Duisburg. Die Eröffnung der Forensik für drogenabhängige Straftäter in Duisburg rückt näher. Am Donnerstag war Schlüsselübergabe, im Januar sollen die ersten Patienten kommen. Die Anwohner sind besorgt. Doch NRW-Minister Karl-Josef Laumann verspricht ein "Höchstmaß an Sicherheit".

Kein Jubel, aber Einsicht in die Notwendigkeit: Am Donnerstag wurde im Beisein von Landesminister Karl-Josef Laumann und OB Adolf Sauerland nach mehrmonatiger Verzögerung der Schlüssel der Forensik in Hohenbudberg an die Betreiber übergeben. Ursprünglich war die Schlüsselübergabe für Mai geplant. Bis zum Jahresende werden die etwa 140 Mitarbeiter nach und nach in das von 5,50 Meter hohen durchsichtigen Zäunen umgebene Niederrheinische Therapiezentrum den Probebetrieb aufnehmen.

„In der ersten Januarwoche werden die ersten Patienten erwartet”, erklärte der Landesbeauftrage für den Maßregelvollzug, Uwe Döhnisch-Seidel, bei einem Rundgang durch das sieben Häuser umfassende Therapiezentrum für drogenabhängige Straftäter. Die Gebäude werden sich mit Ausnahme der Aufnahme-Abteilung voraussichtlich relativ schnell füllen, denn andere Kliniken des Maßregelvollzugs in NRW werden Patienten nach Duisburg abgeben.

Immer wieder Schleusen

Sicherheit wird groß geschrieben: Der elektronisch gesicherte Zaun ist nur der außen sichtbare Teil. Insassen wie Personal müssen immer wieder Schleusen durchqueren, die nur mit einem elektronischen Schlüssel geöffnet werden können. Sind Türen länger als 30 Sekunden geöffnet, piept schon der Alarm und vom Überwachungsraum wird nachgefragt.

Eine besondere Ausstattung hat der Aufnahmebereich. Neben der obligatorischen Schleuse gibt es hier vier Kriseninterventionsbereiche (KiB). Da in einigen Fällen zu erwarten ist, dass die suchtkranken Neuankömmlinge unter starkem Entzug leiden und durchdrehen können, sind die kameraüberwachten – an Ausnücherungszellen erinnernden – KiB-Räume eingeplant worden. Zusätzlich gibt es einen eigenen, nochmals umzäunten Außenbereich.

Ist ein Patient therapierbar?

„Im Aufnahmebereich will man die Patienten erst einmal kennenlernen. Hier werden Therapie- und Behandlungspläne erstellt und eingeschätzt, wie gefährlich der Patient möglicherweise ist und ob er überhaupt therapierbar ist”, erklärt Uwe Döhnisch-Seidel den Journalisten. Je nach Stand der Therapie wechseln die Patienten die Häuser von zwei bis sieben. Wer in Haus sieben angekommen ist, hat es fast geschafft.

Einen eigenen Sicherheitsdienst wird das Niederrheinische Therapiezentrum (NTZ) nicht haben, denn „das ganze Personal ist für die Sicherheit verantwortlich”, sagt der Landesbauftragte. Und der künftige ärztliche Leiter, Dr. Bernhard Wittstamm ergänzt: „Wir brauchen die Akzeptanz der Einrichtung in der Nachbarschaft und werden dies nicht durch irgendwelche riskanten Entscheidungen gefährden.”

"Höchstmaß an Sicherheit"

Landesminister Karl-Josef-Laumann versprach in seiner Rede anlässlich der Schlüsselübergabe der Bevölkerung „ein Höchstmaß an Sicherheit” bei ausreichenden Freiräumen innerhalb der Einrichtung für die Patienten. „Es sind kranke Menschen, nicht nur Straftäter.” Der Beirat solle weiterhin Bindeglied zwischen dem Therapiezentrum und der Nachbarschaft sein. Er akzeptiere aber, dass „nicht alle mit dem Standort einverstanden sind””.

Noch schwebt über der Forensik ein Gerichtsverfahren. Der Landesbeauftragte Döhnisch-Seidel geht aber davon aus, dass auch in der nächsten Instanz im Sinne des Landes entschieden wird. Duisburg ist die vierte NRW-Stadt, in der 2009 eine Forensik übergeben wurde. Hier werden 100 Patienten behandelt werden. Etwa die Hälfte des Personals hat bereits Erfahrungen in der Forensik.

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