Duisburg. Das Abstimmungsverhalten zweier AfD-Ratsherren sorgt innerparteilich für Verwunderung, zumal sich der Kreisverband von ProNRW und NPD distanziert habe. Die Ratsherren hätten zur Abstimmung erklärt, dass sie „ihrem Gewissen verpflichtet“ seien. Die Republikaner bieten ihnen nun eine neue Heimat an.

Das Stimmverhalten der beiden AfD-Ratsherren zugunsten der rechten Parteien sorgt auch intern beim Kreisverband für „Entsetzen“. Wie der Vorstand auf NRZ-Nachfrage mitteilte, will auch er erst durch die Veröffentlichung des Ratsprotokolls vor wenigen Tagen von dem Abstimmungsverhalten seiner beiden Ratsherren erfahren haben.

Wie berichtet hatten Holger Lücht und Alan Imamura in zwei Fällen offen zugunsten von NPD und ProNRW gestimmt. Allerdings gehört mit Marion Stöbbe auch das dritte Fraktionsmitglied zum Vorstand. Sie hatte in der Ratssitzung im Juni anders gestimmt, das Thema folglich aber nie im Vorstand angesprochen.

Kurios: Die Ergebnisse der geheimen Abstimmungen, die ebenfalls eine AfD-Unterstützung für ProNRW nahe legen, hatte der Kreisvorstand zwar intern thematisiert. „Die beiden Ratsherren wiesen aber darauf hin, dass es sich um geheime Abstimmungen gehandelt habe und sie lediglich ihrem Gewissen verpflichtet seien“, erklärte der Kreisverband gegenüber der Redaktion. Die Mehrheit des Vorstands sehe nach den Vorfällen nun „keine Basis mehr für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit“ mit ihrem Vorsitzenden Holger Lücht, der noch bis Januar 2015 gewählt ist.

Republikaner bieten „neue Heimat“

Eine „wie auch immer geartete Unterstützung von Pro NRW und NPD“ widerspreche „der klar formulierten Positionierung der AfD und somit auch dem kreisverbandsinternen Konsens“, heißt es. Deshalb distanziere sich der Kreisverband mit seinen rund 100 Mitgliedern ausdrücklich von den Vorgängen. „Alles Weitere liegt in der Hand des Landesvorstands“, sagte ein Sprecher. Der NRW-Chef der AfD, Marcus Pretzell, hatte den Duisburger Fraktionschef und Kreisverbandsvorsitzenden Lücht aufgefordert, die Partei zu verlassen.

Reagiert hat Lücht, der im Urlaub weilt, bisher nicht. Auch für den Kreisverband war er bisher nicht erreichbar. Wie geht es jetzt weiter? „Wir möchten fairerweise die Stellungnahme von Herrn Lücht abwarten“, sagte ein Sprecher.

An der Zusammenarbeit der Fraktionsspitze mit den Rechten dürfte jedenfalls kein Zweifel bestehen. Denn von ProNRW hieß es gestern: „Nur weil einige AfD-Stadträte klugerweise Wahlabsprachen mit ProNRW getroffen haben, sollen sie jetzt aus ihrer Partei gedrängt werden.“ Bezeichnend: Die Republikaner haben den beiden AfD-Leuten am Donnerstag schon einmal „eine neue politische Heimat“ angeboten.