Duisburg. Feine Teekultur und das Gegenteil von Fast Food werden einmal pro Monat im Restaurant Schiffchen zelebriert. Die Betreiber haben sich ins Zeug gelegt, alles “very british“ wirken zu lassen. So werden die Gäste mit handgeschöpfter Clotted Cream, selbst gebackenen Scones und “Kate's Cake“ verwöhnt.

Es war einer dieser verregneten Tage im Sommer 2012: Den meisten stand der Sinn eher nach etwas Warmen als nach kühlen Cocktails und alle Welt schaute nach London zu den Olympischen Spielen – da war Petra Wosnitzka „very british“ zumute. Sie ersann also die Idee, im Restaurant „Schiffchen“ eine „Tea Time“ anzubieten. Ihr Mann Markus Dworaczek, Koch und Betreiber der Gaststätte, war begeistert und wagte sich auf neues Terrain. Inzwischen haben die beiden die Teezeit perfektioniert und die Besucher, darunter Teeliebhaber ebenso wie Großbritannien-Fans, reisen sonntags aus dem ganzen Ruhrgebiet an. Die Scones backt Petra Wosnitzka selbst und sogar „Kates Cake“ dürfen die Gästen kosten. Den soll die Herzogin von Cambridge selbst gerne essen und servieren.

In der Kanne von Sarah Laufkötter zieht eine „Five o’clock“-Mischung. Exakt zwei Minuten braucht der Assam, bis er seinen Geschmack entfaltet. „Kräftig und gehaltvoll“ soll er sein, erklärt der Teesommelier, der die beiden bei der Auswahl beraten hat. „Meine Mutter und ich waren erst neulich in London, aber da haben wir die Zeit für Sightseeing und Shoppen genutzt“, erzählt die Essenerin. Also holen die beiden die Tee-Zeremonie nun nach.

"Eine Tea Time ersetzt eine komplette Mahlzeit"

Dazu wird eine Auswahl englischer Klassiker gereicht. Auf der Etagere stapeln sich Sandwiches zum Beispiel, belegt mit Gurken, Hühnchen oder Eiersalat. Zudem die typischen Scones. Petra Wosnitka, gelernte Sonderpädagogin, hat extra Backunterricht bei einem Konditor genommen, um die Brötchen herzustellen. Sogar die Clotted Cream, eine Art dicke Sahne, schöpft Markus Dworaczek selbst. „Da gibt es wissenschaftliche Abhandlungen drüber, ob man die Scones erst mit Marmelade und dann mit Clotted Cream bestreicht – oder umgekehrt“, erzählt Petra Wosnitka lächelnd.

Markus Dworaczek mit einer reich belegten Etagere.
Markus Dworaczek mit einer reich belegten Etagere. © WAZ FotoPool

„Noch aufwendiger ist allerdings Kates Cake“. Das Rezept für den berühmten Kuchen hat sie in einem Blog gefunden. Dazu werden Mandeln geröstet und zusammen Marshmallows und Kekse auf ein Blech gestrichen. Die Mischung wird mit mindesten zwei Kilo Schokolade überzogen. Man glaubt Petra Wosnitzka sofort, wenn sie sagt: „So eine Tea Time ersetzt locker eine komplette Mahlzeit.“

Reservierung erforderlich

Barbara Harbarth seufzt zufrieden. Die Tee-Kultur hat sie nicht etwa in Großbritannien, sondern in Lüneburg schätzen gelernt. Dort gab es eine britische Kaserne. „Wir genießen es, Zeit zu haben. So eine Tea Time ist ja das Gegenteil von Fast Food.“ Und auch die Goldrandtassen gefallen ihr ausgesprochen gut. „Es passt alles zusammen.“ Das Geschirr, verrät Petra Wosnitzka, stammt aus den Schränken sämtlicher Verwandten. Und den Rest haben sie auf Märkten gefunden. Die gut 60 Gedecke reichen genau für einen Nachmittag. Dann wird von Hand gespült. Aber daran denkt sie erst nach der gemütlichen Tea Time.

Die „Tea Time“ findet an jedem zweiten Sonntag im Monat statt. Wer teilnehmen möchte, sollte unbedingt reservieren. Wegen des großen Andrangs trinken die ersten Gäste ihren Tee bereits um 14 Uhr, die „zweite Schicht“ beginnt um 16 Uhr.

Bald auch ein Tee-Seminar

Zur Auswahl stehen insgesamt fünf Tees. „Der Five o’clock Tee ist ein Klassiker“, weiß Petra Wosnitzka. Der Darjeeling numero neun sei indes was für Liebhaber. Die Auslese stammt von der ersten Pflückung und ist deshalb besonders mild im Geschmack. Fast sieht der helle Tee aus wie eine grüne Variante, hat aber das typische Aroma eines schwarzen Tees. Der „Earl Grey“ numero 69 besticht hingegen durch vollmundige Bergamotte-Noten und ist intensiver. Im Sommer war hingegen der Früchtetee begehrt. Er schmeckt erfrischender und hat ein exotisches Aroma, mit einer leichten Vanille-Note.

Was die Tee-Auswahl angeht, haben sich Koch Markus Dworaczek und Petra Wosnitzka von einem Tee-Fachmann beraten lassen. Demnächst wird es in ihrem Haus auch ein Tee-Seminar geben. In ihren Tassen landet nämlich in der Regel Kaffee.

Nähere Informationen gibt es unter schiffchen-duisburg.de. Reservierungen für die Tea Time sind auch unter 0203/ 75969159 möglich. Wer einen Hut aufsetzt, bekommt eine Überraschung.