Duisburg.. Das Lehmbruck-Museum hat seinen diesjähriger Etat für Sonderausstellungen laut Rechnungsprüfungsamt schon ausgegeben. Die neue Museumsleiterin wird kreativ werden müssen, um weitere Sonderausstellungen finanziell stemmen zu können. Zudem gibt es weitere Vorwürfe gegen Ex-Museumsdirektor Stecker.

Dr. Söke Dinkla tritt als neue Direktorin des Lehmbruck Museums kein leichtes Amt an. Denn ihr Vorgänger Raimund Stecker hat ihr ein dickes Ei ins Finanznest gelegt. Das stellen die städtischen Finanzkontrolleure auch in ihrem zweiten internen Teilbericht fest, der sich mit der Finanzsituation des Museums beschäftigt.

So wird Dinkla es schwer haben die geplanten Sonderausstellungen in diesem Jahr zu finanzieren. Laut Bericht des Rechnungsprüfungsamtes (RPA) sind die im Wirtschaftsplan 2013 für Sonderausstellungen vorgesehenen Mittel in Höhe von 47.000 Euro bereits für die Otto Müller-Ausstellung ausgegeben worden, die am 1. April endete. Jetzt wird Söke Dinkla kreativ werden müssen, um die zur Zeit laufenden Sonderausstellungen von Tony Cragg und Karin Sander finanziell zu stemmen. Denn alle weiteren Sonderausstellungen müssten ausschließlich mit Sponsorengeldern finanziert werden.

Unklare Eigentumssituationen

Überhaupt sieht das RPA die Planungen für 2013 „sehr kritisch“. Raimund Stecker hatte im März das Kuratorium informiert, mit Hilfe von Sponsoren ein Werk von Otto Müller für etwa 900.000 Euro ankaufen zu wollen und eine Schenkung weiterer Werke zu erhalten. Das RPA spricht von unklaren Eigentumssituationen in Höhe von 3,1 Millionen Euro. „Scheinbar wurden diese Vereinbarungen durch Herr Prof. Dr. Stecker ohne schriftliche Verträge getroffen“, schreiben die Rechnungsprüfer. Sie befürchten deshalb statt einer Ersparnis „weitere unkalkulierbare Kosten für die Stiftung.“

Weil Stecker 2011 und 2012 das Ausstellungsbudget massiv überzogen hat und auch im Personalbereich für erhebliche Mehrkosten verantwortlich gemacht wird, musste das Kuratorium 700.000 Euro aus dem Stiftungskapital entnehmen, um die Insolvenz abzuwenden. Das hat auch die Stiftungsaufsicht, in diesem Fall das Innenministerium, auf den Plan gerufen. Das Ministerium verlangt einen Sanierungsplan über zehn Jahre, der bis Ende Juni vorgelegt werden muss.

"Plausible Aufklärung" der Vorwürfe gegen Stecker

Kosten sollen unter anderem gesenkt werden, indem Zeitverträge von Mitarbeitern nicht verlängert und frei gewordene Stellen nicht wieder neu besetzt werden. Außerdem sollen Teile des Museumsgebäudes geschlossen werden, um die Energiekosten zu senken. Da kommt es vielleicht ganz gelegen, dass das Immobilienmanagement als Eigentümer des Gebäudes bis 2016 vier Millionen Euro in die Sanierung stecken will und es deshalb immer wieder Teilschließungen im Lehmbruck geben wird.

Im Fokus der Finanzkontrolleure standen auch wieder Abrechnungen des ehemaligen Museumsdirektors. Offiziell hieß es nach der Trennung in der letzten Woche: „Nach plausibler Aufklärung aller gegen Professor Raimund Stecker persönlich erhobenen Vorwürfe haben sich das Kuratorium und Professor Stecker geeinigt, die zukünftige Zusammenarbeit zu beenden.“ Nur dass eine plausible Aufklärung kein „Freispruch“ ist.

Ungenehmigte Dienstreisen

Denn auch der zweite Prüfbericht, mit dem sich Anfang Juni die Politik hinter verschlossenen Türen beschäftigten wird, liest sich in einigen Punkten wie eine Anklage gegen den Museumsdirektor.

Die Prüfer bemängeln, dass Raimund Stecker im vergangenen Jahr neben 16 genehmigten auch elf ungenehmigte Dienstreisen, vier davon ins benachbarte Ausland, angetreten und damit gegen die Auflage des Kuratoriums verstoßen hat, „Dienstreisen vor Antritt explizit genehmigen zu lassen.“ Kritisch sieht das RPA auch acht Barabhebungen von Stecker Anfang des Jahres 2012 in Höhe von 1660 Euro. „Unpassend“ oder „doppelt eingereicht“ seien die Belege dazu, weshalb diese Sachverhalte jetzt rechtlich geprüft werden.

Auch eingereichte Rechnungen zu Trinkgeldern und Entnahmen aus der Minibar seien nicht erstattungsfähig, heißt es in dem Bericht. Weil für die Prüfer die hohen und häufigen Bewirtungskosten in fünfstelliger Höhe pro Jahr auffällig waren, empfehlen sie dem Kuratorium, sich künftig regelmäßig Berichte und Übersichten von der Buchhaltung vorlegen zu lassen.

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