Duisburg. Die Deutsch-Britische Gesellschaft aus Duisburg sorgt mindestens einmal im Jahr für britisches Amüsement. Pfingstmontag gingen die Mitglieder der Gesellschaft im Innenhafen auf die Jagd nach dem Ungeheuer Nessie und verbreiteten dabei auch unter den Zuschauern einen Monsterspaß.
„Haben sie dieses Ungeheuer gesehen?“ Mit dieser Frage und mit einer Postkarte, die ein Steckbrief des bekannten schottischen Monsters zierte, das früher regelmäßig in nachrichtenarmer Zeit aufzutauchen pflegte, überraschten Mitglieder der Deutsch-Britischen Gesellschaft gestern am Innenhafen die Besucher des Marina-Marktes. Bekannte Persönlichkeiten wie Sherlock Holmes, Horst Schimanski, Gerhard Mercator und Sean Connery beteiligten sich an der Suche nach dem Monster, das schließlich leibhaftig in den Innenhafen schwamm.
Bereits in der Vergangenheit hatte die Deutsch-Britische Gesellschaft mit humorigem Mummenschanz begeistert. So, als sie vor zwei Jahren, zum diamantenen Thron-Jubiläum, Queen Elisabeth auf der Regatta-Bahn die Huldigungen ihrer deutschen Fans entgegen nehmen ließen. Doch schon damals war es ein Spaß mit erstem Hintergrund.
„Damals war die Stimmung in Duisburg auf dem Tiefpunkt“, erinnert Vorsitzender Robert Tonks an die Zeit knapp ein Jahr nach der Loveparade. „Wir wollten einfach ein wenig Freude bereiten, ohne damit jemanden zu verletzen.“ Ein Plan, der vortrefflich in die Tat umgesetzt wurde - und ein pressetechnisches - positives - Echo in der halben Welt erzeugte.
„Seltsamerweise hat uns auch damals niemand gefragt, ob wir eigentlich bescheuert sind“, sinniert Robert Tonks. „Von den Briten erwartet man wohl einfach einen schrägen Humor.“ Deutsche hätten eben einen Fußball- und einen Auto-Bonus. „Und bei uns ist es der Humor.“
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Dabei sind in der Deutsch-Britischen Gesellschaft längst nicht nur Menschen Mitglied, die auf der Inselgruppe jenseits des Kanals zur Welt kamen. „Etwa ein Viertel sind Engländer“, erklärt Tonks. Der Rest ist zumindest laut Personalpapier durchaus Deutsch, fühlt aber Britisch. „Wir haben Ärzte, Lehrer, Automechaniker, städtische Beamte, Rentner“, zählt Tonks auf.
Anfang der 90-er Jahre habe die britische Gemeinde in Duisburg das Gefühl gehabt, in ein Vakuum zu fallen, erzählt Tonks. „Damals wurde die Kaserne in Wanheim geschlossen.“ Kurz danach siedelte der Fachbereich Anglistik der Uni nach Essen über. „Dadurch fielen auch viele Kurse an der Vhs weg.“
Kleines Häuflein Enthusiasten
Ein kleines Häuflein Enthusiasten versuchte dies durch regelmäßige Treffen in der Gaststätte „Lindenwirtin“ an der Mülheimer Straße und einige Vortragsveranstaltungen aufzufangen. Dies führte im Dezember 2006 zur Gründung der Deutsch-Britischen Gesellschaft in Duisburg. „Damals waren wir 14 Mitglieder“, erinnert sich Tonks. Heute sind es 40. Rund 200 mehr sind dem Verein als Freunde verbunden.
Ein großer Teil der Aktiven war gestern im Innenhafen unterwegs, um in diversen, teils urkomischen Rollen eine wirklich bezaubernde Variante von Nessie zu empfangen. Und ganz nebenbei politische Bildung zu betreiben. „Es ist kein Zufall, das wir Schottland zum Thema machen“, erklärt Robert Tonks. Dort findet am 18. September eine Volksabstimmung über den Verbleib des Landes in der britischen Union statt. „Wahrscheinlich wird das nichts“, orakelt Tonks. „Aber was, wenn doch? Das könnte mit Blick auf Regionen wie Korsika oder das Baskenland ein Signal für weitere Kleinstaaterei sein. So wird Europa fragmentiert.“
Andere würden bei so etwas zu politischen Diskussionen einladen. „Wir machen das mit Humor. Und das können wir ja auch ganz gut“, meint Tonks, der als Autor dreier Bücher über das „Denglisch“ auch für die Stegreifspiele seiner Vereinsfreunde maßgeblich verantwortlich zeichnet.
„Jetzt haben wir aber ein ganz anderes Problem“, lacht Tonks. Niemandem sei so ganz klar, wo die 12 Meter lange Nessie, die vom städtischen Mitarbeiter Manfred Hegner liebevoll gestaltet wurde, bis zu ihrem nächsten Einsatz beim Drachenbootrennen im Innenhafen „parken“ soll. Ein Parkplatzproblem! Das ist dann wieder weniger typisch Britisch, als vielmehr typisch Duisburg.