Duisburg. Er spannt den Bogen von Heidi Klum zu Mottenpapier oder erzählt, wie es ihn nach einem Rosinenstuten gelüstete. Der WAZ-Kulturredakteur bereitete seinem wohlwollend gestimmten Publikum in der Buchhandlung „Lesezeichen“ einen heiteren Abend – und verriet auch, wie es um seine Ehe steht.

Niemand spottet so schön über die Absurdität des Alltags, über die kleinen Dinge, wie Lars von der Gönna. Der WAZ-Feuilletonist beginnt seine Glossen stets mit „Neulich“. Seine Mutter und die Gattin kommen ebenso in schöner Regelmäßigkeit vor wie die ältere Dame, die im Bus zur Arbeit vor ihm sitzt – und manchmal mit ihrem Hund spricht. „Mutti muss jetzt noch zu Rewe. Der Hund schweigt.“ Nun wurden die 40-Zeiler in dem Buch „Der Spott der kleinen Dinge“ zusammengefasst und Lars von der Gönna ist auf Lesereise.

Den Auftakt in Duisburg machte nun die Buchhandlung „Lesezeichen“ in Hamborn. „Hamborn hat mich getragen. Als ich erfuhr, dass es eine Lesereise geben wird, war ich erst ein bisschen zurückhaltend. Aber dann kam die Nachricht: Hamborn ist ausverkauft.“ Es ist ein wohlwollend gestimmtes Publikum. Die meisten Besucher sind eifrige WAZ-Leser, die Erzählungen des Autors können als bekannt vorausgesetzt werden. Und doch ist es ein Genuss, wie von der Gönna vor seinem Pult sitzt und die Glossen mal feinsinnig oder theatralisch zum Besten gibt.

Eine seiner Inspirationsquellen sei der Einkauf, verrät der gebürtige Hertener. „Man muss nur mal zuschauen, wie unterschiedlich drei Leute eine Tomate drücken können. Das sagt viel über den Menschen.“ Er spannt den Bogen von Heidi Klum zu Mottenpapier oder erzählt, wie es ihn nach einem Rosinenstuten gelüstete. „Ich war hungrig, er war schön. Mit solchen Sätzen fangen sonst schlüpfrige Texte in Frauenzeitungen an.“ Zwischen ihm und dem Brot stand allerdings eine Frau. Und die betrieb eine persönliche Dinkel-Inquisition... Manchmal kommen die Pointen ganz trocken im Nebensatz. Zum Erfolg der Glossen gehört auch, dass sich die Leser herrlich in ihnen wiedererkennen können. Und damit das Publikum auch sieht, dass er sich mitnichten die Geschichten ausdenkt, hat er wie zum Beweis eine scheußlich-schöne Sparschwein-Kollektion dabei.

Die Mutter steht gerne in der Zeitung

Doris Wenzel ist treue Leserin. Sie hat sich das Buch schon vorher gekauft. „Ich freu’ mich immer, wenn Texte von LvG in der Zeitung sind. Selbst wenn er kritisch schreibt, rammt er die Leute nie ungespitzt in den Boden, sondern formuliert elegant.“ Jens Dirksen, Leiter des Kultur-Ressorts und somit Vorgesetzter von der Gönnas, gibt in einer Ouvertüre einen Einblick in den Arbeitsalltag des Autors. Er erzählt von Opernarien, die aus seinem Büro schallen und einem Ohrensessel. Wer in diesem Möbel Platz nehme, gerate ins Plaudern. „Die Geschichten zeugen von Empathie und Zuneigung zu den Menschen.“

Beim anschließenden Gespräch mit den Zuhörern, kann von der Gönna die besorgten Gäste beruhigen. Mit seinen Lieben versteht er sich nach wie vor bestens: „Meine Schwiegermutter wohnt in Bonn. Das macht vieles einfacher. Meine Mutter ist schmerzfrei, sie steht gerne in der Zeitung, und mit meiner Frau teile ich auch den Humor.“