Duisburg. Die Polizei suchte Mitte Januar nach einem Ring-Dieb. Das veröffentlichte Bild der Überwachungskamera des Schmuckgeschäfts zeigte Ilker Akbayrak. Er ist aber gar nicht der Täter. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen ihn nun eingestellt. Der WAZ erzählte der Duisburger seine Geschichte.
Erst denkt er an einen Scherz. „Ein enger Freund rief mich an und sagte mir, dass ich im Internet, im Polizei-Portal, auf einem Fahndungsfoto zu sehen bin“, erzählt Ilker Akbayrak (32). Mit dem Bild einer Überwachungskamera sucht die Polizei Mitte Januar dieses Jahres nach einem Ring-Dieb, der einen Monat zu vor, am 4. Dezember, gegen 16.15 Uhr mit dem Schmuckstück am Finger aus einem Juweliergeschäft an der Düsseldorfer Straße/Königstraße geflohen ist. So stand es auch in der WAZ.
Die bittere Wahrheit: Der Mann auf dem Foto ist Ilker Akbayrak, er ist aber nicht der Täter. Das hat er mittlerweile auch schriftlich. Die Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen ihn kürzlich eingestellt. Der WAZ hat der Wanheimerorter nun seine Geschichte erzählt – auch, um sich vor einer breiten Öffentlichkeit rehabilitieren zu können.
An jenem 4. Dezember sucht Ilker Akbayrak mehrere Schmuckgeschäfte in Duisburg auf, um seiner Frau zur bevorstehenden Geburt des ersten Kindes einen Diamantring zu kaufen. Um kurz nach 16 Uhr ist er auch bei besagtem Juwelier an der Düsseldorfer Straße/Königstraße. „Ich habe mich beraten lassen, ein paar Ringe angeschaut und bin dann wieder gegangen. Mehr habe ich nicht gemacht.“
"Eine sehr, sehr harte Zeit"
Den Diamantring für seine Frau kauft er schließlich in einem anderen Geschäft. Zwei Tage später kommt vormittags Sohn Mete zur Welt, abends überreicht der frisch gebackene Vater das Schmuckstück seiner freudestrahlenden Frau. Da ist die Welt noch in Ordnung – ein paar Wochen später nicht mehr.
„Ich wusste nicht mehr, wo oben und unten ist. Man ist total geschockt“, sagt Ilker Akbayrak, als er realisiert, dass mit seinem Bild nach einem Ring-Dieb gefahndet wird. „Ich hab einen Anwalt eingeschaltet und der Polizei sofort gesagt, dass ich auf dem Foto, aber nicht der Täter bin“, erzählt der 32-Jährige. „Mir wurde gesagt, dass weiter ermittelt wird, das Fahndungsfoto ist aber erst nach zwei Wochen aus dem Netz genommen worden.“
Immer wieder, erzählt der Wanheimerorter, habe er sich erklären müssen. Im Freundes- und Bekanntenkreis, auf der Arbeit. „Auch auf Facebook gab es Kommentare.“ Familie und enge Freunde stehen ihm bei. Trotzdem: „Das war eine sehr, sehr harte Zeit. Du weißt, du bist unschuldig und willst einfach nur, dass sich alles schnell klärt.“
Richterlicher Beschluss
Die Veröffentlichung von Fotos zur Fahndungszwecken erfolgt auf richterlichen Beschluss. So war es auch im Fall von Ilker Akbayrak, der nun froh ist, dass sich die Angelegenheit zu seinen Gunsten aufgeklärt hat.
Anderer Mann ermittelt und bereits angeklagt
Als er nun erfahren hat, dass das Verfahren gegen ihn eingestellt worden ist, sei ihm ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Die Polizei hat mittlerweile einen anderen Tatverdächtigen ermittelt, der wegen räuberischen Diebstahls in gleich mehreren Fällen angeklagt ist. Er sieht Ilker Akbayrak sehr ähnlich, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf WAZ-Anfrage erklärt. „Das ist bitter, aber Schicksal. Das gehört zum Lebensrisiko.“ Solche Fälle seien aber ganz selten, teilt auch ein Sprecher der Polizei mit.
Eine Entschuldigung, so Ilker Akbayrak, hätte er allerdings schon erwartet.