Duisburg. Für 699.000 preist Immobilienmakler Aghthe den klassizistischen Bau derzeit an. Der Pfarrei gehören rund 60 Gebäude – neben Kirchen auch Miets- und Gemeindehäuser. Da viel investiert werden müsste, will sich die Kirche nun trennen. Damit wird auch über eine inhaltliche Neustrukturierung gesprochen.

Die Pfarrei Liebfrauen trennt sich vom Ludgerushaus. „Zu kaufen oder zu mieten“, steht im Fenster des katholischen Gemeindehauses an der Heinrich-Bertmans-Straße/ Ecke Klöcknerstraße. „Die Pfarrei besitzt rund 60 Gebäude. Wir prüfen derzeit, ob wir uns von einigen trennen“, erklärt Bastian Zimmermann, Verwaltungsleiter der Pfarrei Liebfrauen und damit zuständig für Liegenschaften. Neben Kirchen und Pfarrhäusern besitzen die Katholiken im Bezirk Mitte auch Mietobjekte, die früher einmal gebaut oder ihnen vererbt wurden. Allerdings sind die meisten Häuser in die Jahre gekommen. Sie zu renovieren würde viel Geld kosten. „Wir investieren lieber in Menschen als in Steine“, betont Ulrich Lotha, Pressesprecher des Bistum Essen.

An runden Tischen mit der Perspektive „2020“ diskutieren die Gemeindemitglieder der Pfarrei nun, wie sich die Arbeit in der Zukunft gestalten soll. „Es gibt da eine emotionale und eine rationale Ebene“, gibt Zimmermann zu. Es könne schon sein, dass der eine oder andere an „seinem“ Gemeindehaus hänge, weil er damit schöne Erinnerungen verbinde. „Im Kirchenvorstand gab es aber keinen Aufschrei. Das wurde einvernehmlich beschlossen“, sagt Reinhold Adrian, engagiertes Gemeindemitglied und stellvertretender Vorsitzender des Gemeindevorstands. „Das Gebäude sieht zwar von außen schön aus, strahlt aber in der zweiten Etage den Charme der 60er Jahre aus“, so Adrian. Teil der Diskussion, erklärt Zimmermann, sei es auch, sich neue Orte zu suchen, um mehr Gläubige zu erreichen. Als Beispiel nannte er den Gottesdienst im „Forum“.

Fassade unter Denkmalschutz

Mit der Vermarktung des Ludgerushauses ist der Duisserner Immobilienmakler Henning Aghte beauftragt. Für 699.000 Euro bewirbt er das klassizistische Gebäude aus dem Jahr 1898, dessen Fassade unter Denkmalschutz steht. Die Räume, die sich auf zwei Etagen verteilen, messen 836 Quadratmeter, das Grundstück ist 487 Quadratmeter groß. „Das Gebäude befindet sich in einem guten Zustand und eignet sich auf Grund seiner Raumstruktur für Seminare, Schulungen und Bildungsveranstaltungen“, heißt es im Exposé. Zusätzliches Plus: Sollten ältere Menschen das Haus nutzen wollen – ein Treppenlift ist bereits eingebaut. „Es gibt schon einen interessierten Investor“, verrät Aghte, will aber noch nicht konkreter werden.

Pfarrer Bernhard Lücking kann sich auch vorstellen, dass demnächst weitere Gebäude auf den Prüfstand kommen. Auch Diskussionen über die Gotteshäuser selbst schließt er dabei nicht aus. Schon jetzt stellt die katholische Kirche anderen Gruppen die Kirchen als Treffpunkt oder für Gottesdienste zur Verfügung. „Das Interesse anderer Gemeinden, etwa der armenischen, Kirchen zu übernehmen, ist groß.“