Duisburg. Der Duisburger Comiczeichner Martin Tazl hat ausgerechnet den derzeit umstrittenen Dribbelkünstler zum Helden im neuen Yps-Comic gemacht. Warum eigentlich?

Ausgerechnet Özil soll die WM retten. Mesut Özil, 25, Rückennummer acht, der angeblich am besten verdienende Fußballer Deutschlands, zuvor Real Madrid, jetzt Arsenal London, ein Weltstar, der bei der WM in Brasilien seinen Zauber verloren hat.

Es hagelt miese Noten, Kritik von allen Seiten. Unterstützung kommt aus Duisburg, von einem, der Özil mit dem Zeichenstift die WM retten lässt: Martin Tazl, der geniale Comic-Zeichner, der den derzeit viel gescholtenen Dribbelkünstler zur zentralen Figur in der aktuellen Ausgabe des Yps-Heftes gemacht hat.

Michelle Hunziker: Aufgeblasen und ziemlich dumm?

„Ich verstehe gar nicht, was dieses ganze Gemecker soll“, sagt Tazl. „Özil gehört ja nicht umsonst zu dieser Mannschaft. Man muss die Spieler auch mal in Ruhe und ihren Job machen lassen.“ Seinen Job hat Özil als Comicfigur jedenfalls gut gemacht: Im Yps-Heft droht die WM sabotiert zu werden, „Mehrgut Brösil“ reist nach Brasilien und verhindert die Intrige. Doch warum hat Tazl für die WM-Ausgabe, die kurz vor Turnierstart erschien, ausgerechnet Özil ausgewählt? „Er bietet sich optisch an“, sagt der 40-Jährige, „schließlich ist er relativ einfach zu zeichnen.“

Özil, oder besser gesagt, Brösil, ist dabei nicht allein unterwegs. Neben den Yps-Figuren begleitet ihn auch Michelle Hunziker. Ein wohl eher ungewöhnliches Promi-Duo. „Sie ist doch eine beliebte Moderatorin. Und sie sieht so ähnlich aus wie Sylvie Meis. Aber die hatte ja nun genug Schlagzeilen“, flachst Tazl. Doch in der Heimat der 37-jährigen, eingebürgerten italienischen Moderatorin schweizerischer Herkunft kam die Spitze Feder des Duisburgers nicht so gut an. Dem Zeichner sei „der Stift durchgegangen“, schimpfte ein Schweizer Boulevardblatt, Tazl lasse Hunziker „ziemlich dumm“ und „aufgeblasen“ aussehen, er habe ihr einfach „eine Körbchengröße mehr“ verpasst.

Trainer Yoki Möw: Schwäbisch in den Sprechblasen

Hunziker und Özil hätten sich übrigens noch nicht selbst bei ihm gemeldet, merkt Tazl an, der immer wieder Promis in seine Comics einbaut, die aber meist gut wegkommen. Auch in dem WM-Magazin laufen Mehrgut Brösil und Moderatorin Michelle weitere bekannte Gesichter über den Weg: Zum Beispiel Bud Spencer und Terence Hill (Tazl: „Die sind 1984 nach ,Vier Fäuste gegen Rio’ einfach in Brasilien geblieben“) oder James-Bond-Bösewicht „Der Beißer“ alias Richard Kiel, der 007 bereits 1979 beim Karneval in Rio hinterher jagte. Und noch einer darf bei dem Comic-Abenteuer in Brasilien natürlich nicht fehlen: „Trainer Yoki Möw“, den Tazl mit ungewohnt durchtrainiertem Oberkörper und gewohntem Schwäbisch in den Sprechblasen versehen hat.

Kritik gibt’s derzeit auch an Jogi, natürlich, weil er Özil trotz Formschwäche immer wieder spielen lässt. „Beim Fußball ist es wohl normal, dass es immer alle besser wissen“, sagt Tazl, der jedes Spiel guckt, aber kein „Hardcore-Fußballfan“ sei. Und dazu einer, der das ganze Spektakel ohnehin mit einer gewissen Portion Abstand betrachtet. „Denn wenn es mit dem Titel nicht klappen sollte, dann könnte es ja daran liegen, dass die anderen auch ‘mal gut waren.“