Dass bei den Gesellenprüfungen im Friseurhandwerk in diesem Jahr 40 Prozent der Azubis – 20 von 51 – durchgefallen sind (WAZ berichtete), dürfe nicht allein den Auszubildenden angelastet werden, erklärt Felix Spreen, Bildungsreferent der DGB-Jugend Niederrhein: „Das ist nicht fair.“
Der gerade veröffentlichte Ausbildungsreport der Gewerkschaftsjugend ziehe differenziertere Schlüsse. „Dass die Auszubildenden den falschen Betrieb oder Beruf ausgewählt haben, lässt sich nicht pauschalisieren“, so Spreen. Zu kritisieren seien vielmehr die Zustände während der Ausbildung. Da habe der Ausbildungsreport erhebliche Mängel festgestellt: Viele Überstunden (teilweise ohne Ausgleich), ausbildungsfremde Tätigkeiten und fehlende Betreuung gehörten zum Azubi-Alltag. Dazu kommt: Jeder vierte Lehrling hat nicht seinen Wunschjob bekommen und einen anderen gewählt, oft eine Notlösung. Jeder zehnte Befragte gab an, selten oder nie durch seinen Ausbilder betreut zu werden oder gar keinen zu haben. Spreen: „Werden Inhalte schlecht vermittelt, fühlen sich die Jugendlichen auf sich allein gestellt und werden bei Fehlern zu Unrecht kritisiert.“
Gerade für Friseur-Azubis seien Überstunden keine Seltenheit. Hier bekommt der Friseurberuf laut der Studie die schlechteste Bewertung. Für Auszubildende sei es schwierig, sich gegen Überstunden zu wehren. Schließlich wollen sie übernommen werden. Spreen: „Da wo Azubis als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, haben sie auch keine Zeit sich auf Prüfungen vorzubereiten.“