Rohbau an der Wilhelmstraße vollendet. Im Herbst/Winter 2010 sollen die ersten Patienten einziehen können.

Da weht sie also nun über der Herner Forensik: die grüne Richtfestkrone, geschmückt mit roten, grünen und weißen Bändern, den Farben des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit vielen Gästen wurde gestern Nachmittag die Vollendung des Rohbaus der Klinik für den Maßregelvollzug an der Wilhelmstraße gefeiert. Ab Herbst/Winter nächsten Jahres soll sie Platz bieten für 90 psychisch kranke Straftäter - und nach allem, was bis jetzt abzusehen ist, wird der Gebäudekomplex pünktlich fertig sein. Uwe Dönisch-Seidel, Beauftragter für den Maßregelvollzug des Landes NRW, kündigte deshalb auch schon das nächste Wiedersehen für die Gästeschar an – in einem Jahr, wenn die Einweihung gefeiert werden soll.

Seit der Grundsteinlegung im Januar haben die Mitarbeiter des beauftragten Generalunternehmers, die BAM Deutschland AG, etwa 3000 Fertigbauteile und Mauerwerkelemente zusammengefügt und – ganz zu Anfang – rund 2000 Rüttelstopfsäulen versenkt, weil die Gründung, so Albrecht Häberle vom BAM-Vorstand, Probleme bereitete. Er verhehlte nicht, dass es Freude mache, ein so großes Gebäude mit so komplexen Anforderungen zu errichten. Er wertete es als gutes Zeichen, dass es bis jetzt auf der Baustelle zu keinen Unfällen gekommen sei und wünschte der Forensik, „dass mit dem Gebäude die Umsetzung der gesteckten Ziele gelinge”. Ein Wunsch, dem sich Heiner Sommer vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW anschloss. Ganz zentral, so Sommer, müsse das Gebäude das Sicherheitsbedürfnis der Anlieger erfüllen; es müsse aber auch den Bedürfnissen der Patienten auf eine menschenwürdige Unterbringung gerecht werden und den Beschäftigten Abgrenzungsmöglichkeiten ebenso bieten wie Kontakt zu den Patienten.

28,8 Millionen Euro investiert das Land in die Forensik, deren Bau in Herne heftig umstritten war und gegen den die Stadt bis zum Bundesverwaltungsgericht geklagt hatte. Seitdem arbeite man auf allen Seiten „sehr kooperativ zusammen”, erklärte Uwe Dönisch-Seidel. Wenn das Gebäude erst einmal fertig sei, würden auch die wirtschaftlichen Aspekte gesehen, das habe man an anderen Forensik-Standorten erlebt. „Aber mit solch einem Argument kann man wohl nicht zu Anfang der Planung kommen.”

Der Beauftragte für den Maßregelvollzug bestätigte, dass auf Wunsch der RAG noch einmal über die Zufahrt zur Klinik nachgedacht werde, die bislang über das RAG-Gelände verlaufen soll. „Wir hätten gegen eine andere Zuwegung nichts einzuwenden”, so Dönisch-Seidel – vorausgesetzt, eine alternative Zufahrt berühre weder zeitliche noch finanzielle Vorgaben für die Forensik.