Duisburg. Die Alternative für Deutschland demontiert sich in Duisburg selbst. Ausgerechnet der Landeschef der AfD, Marcus Pretzell, fordert den Fraktionsvorsitzenden Holger Lücht zum Rücktritt auf. Teile der Fraktion sollen bei der Besetzung von Ausschüssen mit Pro NRW und NPD gestimmt haben.
Knapp vier Monate nach der Kommunalwahl, bei der die Alternative für Deutschland (AfD) 3,5 Prozent der Stimmen holte, demontiert sich die Partei selbst. Ausgerechnet der NRW-Landessprecher Marcus Pretzell geht auf Distanz zu seinen Duisburger Parteikollegen – und fordert den Fraktionsvorsitzenden Holger Lücht sogar zum Austritt aus der AfD auf.
Wie aus nun veröffentlichten Ratsprotokollen hervorgeht, haben Teile der AfD-Fraktion bei der Ausschuss-Besetzung mit ProNRW gestimmt. Auch die NPD-Ratsfrau wurde unterstützt, als sie beratendes Mitglied im Kulturausschuss werden wollte. Alan Imamura hat inzwischen seinen Vorstandsposten bei der AfD in Duisburg niedergelegt. Sein Ratsmandat will er allerdings behalten.
Imamura: "Wir gehören nicht in die rechte Ecke zu den Schmuddelkindern"
„Ich übernehme die Verantwortung dafür, dass der Eindruck entstanden ist, wir würden die NPD unterstützen. Dabei gehören wir nicht in die rechte Ecke zu den Schmuddelkindern“, betont Imamura.
Der Auftritt seiner Fraktion sei in den vergangenen Sitzungen „nicht optimal“ gewesen. „An der Außendarstellung müssen wir arbeiten.“ In einer Erklärung wird Landessprecher Pretzell deutlich: „Die AfD nimmt niemanden als Mitglied auf, der früher mal in der NPD war. Abstimmungen zugunsten dieser Partei sind folglich ein absolutes Unding.“
Für die AfD steht schlimmstenfalls der Fraktionsstatus auf dem Spiel
Man müsse sich also gar nicht vom rechten Rand, zu dem die anderen Duisburger Parteien die AfD bisher zählten, distanzieren. Leider habe der Landesverband nur Einfluss auf die Parteiämter und nicht auf die Mandate seiner Mitglieder.
Wie derweil der Fraktionsvorsitzende Holger Lücht auf die Aufforderung zum Parteiaustritt reagiert, ist unklar. Der 52-Jährige weilt gerade im Herbst-Urlaub in den Niederlanden und ist selbst für seine Parteifreunde nicht zu erreichen. Bei einem Gespräch mit Landeschef Pretzell hat er die Teilnahme verweigert. Sollte er tatsächlich aus der Partei austreten, könnte Lücht sein Mandat übrigens behalten. Die AfD verlöre ihren Fraktionsstatus.
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Imamura gibt sich indes reumütig. Er wolle einen Kurswechsel vollziehen und gemeinsam mit AfD-Ratsfrau Marion Stöbbe über Inhalte ins Gespräch kommen. „Es gibt Schnittmengen mit der CDU, teilweise mit der FDP und den Grünen“, skizziert Imamura. Er könnte sich sehr wohl eine inhaltliche Zusammenarbeit vorstellen.
Die Christdemokraten wollen die Offerte nicht weiter kommentieren. „Die AfD muss sich erst einmal sortieren. Sie hat sich in der Vergangenheit nicht gerade als würdiger Partner präsentiert“, erklärt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Rainer Pastoor.