Duisburg. In zwei Wochen fällt im Umweltausschuss des NRW-Landtags die Vorentscheidung über ein Verbot von Delfinarien in NRW. Gegner der Delfinhaltung haben im Vorfeld jedes Ausschussmitglied mit 5000 Mails bombardiert. Ursprung der Mail-Schwemme ist eine Internet-Aktion der Tierschutzorganisation Peta.
Die Endlos-Debatte um die Delfinhaltung im Duisburger Zoo geht in zwei Wochen auf politischer Ebene weiter: Der Umweltausschuss des Landtags wird am 29. Oktober über ein Verbot von Delfinarien in NRW entscheiden. Im Vorfeld sind die Landtagsabgeordneten mit Protest-Emails überschwemmt worden: Jedes Ausschussmitglied hat in wenigen Tagen rund 5000 Mails von Gegnern der Delfinhaltung in seinem Posteingang gefunden.
Ursprung der Mail-Schwemme ist eine Internet-Aktion der Tierschutzorganisation „Peta“: Die hatte auf ihrer Internetseite einen vorformulierten Text eingestellt, der sich mit einem Klick an sämtliche Abgeordnete schicken lässt. Mehr als 185.000 mal ist die Aufforderung an die Abgeordneten, die für die Schließung des Duisburger Delfinariums stimmen sollen, verschickt worden.
Piratenpartei hatte Antrag bereits im Februar gestellt
An der Haltung der meisten Parteien wird die Aktion aber wohl wenig ändern: Der Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner jedenfalls, der auch Mitglied des Umweltausschusses ist und sich stets mit breiter Brust vor das Delfinarium stellt, sieht keine Gefahr für den Fortbestand der Delfin-Haltung in Duisburg: „Ich gehe davon aus, dass es eine breite Ablehnung des Antrags geben wird“, sagte er der NRZ.
Den Antrag hatte die Piratenpartei bereits im Februar gestellt, nachdem die Bündnisgrünen zuvor mit einem Vorstoß auf Bundesebene gescheitert waren. Letztlich geht es bei dem Delfinarien-Verbot in NRW nur um Duisburg: Bundesweit hält die Tiere sonst nur noch der Tierpark Nürnberg, zuletzt hatte Münster sein Delfinarium aufgegeben, weil die notwendige und 21 Millionen Euro teure Modernisierung nicht zu stemmen war.
Ende April hatte der Ausschuss in Düsseldorf bereits die Experten angehört. Vier Stunden lang hatten sie Fragen beantwortet, Argumente vorgelegt. „Komplett überflüssig“ seien Delfinarien, äußerte sich die Peta-Meeresbiologin Dr. Tanja Breining: Statt Delfine „in kahle Betonbecken einzusperren“ halte sie es für sinnvoller, Delfine als Holzmodelle in einem Museum auszustellen und 3D-Filme zu zeigen. Schließlich würden sich Kinder ja auch bestens mit Dinosauriern auskennen, obwohl noch kein Kind jemals einen Tyrannosaurus Rex im Zoo gesehen habe.
Zootierhaltung könne immer nur „ein Kompromiss“ sein
In weiten Teilen berührt das Thema die Grundsatz-Diskussion über die Zoo-Haltung von Tieren generell, doch davon losgelöst geht es konkret um die derzeit neun Delfine, von denen sieben in Duisburg geboren wurden. Es liege wohl an der „Popularität“ dieser Tiere, erklärte Zoo-Direktor Achim Winkler vor dem Ausschuss, dass man „sich selbst in diesem Gremium mit der Haltung von ein paar Zoo-Delfinen und nicht etwa mit dem Schutz von freilebenden Delfinen“ beschäftige, was nach Winklers Empfinden „viel wichtiger“ wäre. Die Zootierhaltung könne immer nur „ein Kompromiss“ sein, riesige Freiräume wie im freier Natur könne man weder Delfinen, noch Schimpansen, Vögeln oder Fischen bieten. Dennoch würden die Delfine in Duisburg älter als in freier Natur, die Haltung werde wissenschaftlich begleitet, mitunter von Gastwissenschaftlern aus 20 verschiedenen Ländern: „Bei all diesen Beobachtungen oder Studien sind keine Verhaltensabnormalitäten aufgetreten“, so Winkler, der die Kritik nicht nachvollziehen könne, solange die Delfine gesund und langlebig seien, die Bevölkerung sich an ihnen erfreuen und viel über die Tiere lernen könne.
Dennoch erklärte am Montag der Staatssekretär des NRW-Umweltministeriums, Peter Knitsch, dass es bei dem Thema wichtig sei, „über Missstände aufzuklären“. Er hatte in Düsseldorf 10.229 Unterschriften gegen Delfinarien entgegen genommen, die eine Öko-Kosmetikfirma in ihren Filialen gesammelt hatte. „Letztlich hat das Meinungsbild in der Bevölkerung auch Einfluss auf die Politik“, sagte Knitsch, der ebenso ein bündnisgrünes Parteibuch besitzt wie sein Dienstvorgesetzter Johannes Remmel. Der NRW-Umweltminister hatte die Debatte im August mit einem Schreiben angeheizt, in dem er Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) aufforderte, die Delfinhaltung auslaufen zu lassen. Schmidt hatte im Mai ein überarbeitetes Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren vorgestellt. Daraufhin erklärte Remmel in seinem Brief: „Ich kann nicht erkennen, wie eine tier- und verhaltensgerechte Unterbringung von Delfinen in Zoos möglich sein sollte.“
„Auswilderung nicht möglich“
Das Thema ist selbst innerhalb der Grünen nicht unumstritten, problematisch wird es auch, weil damit eine klare Linie innerhalb der rot-grünen Landesregierung fehlt. In zwei Wochen müssen die Bündnisgrünen im Ausschuss Farbe bekennen, womöglich lehnen sie den Antrag aber auch aus formalen Gründen ab.
Selbst Staatssekretär Knitsch sieht eine Schließung der Delfinarien noch weit entfernt, wie er am Montag in Düsseldorf erklärte: „Die Auswilderung gefangener Delfine ist nicht möglich, aber es wäre aus Tierschutzgründen sinnvoll, auf die weitere Zucht der Tiere zu verzichten.‘‘