Duisburg.. Die Deutsche Oper am Rhein in Duisburg gab ihre Premiere von “Der gestiefelte Kater“. Inszeniert wurde das Stück von Svenja Tiedt. Mehr als 1000 junge Theater-Besucher waren begeistert. Die Rheinoper hatte an Nichts gespart.
Es wird gepfiffen, gejohlt, geschrien und geklatscht: Die Begeisterung entlädt sich nach über einer Stunde spannender, lustiger, auch romantischer Oper – gibt es am Ende doch ein glückliches Paar. Über 1000 Kinder überwiegend aus Duisburger Schulklassen haben die Premiere von „Der gestiefelte Kater“ im Theater gesehen.
Xavier Montsalvatge hat Grimms Märchenstoff 1947 vertont, und die Rheinoper hat an Nichts gespart: Den Kindern wird keine Oper im Kleinformat geboten, sondern eine richtig große Inszenierung mit Solisten und den Duisburger Philharmonikern in Orchesterbesetzung. Kinderoper wird hier nichts als Anhängsel behandelt, das sein muss, um Besuchernachwuchs zu gewinnen, sondern als vollwertiger Teil des Spielplans. Das spüren die Kinder, (wie der Kommentar „Ey, das wird meine neue Lieblingsserie“ verrät), und so frisch und frech macht Kinderoper auch Erwachsenen Spaß.
Aufwendige Gestaltung
An Bühnenbild und Kostümen von Tatjana Ivschina kann man sich gar nicht satt sehen. Per Hubpodien wechseln die Bilder: Unter einer düsteren Brücke findet der resignierte Müllerssohn (Michael Pflumm) ein neues Zuhause. Den Kater (Iryna Vakula) aber zieht’s hinaus, Reichtum und Glück zu erobern. Er fängt vier weiße Kaninchen als Geschenk ein und nimmt sie mit ins verfallende Dornröschen-Schloss. Der verarmte, alte König (Bruno Balmelli) erinnert an einen abgewrackten Biker, die Soutane des Priesters ist mit Spinnweben überzogen, das Reifrock-Kleid der Prinzessin (Melanie Lang) abgerissen, die weiße Perücke zerzaust.
Der Kater singt so schön von der Liebe seines Herrn – angeblich ein Marquis – dass die Prinzessin ganz hingerissen ist. Mit einer List gelingt es dem Kater dann, den Müller auch als Marquis zu verkaufen: Die Prinzessin angelt ihn (mit ihrem Sonnenschirmchen) aus einem Fluss, in dem ihn Nixen immer wieder nach unten ziehen.
Weiter geht’s ins gruselige Labor des Zauberers (Oleg Bryjak), auf dessen Schloss es der Kater abgesehen hat. Hier zischt und kracht es, Flammen schlagen aus einem Skelett. Auch der Zauberer wird überlistet; dann können alle feiern, und der Kater bekommt ein feines Plätzchen auf dem Thronsessel.
Begeisterung schon vor dem Ende
Dafür, dass auf der Bühne immer was los ist, sorgen nicht nur die ungeheuer spielfreudigen Sänger und Statisten. Auch die von Amelie Jalowy einstudierten Tänzer, die als hiphoppende Kaninchen zu Publikumslieblingen werden, bringen Bewegung ins Spiel. Die Hochzeitsfeier der Hofgesellschaft wiederum wird als Schattenspiel gezeigt.
Die Musik unter der Leitung von Rainer Mühlbach reicht von konfektsüß über festliche Pauken und Trompeten bis hin zu Walzerklängen und lautmalerischem Tschingbumm. Dass es gelingt, nach der Feier, bei der das Publikum schon fast entfesselt ist, noch einmal Ruhe ins Haus für den Ausklang zu bringen, zeigt, wie gekonnt Svenja Tiedt mit Kindern arbeitet.