Köln/Duisburg. . Der Chef stellt sich dem Publikum. Intendant Tom Buhrow diskutiert am Mittwoch beim WDR-Check mit Gebührenzahlern in Duisburg. Der Sender überträgt die Veranstaltung auf allen Verbreitungswegen live. Fragen können auch per Internet gestellt werden.
Es war sein erster öffentlicher Auftritt als WDR-Chef, und natürlich hatte er Symbolcharakter. Tom Buhrow weihte vor knapp einem Jahr das Jugendstudio in den Kölner WDR-Arkaden ein. Er gab sich nahbar. Binnen weniger Sekunden hatte er das Eis gebrochen, bei Kindern wie bei Lehrern. Sein Kommunikationstalent will der Rundfunk-Manager auch beim „WDR-Check“ im Duisburger Landschaftspark Nord unter Beweis stellen, am Mittwoch, 20.15 Uhr, live.
Grausamkeiten lassen sich nicht vermeiden
Am liebsten würde der ehemalige „Mr. Tagesthemen“ den WDR als Land des Lächelns präsentieren, als Einrichtung, die so freundlich ist wie ihr Chef, allen wohl und keinem wehe. Doch klar ist, dass dem WDR mittelfristig ein Gang durch das Tal der Tränen bevorsteht. Grausamkeiten werden sich nicht vermeiden lassen.
Buhrow kennt seine Hauptbaustelle. Während das WDR-Fernsehen bei den Älteren in NRW mit einem Marktanteil von zuletzt 7,6 Prozent sogar leichte Zuwächse verbucht, sieht’s beim Publikum unter 50 mit 3,2 Prozent mau aus. Paradox: Obwohl die Generation Online lieber Serien im Bezahlfernsehen, Kino-Filme auf Abrufportalen oder Videos im Internet sieht, muss auch sie Rundfunkgebühren zahlen. Da fällt die Begründung der Zahlungspflicht schwer.
Er macht Talent-Förderung zur Chefsache
„Die Hauptaufgabe besteht darin, WDR-Inhalte auf allen Verbreitungswegen erfolgreich in die neue digitale Welt zu überführen“, schreibt NRW-Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann Buhrow ins Hausaufgabenheft.
Der WDR-Chef hat längst verstanden, dass Adenauer-Fernsehen (keine Experimente) nicht mehr funktioniert. Der 55-Jährige setzt auf Formate, die im Netz wie im Fernsehen laufen können, er will etwas riskieren. Buhrow plant Talent-Förderung mit Geld aus seinem persönlichen Etat. Drei Millionen pro Jahr stehen bereit. Reicht das? Und: Wie kann das herkömmliche TV-Angebot – von der Show bis zur regionalen Serie – modernisiert werden?
Wo wird gespart?
Mit einer cleveren Programm-Offensive könnte Buhrow punkten, beim Publikum wie bei der Politik. Wenn er aus dem Vollen schöpfen könnte. Genau das kann er nicht. Neue Ideen dürfen nicht viel kosten. Der Sender musste 2012 – einem Etat von knapp 1,4 Milliarden Euro zum Trotz – ein 80-Millionen-Loch mit Rücklagen stopfen. Für Buhrow ist sparen angesagt. Das sieht auch Rundfunkrat-Chefin Ruth Hieronymi so: Die wichtigste Aufgabe des Intendanten sei es, „die Finanzen und die Programmqualität des WDR zukunftsfest zu gestalten“. Das klingt nach Quadratur des Kreises. Sparen – aber wo? Beim Personal? Bei Sportrechten? Bei der Kultur?
Ärger scheint programmiert, mit den insgesamt 4700 Mitarbeitern, mit gut vernetzten Lobbyisten und auch mit der Politik. Buhrow braucht nicht nur gute Lösungen. Er muss sie – und das ist der schwerere Teil seines Jobs – auch gut verkaufen. Staatssekretär Eumann traut’s ihm zu: „Tom Buhrow ist ein Intendant mit großer Integrationsfähigkeit – freundlich im Umgang und konsequent in der Sache.“
EXTRA
Der „WDR-Check“ wird live aus Duisburgs Landschaftspark Nord gesendet – im WDR-Fernsehen, auf WDR 5 und via „wdr.de“.
Die Fragerunde wird moderiert von Bettina Böttinger. Dabei ist auch der ehemalige Moskau-Radiokorrespondent Hermann Krause. Er wuchs in Duisburg auf.
Fragen an den Intendanten können nicht nur vor Ort sondern auch via WDR-Homepage (www.wdr. de) oder per Twitter (#WDRCheck) gestellt werden.