Duisburg. Doch nach der Anklage sitzt der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (SPD) in der Zwickmühle: Er muss einerseits erleichtert sein, dass endlich gegen seine eigene Stadtverwaltung ermittelt wird, anderseits muss er sich aus Gründen der Fürsorgepflicht schützend vor seine beschuldigten Sachbearbeiter stellen.

Der OB in der Zwickmühle: Sein Auftritt gestern vor den Kameras, Mikrofonen und gezückten Notizblocks der wieder in großer Zahl versammelten Medien im Tagungszentrum der „Kleine Prinz“ in der Stadtmitte war nicht undelikat: Wie sollte der Duisburger OB eine Doppel-Position einnehmen, ohne dabei seine eigene Glaubwürdigkeit zu verlieren?

Einerseits mit Blick auf die Angehörigen der 21 Toten ehrlich erleichtert sein, dass mit der Anklageerhebung nun endlich ein Schritt gemacht wurde zur Aufklärung der organisierten Verantwortungslosigkeit in jener Verwaltung, die ja seit zwei Jahren seine eigene Stadtverwaltung ist?

Anderseits aber als fürsorge-pflichtiger Arbeitgeber schützend die Hand über jene Sachbearbeiter des Bauordnungsamtes zu halten, die sich im Unterschied zu Ex-OB Sauerland oder Rechtsdezernent Rabe nicht erfolgreich vor der juristischen Straverfolgung in Sicherheit bringen konnten?

Darüber hinaus werden keine weiteren Maßnahmen ergriffen

OB Link wählte diesen Weg: „Mit der heutigen Benennung der Angeschuldigten“, so erklärte er gestern Mittag, „wird die Stadt Duisburg ein Disziplinarverfahren gegen die betroffenen Personen einleiten, welches bis zur Entscheidung des Gerichts ausgesetzt wird. Darüber hinaus werden keine weiteren Maßnahmen ergriffen.“

Anklage im Loveparade-Verfahren

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Bis zur Entscheidung des Gerichts gelte weiterhin die Unschuldsvermutung. Das bedeutet: Die Beschuldigten bleiben bis zum rechtskräftigen Ende eines langwierigen Gerichtsverfahrens weiter an ihren Schreibtischen.

Aber auch der umstrittene Rechtsdezernent Wofgang Rabe darf weiter unbehelligt an seinem Arbeitsplatz bleiben. Der OB: „Die Staatsanwaltschaft hat keine Anhaltspunkte dafür finden konnte, dass den Beigeordneten juristische Schuld an der Loveparade-Katastrophe trifft. Dieses Ergebnis von jahrelangen Ermittlungen habe ich zu akzeptieren.“

Politische und moralische Verantwortung

Er wolle aber daran erinnern, dass die Vergangenheit deutlich gezeigt habe, dass es bei diesem Thema „Rabe“ eben nicht nur um strafrechtlich relevante Schuld, sondern auch um politische und moralische Verantwortung gehe. Ein Gefühl für genau dieses Spannungsfeld hätten auch die Duisburger gehabt, als sie heute, auf den Tag genau vor zwei Jahren, den damaligen Oberbürgermeister Adolf Sauerland abgewählt hätten.

Link: „Sie haben damals Verantwortung übernommen, weil jemand anderes sie nicht übernehmen konnte oder wollte.“

Chronik einer Katastrophe

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Am 7. April diesen Jahres, so Link, stehe im Rat der Stadt Duisburg die Frage der Wiederwahl des Beigeordneten auf der Tagesordnung. Er gehe davon aus, dass die Ratsmitglieder dann aber den Aspekt der politischen Verantwortung in ihrer Entscheidung berücksichtigen würden.