Duisburg/Rheurdt. Die Vierlinge Angelina, Alexander, Maiva und Philip aus Rheurdt bekamen an ihrem 20. Geburtstag Besuch aus Duisburg: von dem Arzt Dietrich Flaskamp, der sie entbunden hatte: "So etwas kommt im Klinikalltag nicht häufig vor."
Die Vierlinge Angelina, Alexander, Maiva und Philip aus Rheurdt bekamen an ihrem 20. Geburtstag Besuch aus Duisburg: vom Arzt, der sie entbunden hat. „Ich hatte 1,68 Meter Kind im Bauch”, schmunzelt Mutter Erika Pieler (51). Verteilt auf zwei Jungen und zwei Mädchen, die vor 20 Jahren in den Städtischen Kliniken in Wedau per Kaiserschnitt entbunden wurden. Sie und ihr Mann Franz auf der einen Seite des grünen Tuchs, mit dem der OP-Bereich abgeschirmt wurde. Auf der anderen Seite: Chefarzt Dr. Dietrich Flaskamp, sein Oberarzt Dr. Norbert Hahn, die OP-Schwester – und vier Teams mit Kinderärzten und -schwestern.
„Kind eins – Mädchen, Kind zwei – Junge, Kind drei – Mädchen, Kind vier – Junge”: Mit diesen Worten überreichte Flaskamp die Neugeborenen, die zwischen 1200 und 1590 Gramm wogen, den vier Teams. „So etwas kommt im Klinikalltag ja auch nicht jeden Tag vor, das muss gut organisiert sein”, schildert der Chefarzt, der seit 1999 im Ruhestand ist und die Pielers jetzt in Rheurdt besuchte: Mit Blumen, Wein und einem Scheck des Rotary-Clubs Duisburg Rhein-Ruhr für die Eltern und Geldgeschenken für Angelina, Alexander, Maiva und Philip.
Nach einer Woche flossen Tränen
Darüber, dass es zwei Pärchen waren, konnte sich Erika Pieler am 7. September 1989 noch freuen, dann schlummerte sie ein. Nach einer Woche aber flossen die Tränen: Weil sich zum Beispiel die Krankenkasse an Hilfszusagen, die vor der Geburt gemacht worden waren, nicht mehr erinnerte. Dr. Flaskamp schaltete sich ein, sprach mit Kasse und dem Kreis Wesel und aktivierte seinen Rotary-Club. Schließlich gelang es ihm, 4000 Mark monatlich über drei Jahre für die Pielers zusammen zu bekommen. Was auch dringend nötig war: Die Mutter musste ihre Anstellung als Altenpflegerin aufgeben. Seitdem die Kinder drei sind, ist sie wieder im Beruf, „ausschließlich Nachtschicht”.
Der Vater, Psychologe, ließ sich ein Jahr unbezahlt freistellen. Allein die Windeln schlugen monatlich mit 480 Mark zu Buche. Zwei Doppelkinderwagen und alles Andere, von Stühlchen bis Stramplern mal vier: Das können Normalverdiener nicht stemmen. Geschweige denn, Hilfen zu engagieren.
Ein Jahr Leben im Säuglings-Rhythmus
„Wir haben im ersten Jahr im Säuglings-Rhythmus gelebt”, schildert Franz Pieler: „Das erste Jahr war wie eine einsame Insel, wir waren so gut wie nur im Haus.” Vater und Mutter kümmerten sich jeweils um zwei. „Wir haben immer hintereinander weg gearbeitet”, antwortet Erika Pieler auf die Frage, wie sie das geschafft haben. Natürlich habe es deprimierende Momente gegeben: Wenn die ganze Mannschaft fertig war zum Spaziergang, und es dann anfing zu regnen, zum Beispiel. Oder als die ganze Familie, zuerst die Kinder, dann die Eltern, an Magen-Darm-Grippe erkrankte.
Noch wohnen die Vier zu Hause, gemeinsam auf einer Etage. „Ich hoffe, dass nicht alle gleichzeitig ausziehen”, sagte Erika Pieler gestern beim Geburtstagskaffee.