Meist arbeitet Katharina Witt in Halle 5 des Bildungszentrums von ThyssenKrupp Steel Europe oder im Ausbilderbüro. Ihr Job: Den Auszubildenden Wissen rund um den Metallbereich weitergeben. In dreieinhalb Jahren macht sie die angehenden Industriemechaniker fit für ihre Abschlussprüfungen. Mit gerade einmal 24 Jahren bildet die Industriemeisterin Katharina Witt bereits Auszubildende aus.
Stahl statt Gold
Früher wollte Katharina Witt Goldschmiedin werden. Nun ist sie mit Mitte zwanzig Industriemeisterin und Ausbildende zugleich. „Schon als Kind habe ich mich mehr für Technik und Metalle als für französische Grammatik begeistert. Ich habe immer gern Dinge mit meinen Händen geschaffen und herausgetüftelt, wie etwas funktioniert – deshalb war mir schon früh klar, dass eine 40-Stunden-Woche im Büro nicht für mich in Frage kommt“, erzählt sie. Ihre Leidenschaft für den Beruf kommt nicht von ungefähr: Schon ihre Eltern haben bei TKS gearbeitet, ihr Opa war Industrieobermeister in der Brammenadjustage: „Sie alle haben als Vorbilder meine Liebe zum Stahl geweckt.“
Nach dem Schulabschluss absolvierte die Duisburgerin ihre Ausbildung zur Industriemechanikerin im Bereich Metall bei ThyssenKrupp Steel Europe, nebenbei war sie Jugendvertreterin. Danach erhielt Witt ihre erste Festanstellung im Kraftwerk Ruhrort: „Dort habe ich in der Instandhaltung gearbeitet und mich um alles Mögliche gekümmert, von Wartungsarbeiten bis hin zu Testläufen der Turbine“, berichtet sie. Damit nicht genug: Parallel hat Witt drei Jahre lang die Abendschule besucht und mit 23 Jahren ihre Meisterprüfung abgelegt, Ausbilderschein inklusive. „Das war eine ziemlich harte Zeit, in der ich so gut wie keine Freizeit hatte, das Privatleben ist da schon deutlich zu kurz gekommen“, erinnert sie sich.
Die Entbehrungen haben sich gelohnt. Seit September 2013 hat sie ihre ersten eigenen Auszubildenden. „Es sind zwölf junge Männer, die ich zu Industriemechanikern ausbilde, und die Arbeit macht mir riesigen Spaß – besonders wenn ich sehe, dass meine Azubis genau kapieren, was ich erkläre. Meine Steckenpferde sind übrigens Steuerungstechnik und Mathematik.“
In ihrem Beruf sind technisches Talent, viel Neugier, dazu mathematisches Verständnis und vor allem Durchsetzungsvermögen ein Muss. Witt: „Ich kann es beispielsweise aus Sicherheitsgründen nicht durchgehen lassen, wenn jemand am Handy herumdaddelt, während er an der Werkbank steht. Dann mache ich meinen Standpunkt klar und das wird auch ohne Wenn und Aber respektiert.“ Eine gute Portion Geduld, Humor und Einfühlungsvermögen gehören dazu. „Als Ausbilder ist man nicht nur Wissensvermittler, sondern manchmal auch Coach in allen Lebenslagen.“
Rückblickend etwas ändern würde Katharina Witt an ihrem Lebenslauf nicht. „Ich bin super zufrieden wie es bislang gelaufen ist, habe tolle Kollegen, prima Azubis und einen Arbeitgeber, der mich fördert. Es macht mich glücklich zu sehen, dass meine Azubis gute Ergebnisse in ihren Tests erzielen und brauchbare Werkstücke abliefern“, so die 24-Jährige. Am beruflichen Ziel angelangt sei die junge Meisterin aber noch nicht: „Ich bin ja noch recht jung und brauche Herausforderungen.“ Schon im September möchte sie ein berufsbegleitendes Studium als ‚Bachelor of Mechanical Engineering‘ beginnen. „Das wird natürlich noch mal eine harte Zeit. Aber hoffentlich bleibt diesmal etwas mehr Zeit für meine Hobbies: Skilaufen, Ausgehen, Freunde treffen und – shoppen gehen.“