsent. Seine letzte größere Ausstellung hatte er 2009 in der Mercatorhalle, wo ebenfalls eine Skulptur geblieben ist.
65 Skulpturen und Wandarbeiten zeigt er jetzt im Thyssen-Krupp-Bildungszentrum in Hamborn, das als begehrter Ausstellungsort lange Wartelisten hat. Auch hier steht im Außenbereich eine Vorsatz-Arbeit, die auf eine Idee im Orwell-Jahr 1984 zurückgeht und später in der Thyssen-Krupp-Lehrwerkstatt umgesetzt wurde: Der „große Bruder“, aus Stahl „blickt“ auf eine Findling, also einen Stein aus der Natur.
Künstler bringt Natur und Architektur zusammen
1945 in Düsseldorf geboren, hat Vorsatz sein Atelier bereits seit 1979 an der Goldstraße. Sein Ausgangspunkt ist die Bildhauerei. Das sieht man auch den Wandarbeiten auf Leinwand oder Platte an, bei denen Vorsatz ungewöhnliche Materialien auf faszinierende Weise bearbeitet und miteinander kombiniert: Blattsilber, das kühl-grau, aber auch rötlich-warm schimmern kann, Asche, die eine sandig-stumpfe Oberfläche hat, klebrig-schwarzes Bitumen, durchsichtig-hartes Epoxidharz, Blei, aber auch zartes Pergament und Mineralfarben. Im Farbspektrum überwiegen Naturtöne, Rot oder Blau setzen Akzente.
Vorsatz bringt Natur und Architektur zusammen. Ein Schlüsselsatz stammt vom chilenischen Dichter Pablo Neruda: „Vielleicht ist dies das Haus, in dem ich lebte, als ich weder existierte noch Erde besaß.“ Dieses schützende Haus erforscht Vorsatz in seinen Arbeiten, die aus Gegensätzen wie Drinnen und Draußen, Dichte und Leichtigkeit, Erde und Himmel, Glätte und Rauheit in eine Balance finden – manchmal eher spannungsgeladen, manchmal ganz ruhig. Einzelne Arbeiten sind mehrteilig angelegt – über 30 kleinformatige Einzelbilder umfasst eine Arbeit, die aus der Distanz eine Horizontlinie ergibt.
Auch interessant
Ein anderes Thema des Künstlers ist der Holocaust, mit dem er sich seit der Ausschreibung für das Mahnmal in Berlin intensiv beschäftigt. In einem Entwurf für das Duisburger Denkmal für die deportierten jüdischen Kinder wird das Haus zum Waggon.Selten gibt es zeichnerische Elemente wie etwa in einer der jüngeren Wandarbeiten, in der Vorsatz die Idylle einer Kleinstadt im Schwabenland befragt: Häuser, ein Kirchturm, aber aus dem hellen Gestein des Hügels quillt... Rot.