Duisburg. Daniela Lesmeister ging Jahre als Polizistin Streife in Gelsenkirchen. Am Montag wählte der Duisburger Rat die 37-Jährige aus Kleve mit großer Mehrheit als Nachfolgerin von Wolfgang Rabe. Sie ist nach 15 Jahren wieder die erste Frau in dem Spitzengremium der Stadtverwaltung.

Mit großer Mehrheit hat der Duisburger Rat am Montag die 37-jährige Dr. Daniela Lesmeister zur neuen Beigeordneten für Recht und Ordnung gewählt. Die von der CDU favorisierte Volljuristin erhielt auch alle Stimmen der SPD und wurde mit Applaus nach ihrer Wahl begrüßt. Lediglich die Linken stimmten gegen ihre Wahl.

Lesmeister ist die Nachfolgerin von Wolfgang Rabe (CDU), der nicht wiedergewählt worden war. Die in Kleve lebende Lesmeister wird ihre achtjährige Amtszeit vermutlich Mitte Oktober antreten. Sie ist nach 15 Jahren wieder die erste Frau in dem Spitzengremium der Stadtverwaltung. Bekannt wurde sie auch als Präsidentin der Hilfsorganisation ISAR Germany. „Ich freue mich sehr über die breite Unterstützung und auf die neue Arbeit“, sagte Lesmeister nach der Wahl zur WAZ. Mutmaßungen, mit ihr könnte die CDU langfristig als mögliche OB-Kandidatin rechnen, erteilte sie eine Absage: „Das gehört nicht zu meiner Karriere- und Lebensplanung.“

Nach 15 Jahren erstmals wieder eine Frau im Duisburger Verwaltungsvorstand

Mit Daniela Lesmeister sorgt eine neue Beigeordnete im Rathaus künftig behördlich für Recht und Ordnung, die selbst viele Jahre in Gelsenkirchen als Polizistin Streife gegangen ist. Das prägte die heute 37-Jährige. Und auch als künftig zuständige Verwaltungs-Chefin für Duisburgs Feuerwehr bewegt sich Lesmeister auf bekanntem Terrain: Sie ist immerhin nach absolvierter Grundausbildung Hauptfeuerwehrfrau.

Nach 15 Jahren sitzt erstmals wieder eine Frau am Rathaustisch des Verwaltungsvorstandes. Das ist freilich für die 37-Jährige Mutter eines dreijährigen Sohnes kein Grund für ein explizites Thematisieren. Oft genug hat sie sich in von Männer geprägten Kreisen bewegt, emanzipatorische Gleichstellungsdiskussionen scheinen sie nicht zu interessieren: „Als berufstätige Frau und Mutter hat man es sicher nicht leicht“, sieht sie zugleich den Spagat zwischen Familie und Beruf und ergänzt im gleichen Atemzug selbstbewusst: „Als berufstätige Mutter weiß man sich zu organisieren.“ Punkt.

„Das Amt ist parteipolitisch neutral“

Daniela Lesmeister ist Juristin, promovierte Volljuristin mit beiden Staatsexamen nach Studium und Referendariat. Das prägt analytisches Denken und Abwägen und steht für eine strukturierte Arbeitsweise. Mit „kühlem Kopf“ und „gründlich“, sagt sie, will sie sich im neuen Job zunächst eine „breite Informationsbasis“ schaffen. Die Dezernentenstelle ist dabei für sie die „logische Weiterentwicklung“ ihrer beruflichen Karriere. „Ich habe die Ausschreibung gesehen und mich beworben“, erklärt sie.

Zur Person

Daniela Lesmeister hat mit ihrem Mann und ihrem Sohn ihren Hauptwohnsitz in Kleve. Sie wird sich jetzt auch wegen der hauptberuflichen Tätigkeit ihres Mannes für I.S.A.R. eine Zweitwohnung in Duisburg einrichten.

Ihr beruflicher Werdegang begann mit der Diplom-Verwaltungswirtin-Ausbildung zur Polizeikommissarin an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung. Sie arbeitete mehrere Jahre als Polizistin in Gelsenkirchen, im Streifendienst, in der Einsatzhundertschaft und als Sachbearbeiterin Jugendkriminalität. Das parallele Jura-Studium schloss sie mit der Promotion ab.

Danach wechselte sie 2004 ins NRW-Gesundheitsministerium, zunächst als Referentin für den Rettungsdienst, von 2008 bis 2010 war sie Referentin von Minister Karl-Josef Laumann, danach Referentin für den Maßregelvollzug.

