Duisburg. . Das Lehmbruck-Museum zeigt im Rahmen der Reihe „Sculpture 21st“ eine Arbeit von Monika Sosnowska. Im weißen Kubus fühlt man sich orientierungslos

Nach der Choreographie „Kiss“ von Tino Sehgal, die manchen Besucher des Kant-Parks veranlasst hat, von außen den Paaren bei ihrem innigen Tanz in der Glashalle des Lehmbruck-Museums zuzuschauen, folgt jetzt eine Arbeit, die sich abschottet. Der weiße Kubus der polnischen Bildhauerin Monika Sosnowska mit den exakten Maßen drei mal drei mal drei Meter verbirgt sein Inneres. Wer ihn betritt, fühlt sich an ein Haus erinnert, das jedoch alles andere als das Gefühl einer „sicheren Behausung“ vermittelt.

Parallele zu Gregor Schneider

Innerhalb des Kubus aus Spanplatten, braun und weiß gestrichen, gibt es insgesamt sechs Lampen und sechs Türen aus industrieller Fertigung, die am Boden, an der Decke und an den vier Wänden angebracht sind. Sie liegen quer und haben keinerlei Funktion, wecken aber das Gefühl von Desorientierung und Irritation und setzen die Fantasie in Gang, was hinter diesen Türen sein könnte. So entstehen „imaginäre Räume“, wie Kuratorin Ronja Friedrichs sagt.

Räume und Architektur sind das zentrale Thema der 1972 geborenen Monika Sosnowska. Wer da Parallelen zur abgelehnten Arbeit „Totlast“ von Gregor Schneider entdeckt, liegt richtig. Das hätte „ideal zu Schneider gepasst“, sagte Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla gestern bei der Vorstellung des Werks aus dem Jahr 2004.

Sosnowska wurde international bekannt mit einer raumgreifenden Skulptur bei der Biennale in Venedig 2007. Da „quetschte“ sie das Stahlskelett eine Fertighauses, wie es oft in Polen errichtet wird, in den polnischen Pavillon. Die Künstlerin baut Labyrinthe, setzt auf optische Täuschungen, konstruiert Funktionsloses wie zuletzt eine Treppe in den Central Park in Manhattan, die nicht begehbar war und ins Nichts führte.

Wichtige Positionen zeitgenössischer Bildhauer

Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Sculpture 21st“ stellt das Lehmbruck-Museum anlässlich seines 50-jährigen Bestehens wichtige Positionen zeitgenössischer Bildhauer vor, die „grundlegende Fragen ans Museum stellen“, so Dinkla. Es gibt fünf Ausstellungen, die jeweils vier Wochen zu sehen sind. Den Auftakt hatte Tino Sehgal gemacht und mit seiner Choreographie die Frage aufgeworfen, ob Museen stets Objekte zeigen müssen oder nicht auch Räume für Tanz sind. Monika Sosnowska setzt nun der Vorstellung eines offenen, transparenten Museums, für die das Lehmbruck-Museum mit seinen großen Glasflächen steht, eine Abschottung gegenüber.

Die Ausstellung der wichtigsten Bildhauer der Moderne im größten Teil der Glashalle bietet die Möglichkeit, die Entwicklung nachzuvollziehen.