Duisburg. . Die Situation an dem von Roma bewohnten Haus an der Straße In den Peschen in Rheinhausen ist am Freitagabend eskaliert: Nach dem Ende einer Versammlung des Vereins Bürger für Bürger an der Beethovenstraße kam es gegen 20.45 Uhr zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Teilnehmern. Vier Menschen wurden dabei verletzt – einer so schwer, dass er stationär im Krankenhaus bleiben musste.
Die Situation an dem von Roma bewohnten Haus an der Straße In den Peschen in Rheinhausen ist am Freitagabend eskaliert: Nach dem Ende einer Versammlung des Vereins Bürger für Bürger an der Beethovenstraße kam es gegen 20.45 Uhr zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Teilnehmern. Vier Menschen wurden dabei verletzt – einer so schwer, dass er stationär im Krankenhaus bleiben musste.
Großeinsatz der Polizei
Das löste einen Großeinsatz der Polizei aus, der vor besagtem Hochhaus In den Peschen begann und später darin mit der Stürmung einer Wohnung endete. Laut Polizeisprecher Ramon van der Maat gab es drei Festnahmen. Das waren zwei junge Männer (17 und 20) aus dem Raum Dortmund, die nun ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs erwartet, sowie ein Hausbewohner, der sich mit seinem Sohn (13) – beide bewaffnet mit Eisenstangen – Einsatzkräften in den Weg gestellt hatte. Gegen ihn wird wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.
„Rechtsradikale“ waren Mitarbeiter einer Kirchenzeitung
Wie aufgeheizt die Stimmung rund um das „Problemhaus“ in Bergheim ist, zeigt folgende Episode, die Polizeisprecher Ramon van der Maat erzählt. Demnach erreichte die Polizei am Donnerstag, 15. August, ein Anruf von Mitgliedern der Nachtwache, die zwei Rechtsradikale in der Nähe beobachtet haben wollten. Das Kennzeichen habe man notiert.
Als die Polizei ein Halterabfrage durchführte, stellte sich heraus, dass das Fahrzeug einer christlichen Organisation gehörte und zwei Mitarbeiter einer Kirchenzeitung damit am Donnerstag unterwegs gewesen waren, um für eine Reportage rund um das „Problemhaus“ zu recherchieren.
Der minderjährige Sohn kam sofort wieder auf freien Fuß, alle anderen Beschuldigten erst nach der Feststellung ihrer Personalien. Später in der Nacht gegen 3 Uhr wurde laut Polizei zudem ein Rollerfahrer, der an dem Haus vorbeifuhr, von Mitgliedern der Nachtwache mit einer leeren Flasche beworfen.
Besagte Nachtwache trifft sich Abend für Abend vor dem Haus, seitdem im Internet zu Brandanschlägen auf das Haus aufgerufen worden war und kurz darauf unbekannte Täter mit Sprühfarbe rassistische Parolen auf die Wände geschrieben hatten. Zunächst versammelten sich nur Bürger aus dem Stadtteil, um ein positives Signal der Solidarität in Richtung der Zuwanderer zu senden. Mittlerweile haben sich auch Mitglieder aus der linksautonomen Szene dazugesellt.
Angriff mit Stangen und Reizgas
Laut Polizei hätten 10 bis 15 teils vermummte Personen nach der Bürgerversammlung am Freitagabend mehrere Teilnehmer mit Stangen und Reizgas angegriffen. Im Rahmen der Nahbereichsfahndung hätte die Polizei mit Hilfe von Zeugen einige Täter im Kreis der Nachtwachen-Teilnehmer ausgemacht. Als ihre Personalien festgestellt werden sollten, seien einige in das Hochhaus geflüchtet. Ein Teil des Großaufgebotes von 40 Beamten eilte deshalb hinterher – inklusive der Stürmung von einer Wohnung.
Die Sicht der Linksautonomen Teilnehmer
Linksautonome Teilnehmer der Nachtwache schilderten der WAZ die Vorfälle anders: Auf der Versammlung seien Mitglieder von rechtspopulistischen Parteien gewesen, die später mehrere Nachtwachen-Teilnehmer an einem Kiosk in der Nähe angegriffen hätten. Der Polizeieinsatz sei aus ihrer Sicht überzogen gewesen.
Die ursprünglichen Nachtwachen-Organisatoren sehen den Konflikt aus dem Ruder laufen und sind ratlos.
Die Meinung des Bürgermeisters
OB Sören Link verurteilte gestern die brutalen Übergriffe in Rheinhausen. „Gewalt kann die Probleme, die wir In den Peschen und in der Beguinen-straße haben, nicht lösen. Es ist unerträglich, dass Krawalltouristen, die zum Großteil nicht aus Duisburg stammen, die schwierige Situation vor Ort für ihre fragwürdigen Parolen ausnutzen. Ich finde es höchst bedauerlich, wenn man nicht mehr seine Meinung sagen darf, ohne Angst zu haben, danach belästigt zu werden. Wir Duisburger werden uns das nicht gefallen lassen. Gewalt ist völlig inakzeptabel.“
Link bedankte sich bei der Polizei, die schnell eingegriffen hätte. „Die Polizei macht täglich eine Gefahrenanalyse. Seit Freitag hat sich die Situation in Rheinhausen deutlich verändert.“ Auch wenn Stadt und Polizei alles täten, um zu deeskalieren, könne man die Probleme vor Ort ohne weitere Hilfe nicht lösen.
Link: „Wir brauchen Unterstützung von der EU, die dafür sorgen muss, dass Rumänen und Bulgaren Zukunftsperspektiven in ihrer Heimat haben. Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass ein Wiedereinreiseverbot endlich Realität wird. Das Land muss mehr Stellen für die Sprachförderung zur Verfügung stellen.“