Duisburg. . Blaumann oder dunkler Anzug, Schlips oder IG Metall-T-Shirt – rund 600 Mercedes-Benz-Mitarbeiter aus Werkstatt, Verkauf und Verwaltung machten gestern vor der Niederlassung in Duisburg-Meiderich massivem Unmut Luft. Hintergrund sind Konzernpläne, Standorte zusammenzulegen oder auch zu veräußern.

Betroffen ist auch die Niederlassung Duisburg, die mit ihren Standorten Düsseldorf, Neuss und Krefeld rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt, davon allein 450 in Meiderich und Großenbaum.

Gestern Morgen rollten Busse zur Betriebsversammlung in Duisburg, anschließend trafen sich die Belegschaften der verschiedenen Standorte vor der Niederlassung zur Protestkundgebung. Es drohe die „Zerschlagung eines funktionierenden Mercedes-Benz-Betriebes“, erklärte Betriebsratsvorsitzender Carsten van Uden. Der geplante Verkauf der Standorte Krefeld und Mönchengladbach schwäche die Niederlassung, die ebenfalls angestrebte Trennung von Pkw- und Lkw-Geschäft sei nicht sinnvoll. „Mit uns ist das nicht zu machen“, kündigte der Arbeitnehmervertreter unter starkem Beifall Widerstand an. Die geplante Zentralisierung bestimmter Betriebsteile führe zur Entfremdung von den Kunden.

Neueinstellung nur noch bei GmbH befürchtet

Zudem schwang eine weitere Befürchtung bei den Mitarbeitern mit: Neueinstellungen soll es künftig nur noch bei einer GmbH geben, nicht mehr bei der AG – und damit auch zu anderen Konditionen. Die könnten ab 2016 auch auf die bestehende Belegschaft ausgedehnt werden. „Die wissen gar nicht, wie stolz wir sind, beim Daimler zu sein“, betonte van Uden mit Blick auf die Konzernspitze.

In der Eigenwerbung gibt sich das Unternehmen der bereits 1892 gegründete Mercedes-Benz-Niederlassung Duisburg nur gute Noten. Es sei „einer der modernsten und der größten Standorte der Region“, überzeuge durch „Kundenfreundlichkeit“ und biete einen „leistungsfähigen Werkstattservice“.

Gebremster Arbeitseifer erwartet

Der ruhte gestern morgen komplett, an den Hebebühnen und im Verkauf herrschte Stille. Gebremsten Arbeitseifer wird es auch in den nächsten Tagen und Wochen geben. Der Betriebsrat werde zunächst keine Überstunden mehr genehmigen, war gestern zu vernehmen. Und an die Verkäufer, die von der Unternehmenspitze gerade erst zu einer netten „Motivationsfeier“ eingeladen wurden unter lautem Applaus aufgefordert: „Bleibt zu Hause.“

Bundesweit sind nach Einschätzung der Gewerkschaft IG Metall rund 15.000 Daimler Beschäftigte von den Folgen des Konzepts „Own Retail - Neuausrichtung Niederlassung“ betroffen. „Betriebsrat und Beschäftigte befürchten, dass die heutige Vertriebsorganisation scheibchenweise zerschlagen werden soll“, heißt es bei der IG Metall. Ausgliederung oder Verkauf von einzelnen Betrieben oder ganzen Niederlassung drohten, verbunden mit einer „deutlichen Verschlechterung“ von Arbeitsbedingungen und bisher gültigen tarifvertraglichen Regelungen.