Duisburg. Kellnern beim Public Viewing ist in Duisburg kein Zuckerschlecken: zum Beispiel vor dem Brauhaus Webster am Dellplatz. Obwohl das Team deutlich verstärkt wurde, sind die Kellner ständig im Stress. Das Geschäft eines ganzen Tages verdichtet sich an solchen Fußballabenden auf zwei Stunden.

Nicole am Zapfhahn flucht. „Warum fängt das gerade jetzt an zu schäumen?“ So werden die Gläser nicht voll und sie muss viele Gläser füllen. Die 200 oder 300 Fußballfans draußen vorm Brauhaus Webster (und vorm Movies und vorm Grammattikoff) haben Durst wie Spieler Torhunger. „Das Bier dauert!!!“ ruft sie den Kellnerkollegen zu. Die trippeln schon ungeduldig auf der Stelle. Gäste beim Rudelgucken bedienen – das ist Leistungssport.

Donnerstag, 17.30 Uhr. Die Sitzbänke am Dellplatz sind gefüllt, viele stehen, es ist nicht eng, aber gemütlich voll. Zwischen den Gästen balancieren die Webster-Mitarbeiter volle Tabletts zu den Tischen, servieren Speisen. Sie tragen lustige T-Shirts. „Balljunge“ oder „Ballmädel“ steht auf dem Rücken. Die einen recken Teller und Gläser im Lauf hoch über die Köpfe, die anderen dribbeln das Tablett eng am Körper. Nha navigiert sich mit ausgestrecktem Arm durch die Sitzreihen. Die Kellner gehen nicht, sie laufen. Sieht ein bisschen aus wie Walking mit Tablett. Die meisten tragen Turnschuhe.

Kneipen machen nicht viel mehr Umsatz als sonst

Die Webster-Chefs Jutta Rozanski und Marc Weber haben das Team heute wieder deutlich verstärkt: Sechs Kellner sind an den Fußballabenden unterwegs, ein siebter zapft im Akkord. „Bier, blond, geht beim Fußball am besten“, sagt Nicole.

Webster-Team ist „eine gute Turniermannschaft“

Acht bis zwölf Kilometer läuft ein Fußballprofi in einem Spiel. Und acht Kilometer legt ein Kellner pro Schicht zurück, sagt Conny. „Wir können konkurrieren“, lacht sie und flitzt los mit der nächsten Bierlieferung.

Chef Marc Weber schmunzelt. „Bis zum Finale sind wir alle fit. Wir sind nämlich eine gute Turniermannschaft . . .“

Man sollte meinen, mit Fußballgucken machen Kneipen das Geschäft ihres Lebens. Rozanski lacht. „Nee, es geht so viel durch wie an ganz normalen Abenden. Nur extrem verdichtet auf zwei oder drei Stunden.“

Der Job an so einem Abend ist höchste Konzentration. Hallo hier und hallo da ruft’s aus den Reihen. Zwei Bier! Cola! Wo bleibt mein Schnitzel? Ich möchte zahlen! Wie schaffen’s Kellner, sich das alles zu merken? „Keine Ahnung“, sagt Conny, seit 20 Jahren in dem Job. „Ich kenn’ einfach meine Leute.“ Hat ihr schon mal ein jubelnder Fan bei einem Tor ein Tablett aus der Hand geschubst? Nö. „Die sind alle gut erzogen.“

Obwohl mitten im Geschehen, bekommen die Mitarbeiter im Brauhaus nicht viel mit von den Spielen. Selbst der Chef hat kaum Zeit zu gucken. Nur die Kollegen in der Küche haben’s gut. Die haben sich einfach einen Fernseher neben den Herd gestellt.