Duisburg. . Vier WAZ-Leserinnen durften den großen Schauspieler Horst Naumann, der mit seiner Frau Martina seit sechs Jahren in Duisburg lebt, beim Promi-Plausch in der Reihe „Auf ein Pils mit..“ näher kennnen lernen und mit Fragen löchern. Der 89-Jährige erzählte aus seinem bewegten (Schauspieler-) Leben.

Oktoberfest-Atmosphäre herrscht derzeit im Webster am Dellplatz. Auch das dortige Bistro ist bayerisch-weiß-blau dekoriert. Horst Naumann nimmt etwas schmunzelnd Platz und muss sich fast heimisch fühlen. Schließlich hat der in Dresden geborene Schauspieler (89), erst ein gefeierter Star in der früheren DDR und später Arzt in den TV-Klassikern „Traumschiff“ und „Schwarzwaldklinik“, mehr als sein halbes Leben in München gewohnt. Seit sechs Jahren lebt Naumann mit seiner zweiten Frau Martina, Chefin der Kleinkunstbühne „Die Säule“, in Neumühl. Beim WAZ-Promi-Talk in der Reihe „Auf ein Pils mit...“ trifft der 89-Jährige auf die WAZ-Leserinnen Brigitte Saborni, Karla Rixfähren, Renate Bienzeisler und Gerda Ebert, die exklusiv die große Persönlichkeit interviewen durften. Das weibliche Quartett sprach mit Naumann bei leckeren Elsässer Flammkuchen unter anderem über...


...die Gründe damals, Schauspieler zu werden.

Horst Naumann: „Schon als ich klein war und ins Kino gegangen bin, hat mich das gefesselt. Ich habe später am Dresdner Schauspielhaus zunächst als Komparse gearbeitet und bin dann so langsam unter die Fittiche genommen worden. Nach meiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft hatte ich mein erstes Theaterengagement in Döbeln. Dort habe ich im ,Freischütz’ gespielt.“

...die Flucht mit seiner damaligen Frau Christa 1958 aus der DDR.

„Ich hatte 1957 Besuch von der Stasi, weil sich mein Vater in den Westen abgesetzt hatte. Er war Stadtrat in Meißen und in der LDP, vergleichbar mit der FDP. Ich sollte ihn wieder zurückholen. Dazu war ich aber nicht bereit. Daraufhin habe ich keine Engagements mehr bekommen und es dann 1958 an einem Sonntag mit meiner damaligen Frau geschafft, Gott sei Dank ohne Probleme mit der S-Bahn nach West-Berlin zu kommen. Es hat dann schon ein bisschen gedauert, bis ich als Schauspieler wieder richtig Fuß fassen konnte.“

...die Frage, wie er Arzt auf dem „Traumschiff“ und in der „Schwarzwaldklinik“ wurde.

„Ich kenne den Produzenten Wolfgang Rademann schon sehr lange. Und er hat mich damals einfach gefragt. Ich war aber zu jener Zeit an einem Theater in Frankfurt engagiert. Das passte zeitlich eigentlich gar nicht. Nur weil ich auf zwei Vorstellungen verzichten durfte, bin ich Arzt auf dem ,Traumschiff’ und kurz darauf, weil das bei den Zuschauern so gut ankam, dann auch in der ,Schwarzwaldklinik’ geworden. Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, mich 35 Jahre später bei dem Theaterdirektor in Frankfurt, bei Claus Helmer, dafür zu bedanken.

...Menschen, die auch privat mit ihren Wehwehchen zu ihm gekommen sind.

„Das hat es tatsächlich gegeben. Ich habe aber immer deutlich gemacht, dass ich den Arzt nur spiele und bin darauf nie eingestiegen – übrigens im Gegensatz zu meinem leider schon verstorbenen Kollegen Wussow, der ja der Professor Brinkmann in der ,Schwarzwaldklinik’ war. Er saß mal in einem Flugzeug, als jemandem schlecht wurde. Auf die Frage der Stewardess, ob ein Arzt an Bord wäre, hat er tatsächlich Folgendes gesagt: ,Ja, hier, wie kann ich helfen?’ Das sollte man natürlich nicht tun...“

...den Unterschied zwischen München und Duisburg.

„Das ist schon eine Umstellung. Die Menschen in Duisburg sind von Hause aus etwas direkter, aber das ist ja kein Nachteil. Und als Publikum sind die Duisburger absolut bewundernswert. Treffend im Urteil, sprechen sie einfach das aus, was sie meinen.“

...den kürzlich verstorbenen Entertainer und Schauspieler Joachim „Blacky“ Fuchsberger.

„Ich habe mit ihm im Film ,Kapitänleutnant Prien’ gespielt. Die Rolle des technischen Direktors war für mich die erste größere nach meiner Flucht aus der DDR. Privat habe ich ,Blacky’ Fuchsberger zwar nie getroffen, aber sein Tod geht mir schon nahe.

...die Rolle, die ihm bis heute am meisten am Herzen liegt.

„Das war die Rolle des Hitler-Attentäters Stauffenberg. Ich habe damals im Vorfeld mit dem Sohn Franz drei Stunden sprechen dürfen. Das hat mir für den Film unheimlich viel geholfen.

...das Geheimnis seiner Vitalität mit stolzen 89 Jahren.

„Ich ernähre mich vernünftig, vermeide Alkohol und Zigaretten, habe mir angewöhnt, ausgiebig zu schlafen und mir meine geistige Beweglichkeit wohl auch deshalb erhalten, weil ich weiterhin interessiert an anderen Menschen bin. Meiner Frau Martina habe ich bei der Hochzeit versprochen, dass ich 106 Jahre alt werde. Ich bin sehr bemüht, dies auch einzuhalten...“