Wiesbaden. 21.600 Zwillinge, 700 Drillinge und 40 Vierlinge: Die Zahl der Mehrlingsgeburten in Deutschland ist um rund drei Prozent angestiegen. Kein Zufall, dass die Mehrlingsgeburten parrallel zur allmählichen Zunahme künstlicher Befruchtungen häufiger werden, sagt das Statistische Bundesamt.

Die Zahl der Mehrlingsgeburten in Deutschland steigt deutlich an. Im Jahr 2007 wurden fast 22.400 Mehrlingskinder geboren - und damit rund drei Prozent mehr als 2006, wie das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden mitteilte. Darunter waren 21.600 Zwillinge, gut 700 Drillinge und 40 Vierlinge. Der Anstieg erfolgt parallel zur allmählichen Zunahme künstlicher Befruchtungen in der Bundesrepublik.

Auch der Anteil der Mehrlingskinder an der Gesamtzahl der Neugeborenen stieg zwischen 2006 und 2007 leicht von 3,22 auf 3,26 Prozent. Von den Mehrlingskindern hatten nach Angaben des Bundesamtes 78 Prozent Eltern, die zum Zeitpunkt der Niederkunft miteinander verheiratet waren. Das waren deutlich mehr als bei allen Lebendgeborenen, von denen 2007 insgesamt nur 69,2 Prozent verheiratete Eltern hatten.

Spektakuläre Sechslingsgeburt

Mehrlingsgeburten sind eine häufige Begleiterscheinung künstlicher Befruchtungen. Deren bekannteste Variante ist die In-vitro-Fertilisation (IVF), die in einer kleinen Glasschale stattfindet: Die der Frau nach einer Hormonbehandlung entnommenen reifen Eizellen werden dort mit den Spermien zusammengegeben. Nach zwei bis drei Tagen werden diese der Frau wieder eingepflanzt.

Das Deutsche IVF-Register in Bad Segeberg zählte 2007 in der Bundesrepublik insgesamt 64.578 künstliche Befruchtungen - über 5.000 mehr als im Jahr davor. Bei den Geburten nach einer künstlichen Befruchtung kamen 2007 in 21,94 Prozent der Fälle Mehrlinge zu Welt. Für weltweites Aufsehen hatte zuletzt im Oktober 2008 die Geburt von Sechslingen an der Berliner Charité gesorgt. Fünf von ihnen konnten am Montag die Klinik verlassen.

Krankenkassen übernehmen nur noch die Hälfte

Künstliche Befruchtungen hatten in Deutschland seit den 80er Jahren kontinuierlich zugenommen, bis 2004 die Zuzahlungspraxis für gesetzlich Krankenversicherte geändert wurde. Danach ging die Zahl der auf diese Weise gezeugten Wunschkinder zwischenzeitlich drastisch zurück: Die Zahl der Behandlungen halbierte sich nahezu von rund 105.000 im Jahr 2003 auf rund 56.000 im Jahr 2005. Inzwischen registrieren die IVF-Zentren wieder einen allmählichen Anstieg.

Seit der Gesetzesänderung müssen die Betroffenen die Hälfte der Behandlungskosten, also etwa 1.700 bis 1.900 Euro pro Versuch, selbst zahlen. Zudem werden nur noch drei Versuche bezuschusst. Bis dahin waren bis zu vier Versuche vollständig von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt worden. (AP)