Duisburg. . Ein Kino-Spot mit Kai Magnus Sting soll Menschen ermutigen, andere durch eine Herzdruckmassage zu retten, wenn sie plötzlich umkippen. Die Kampagne des Evangelischen Klinikums Niederrhein „DU ich drück dich“ setzt auch auf Schulungen in Schulen.
Kai Magnus Sting ist unter die Lebensretter gegangen. In bester Ruhrpott-Manier erklärt er in einem Kino-Spot, wie man Menschen bei einem akuten Herzstillstand retten kann: „Drücken bis der Arzt kommt.“ In seinem Spot macht er das auch gleich vor. Ist ja schließlich kinderleicht, wenn nur alle wüssten, wie es geht.
Prof. Wolfgang Schöls, Chefarzt der Kardiologie am Evangelischen Klinikum Niederrhein, hat ein großes Sendungsbewusstsein. Allein in Duisburg könnten jährlich 200 Menschen überleben, wenn jemand richtig reagieren würde. Kaum jemand erinnere sich an seinen Erste-Hilfe-Kurs aus Führerschein-Zeiten. Deshalb will Schöls seine auf das Wesentliche reduzierte Botschaft mit allen Mitteln und aller Kraft verbreiten: „Man kann nichts falsch machen“, betont der Kardiologe. „Wenn jemand auf nichts mehr reagiert, ruft man die 112 und dann eben: Drücken bis der Arzt kommt.“ Profis könnten das natürlich um die Beatmung ergänzen oder einen Defibrillatoren einsetzen, die vielerorts hängen. Von einem Laien sei das allerdings zu viel erwartet, bedauert Schöls. Bis die Gebrauchsanweisung gelesen ist, sei zuviel wichtige Zeit vertan.
Der Spot gehört zur Kampagne „DU - Ich drück dich“ des Evangelischen Klinikums Niederrhein. In einem ersten Schritt wurden Sportlehrer ausgebildet, um an vier Modellschulen regelmäßig Schülern die Herzdruckmassage beizubringen. Mit Hilfe der Politik soll dieses Projekt jetzt ausgeweitet werden. „Es wäre doch ein starkes Signal zum Leben, das aus Duisburg kommt“, findet Prof. Schöls.
Spot läuft im Sommerkino
Produziert hat den Spot Kai Gottlob vom Filmforum mit seiner Produktionsfirma art-film, er zeichnet auch für das Drehbuch des Ein-Minüters verantwortlich. Gezeigt wird der Spot während der Sommerfilmreihe im Landschaftspark, er soll aber auch im Internet herumgehen. Die Deutsche Herzstiftung finanziert die Kampagne mit 70.000 Euro.
Auch die Bürgerstiftung ist im Boot. Geschäftsführer Manfred Berns sagt, dass es bei 20 Verkehrstoten im Jahr einen Aufschrei geben würde, 200 Tote nach einem Herzstillstand seien erst recht Anlass zum Handeln.
Reanimations-Pavillons an zentralen Orten
Den nächsten Schritt hat Schöls im Kopf auch schon fertig: Ähnlich wie bei einem Trimm-dich-Pfad sollen an zentralen Orten Reanimations-Pavillons stehen. Ein Torso mit einem dicken roten Punkt, der die Druckstelle markiert, soll spielerisch zum Üben animieren - mit Sanduhr zum Zeitmessen und mit Wassersäule für den Druck.
Kai Magnus Sting ist beim Dreh für den Spot ins Schwitzen gekommen. Nicht nur, weil er Retter und zu rettende Omi zugleich gibt, sondern auch, weil ihn kein Notarzt beim Drücken ablöste. Seine Angst, etwas falsch zu machen, nahm ihm Prof. Schöls. „Einfach dran gehen, die merkt ja grad eh nix“, zitiert ihn Sting. Aber die Überlebens-Chance steige um 50 bis 75 Prozent. Ob die Kampagne am Ende einen messbaren Erfolg bringt, soll begleitend eine Doktorarbeit ermitteln. Dafür wird derzeit festgehalten, wie oft Laien schon mit der Druckmassage begonnen haben, wenn der Notarzt dazukommt. In zwei bis drei Jahren sollten deutlich mehr Ersthelfer mutig genug sein.