Duisburg.

„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück“, sagte schon der britische Komponist Benjamin Britten und dieser Satz könnte auch als Leitspruch der städtischen Volkshochschulen dienen: 1100 unterschiedliche Kurse leistet sich alleine die Duisburger VHS: vom Sprach-Unterricht, über den Computer-Kurs, bis hin zur Aktmalerei. Für den Bürger soll das Angebot „inhaltlich attraktiv und finanziell tragbar“ sein, verspricht Gerhard Jahn, Leiter der Bildungsstätte.

Doch ein Blick über den Stadtrand zeigt: Das gleiche Seminar kann in einer Nachbarkommune mal deutlich mehr, mal deutlich weniger als an der Königstraße kosten. Warum das so ist, erklären die Verantwortlichen der Volkshochschulen. Und auch, warum es trotzdem nicht immer das Geld ist, das Duisburger zu Gästen an den Volkshochschulen in Dinslaken, Moers, Mülheim, Oberhausen oder Düsseldorf werden lässt.

Die gleichen Kurse können unterschiedlich viel kosten

Dass die Preisunterschiede teilweise beachtlich sind, zeigt schon ein schneller Blick in die VHS-Programme: Der Zehn-Finger-Tastenschreiben-Kurs mit Zertifikat, der beispielsweise bei Bewerbungen wichtig ist, kostet etwa in Duisburg 70 Euro bei 15 Unterrichtsstunden. In Moers hingegen müssen lediglich 55 Euro ausgegeben werden; in Oberhausen (141 Euro) und Dinslaken (80 Euro) wieder mehr. Ein Grund: Hier wird die Fingerakrobatik in doppelt so vielen Unterrichtsstunden vermittelt. Alleine auf den Preis zu schauen, reicht daher nicht aus: „Es kommt immer darauf an, wie ein Kurs zugeschnitten ist“, erklärt Beate Schieren-Ohl von der VHS in Moers. Und eben das hat seinen Preis: Die Erfahrung der Dozenten, große oder kleine Lerngruppen und -vor allem bei technischen Kursen-auch die Kapazität der Fachräume sind wichtige Faktoren für den Betrag, den der Kursteilnehmer später aufbringen muss. Denn alle Volkshochschulen sollen möglichst kostendeckend arbeiten.

Preisunterschiede zeigen sich daher am deutlichsten in Seminaren, in denen technisches Equipment benötigt wird: Der Fotokurs für Anfänger etwa beläuft sich von 21 Euro bis 78 Euro, bei Unterrichtsstunden zwischen 12 und 20 Stunden. Doch auch für den Englisch-Anfängerkurs (A1) ist die Preisspanne gewaltig: 67 Euro in Dinslaken, 135 Euro in Düsseldorf schlagen dabei zu Buche. Ähnliches bei der Malerei. Allerdings ist auch hier immer entscheidend, wie viele Unterrichtsstunden angeboten und welche Extras, ob Pinsel oder Lehrbuch, die Seminargebühr beinhalten.

Tradition führt in die andere VHS

Doch es gibt auch andere Gründe in die VHS der Nachbarstadt auszuweichen, erklärt Schieren-Ohl weiter. Etwa die Termine, zu denen ein Kurs angeboten wird. Oder der Anreiseweg: Zwar wirke der Rhein wie eine Grenze, doch davon ausgenommen ist naturgemäß der Stadtteil Homberg. „Von dort haben wir immer einige Teilnehmer bei uns in den Seminaren.“ Natürliche Grenzen sind auch in Dinslaken eine Ursache für Besuch von außerhalb: Wenngleich sich außerhalb hier schwierig definieren lässt: „Bei uns sind schon immer viele Walsumer in den Kursen“, erklärt Verwaltungsleiter Jürgen Kaiser: „Traditionell sehen sich diese ja eher an Dinslaken als an Duisburg gebunden. Und auch hier spielt die Entfernung eine Rolle: Wenn man in Walsum wohnt, sind es lediglich drei Kilometer bis in unsere VHS.“

Auch in Mülheim und Oberhausen und Essen kommen und gehen Duisburger ein und aus. Und das ist sogar gewollt: Über den „DOME-Verbund“ kooperieren die Volkshochschulen, können so mit ihren geringen Mitteln Kurse - vor allem Sprachkurse abseits von Englisch - anbieten und auf Teilnehmer aus anderen Städten zählen.„Unsere Volkshochschulen befinden sich ja auch alle in Bahnhofsnähe, da ist es normal, dass Duisburger zu uns, Oberhausener dafür dann nach Duisburg gehen, erklärt Gesa Reisz, Leiterin der Oberhausener VHS: „Aber wir achten auch darauf, dass wir uns nicht mit Dumping-Preisen unterbieten.“