Die 37-Jährige geht gern ins Kino, liest und: „Ich esse gerne. Ich kann aber nicht kochen, das macht mein Mann. Ich bin für den Abwasch zuständig.“

Das kam der Duisburger CDU höchst gelegen, die das unverbriefte Vorschlagsrecht für die Spitzenposition im Rathaus hatte, nachdem der wenig gut gelittene Vorgänger Wolfgang Rabe nicht wiedergewählt worden war. „Das Amt ist parteipolitisch neutral“, unterstreicht Lesmeister, die gleichzeitig stellvertretende Kreisvorsitzende der Klever CDU ist. Die Zeit als Polizistin hat sie vor rund zehn Jahren zur Union geführt, die ihr die richtigen Antworten zu geben schien, auf das, was sie als Polizistin auf dem teils harten Umfeld Gelsenkirchener Straßen erlebte.

Sorgen und Nöte hautnah

„Konservative Grundgedanken entsprechen meiner Haltung“, erklärt sie und ergänzt sofort: „Ich bin aber nicht dogmatisch.“ Eher pragmatisch. Auf dem politisch-ministeriellen Terrain (manche sagen Minenfeld) kennt sich Lesmeister allerdings ebenfalls aus: Viele Jahre arbeitete sie im NRW-Gesundheitsministerium in unterschiedlichen Fachreferaten, zuletzt verantwortlich für den Maßregelvollzug. Und als Referentin beim einflussreichen CDU-Politiker und NRW-Arbeits- und Gesundheitsministers Laumann zu schwarz-gelben Regierungszeiten saß sie nahe an den Hebeln der Macht – behördlich wie politisch. Allerdings auch „weit weg“ vom Leben: Nirgendwo ist Politik und Bürokratie aber so direkt am Bürger wie im Kommunalen. Gerade das ist es, was die Kleverin nun reizt: „Ich war zehn Jahre bei der Polizei. Da erlebt man die Sorgen und Nöte hautnah.“

Der Chef, die Chefin des städtischen Dezernats für Recht und Ordnung steht im kommunalen Ressort-Ranking üblicherweise eher am Rand des öffentlichen Interesses. Das könnte sich bei Daniela Lesmeister anders darstellen. Nach ihrer „Papierform“ bringt die 37-Jährige eine andere Präsenz, ein anderes Profil mit. Sie ist zudem Gründerin und Präsidentin des in Duisburg ansässigen Hilfswerks I.S.A.R., das weltweit aktiv ist und jetzt aktuell in Liberia Hilfsstationen für Ebola-Erkrankte aufbaut. Oft genug stand sie als I.S.A.R.-Gesicht im Rampenlicht und will ihr ehrenamtliches Präsidentenamt behalten und tunlichst auch weiter bei Einsätzen helfen, die sie oft genug in Krisenstäben leitete.

P.S.: Dass sich die Duisburger Ratshausspitze ob der vielen Probleme, Lasten und Aufgaben im Krisenstab-Dauermodus befindet und ihr eine Krisenstab-Fachkraft gut tut, ist natürlich nicht mehr als eine geradezu unverzichtbare Wortspielerei.

Das Gesicht der Hilfsorganisation I.S.A.R. 

2003 gründete Daniela Lesmeister mit ihrem Mann Michael die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany. Sie wurde von den Vereinten Nationen nach internationalen Standards geprüft und klassifiziert. Damit ist I.S.A.R. Germany neben dem THW die einzige Hilfsorganisation für Such- und Rettungsmaßnahmen (Search and Rescue) in Deutschland.

Vielfach wurden die Duisburger Rettungsspezialisten bei Unglücks- und Katastrophenlagen wie Vermisstenfällen, Einstürzen, Explosionen, Erdbeben und Flutkatastrophen weltweit angefordert. So war Lesmeister auch bei Einsätzen beim Tsunami in Südostasien 2004/2005 oder beim Erdbeben in Haiti 2010 vor Ort im Einsatz.

Sechs hauptberufliche Mitarbeiter mehr

Die 37-Jährige war zunächst beim Technischen Hilfswerk THW. Aus dem Ziel, mit ihrem Hund dort eine Ausbildung zu machen, wurde die Gründung einer der ersten Rettungshundestaffeln in NRW. 2003 erfolgte dann die Gründung der I.S.A.R. „Nicht nur zugucken, sondern etwas machen“, beschreibt Lesmeister als ihren Antrieb. „Das gibt auch viel zurück“, sagt sie zu ihrem Engagement, für das sie 2010 mit dem Bambi-Preis als „stille Heldin“ ausgezeichnet wurde.

„Ich brauche das Rampenlicht für mich persönlich wirklich nicht“, unterstreicht die 37-Jährige ihre häufige Medienpräsenz, „aber I.S.A.R. braucht es und die Öffentlichkeit“ – für eine breite Unterstützung, für Spenden.

Die Hilfsorganisation hat ihren Sitz in Duisburg, ihre Mann ist Geschäftsführer. Mit den zunehmenden Einsätzen verstärken nun sechs hauptberufliche Mitarbeiter das Hilfswerk.