Duisburg. Jeder vierte Duisburger Auszubildende beendet seine Lehre nicht. Gründe dafür können sowohl eine falsche Berufswahl aber auch zwischenmenschliche Gründe sein. Allein im letzten Jahr wurden 966 Ausbildungen abgebrochen. Um die Zahlen zu senken setzt die Arbeitsagentur auf die Berufsorientierung.

Jeder vierte Auszubildende in Duisburg bringt seine Lehre nicht zu Ende, sondern schmeißt die Brocken. Die Gründe mögen vielfältig sein, doch 966 abgebrochene Berufsausbildungen im letzten Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Bisher lag die Abbrecherquote bei rund 20 Prozent.

„Bloß weil jemand Tim Mälzer toll findet, muss er sich nicht unbedingt als Koch eignen“, nennt Hans-Georg Grein ein Beispiel für die falsche Berufswahl. Oft klaffe bei den jungen Menschen eine Lücke zwischen Vorstellung und Realität. Es können aber auch durchaus zwischenmenschliche Gründe für den Abbruch der Lehre vorliegen. Manchmal passt es einfach nicht zusammen. Andererseits empfiehlt Grein auch Unternehmen, an ihrer Attraktivität als Ausbilder zu arbeiten, denn „es kommen immer weniger Bewerber auf den Markt.“

Meist Abbrüche in der Probezeit

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) kritisiert, dass viele Arbeitgeber den schwarzen Peter gern pauschal den Jugendlichen und ihrer angeblich mangelnden Ausbildungsreife zuschieben. „Damit machen es sich Chefs aber viel zu einfach. Natürlich gibt es leistungsschwächere Schüler. Aber genauso gibt es Betriebe, denen selbst die nötige ‚Ausbildungsreife‘ fehlt, weil den Jugendlichen einfach zu wenig vermittelt wird“, klagt Geschäftsführer Hans-Jürgen Hufen. Statt immer wieder das Klagelied von der angeblich geringen Qualifikation der Azubis anzustimmen, sollten Arbeitgeber mehr Zeit und Mühe in die Ausbildung investieren. Viele Jugendliche hielten auch wegen der teilweise enormen Arbeitsbelastung nicht durch. Insbesondere dann, wenn sie wegen Personalmangels im Betrieb als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt würden. „Da ist Enttäuschung vorprogrammiert“, so Hufer.

Die IHK widerspricht: Die meisten Azubis würden vor oder zum Ende der Probezeit abbrechen — ohne Kenntnisse könnten sie kaum als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt werden, sagt Wolf-Eberhard Reiff, Bereichsleiter Bildung bei der IHK. „Zudem gehen die jungen Leute ja nicht verloren oder stehen auf der Straße, sie orientieren sich eher um.“ Wer nicht von selbst eine andere Lehrstelle finde, für den gebe es Hilfen für eine passgenaue Vermittlung. „Die Erfolgsquote ist sehr hoch“, sagt Reiff.

Um die Abbrecherquote zu senken, setzt die Arbeitsagentur vor allem auf eine Berufsorientierung ab Klasse acht. Bisher haben 1200 Schüler das Programm durchlaufen, um sich ein Bild vom Wunschberuf zu machen. Ab dem nächsten Schuljahr soll die Berufsorientierung an allen Duisburger Schulen angeboten werden.