Duisburg. . Das Museum Küppersmühle zeigt die große Retrospektive „Willi Baumeister international“ mit über 100 Werken. Seine Bilder eroberten auch die Deutschen, die ihren Aufbruch in die Freiheit mit Baumeister-Drucken in ihren neuen Wohnzimmern feierten.

Das Museum Küppersmühle erzählt die Geschichte des Informel in Deutschland sozusagen rückwärts: Auf K.O. Goetz, den 100-Jährigen, folgt Willi Baumeister, der heute 125 wäre, aber bereits 1955 starb. Vor allem diese letzte Zahl ist bemerkenswert, blieben doch Baumeister vom Zusammenbruch des Nazi-Regimes am Kriegsende nur zehn Jahre. Innerhalb dieser Zeit schuf der Stuttgarter die Formensprache, die ganz stark das Bild der 50er und 60er Jahre in Deutschland prägte, gar zum „ikonographischen Gesicht der deutschen Kunst“ wurde, wie MKM-Direktor Walter Smerling betont.

Die Ausstellung „Willi Baumeister international“ blickt auf seine Bedeutung innerhalb Europas. Die Retrospektive mit über 100 Werken war zunächst in seiner Heimatstadt Stuttgart zu sehen. Fotos aus dem Archiv Baumeister im Stuttgarter Kunstmuseum dokumentieren seine internationalen Verbindungen und Freundschaften etwa mit dem großen französischen Kubisten Fernand Léger oder dem Schweizer Architekten und Designer Le Corbusier.

Suche nach "Urform" und "Urkraft"

Diese Verbindungen hatten Baumeister geprägt, bevor er während der Nazi-Zeit in die innere Emigration ging. Der gelernte Dekorationsmaler, der schon als 21-jähriger Kunststudent im Württembergischen Kunstverein an einer Ausstellung mit figürlichen Bildern beteiligt war, hat nie aufgehört, seine Kunst weiter zu entwickeln. In den 20er Jahren wird er konstruktiv. In den 30ern beschäftigt er sich mit Bewegung (auch ein Fußball-Bild ist ausgestellt), entwickelt seine „Flämmchenbilder“, sucht auch beim Studium afrikanischer Motive in den 40ern nach „Urform“ und „Urkraft“. So war Baumeister nach dem Krieg schnell „in den Startlöchern“ und der erste Deutsche, der dann in Frankreich eine Einzelausstellung hatte.

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Baumeister arbeitete stets in Serien, erfand für seine abstrakten Bilder Fantasienamen wie „Montaru“, der an Landschaft und Berge denken lässt. Und auch wenn es oft eine schwarze Form ist, die das Bild beherrscht, stellt sich nie das Gefühl von Düsternis ein. Auf dem „Großen Montaru“ von 1953 setzen nicht nur Orange, Gelb, Blau und Türkis dem Schwarz zu, auch Linien und vor allem eine kleine Hand, die aus dem Dunkel zu winken scheint, machen ein Augenzwinkern des Künstlers deutlich.

Der wurde zur ersten Documenta eingeladen, eroberte aber auch die Deutschen, die ihren Aufbruch in die Freiheit mit Baumeister-Drucken in ihren neuen Wohnzimmern feierten.