Duisburg. Eine Bürger-Info-Veranstaltung am Mittwoch hat nach Ansicht der Stadt keine machbare Alternative hervorgebracht. Also wird jetzt abgeholzt.

Bäume, Bürger und Beton: Der in den letzten Wochen aufgeloderte Streit um Erhalt oder Entfernen der alten Platanen-Allee in der Innenstadt am Hauptbahnhof scheint nun entschieden: Die 60 Jahre alten Bäume werden schon sehr bald abgeholzt, damit an dieser Stelle der Investor Multi Development (MD) ein sechsstöckiges Bürohaus (u.a. für seine Firmenzentrale) und die Stadt Duisburg eine völlig neue Straßen- und Verkehrsführung bauen können.

Dies ist das Ergebnis einer Diskussionsveranstaltung im Tagungsort „Kleiner Prinz“ vom vergangenen Mittwoch, zu der Oberbürgermeister Sören Link seine Stadtplanungs-Fachleute an die Front zum Dialog mit protestierenden Bürgern geschickt hatte.

Die Ausgangs-Fragestellung lautete: Gibt es aus der Bürgerschaft eine seriöse Alternative zum geplanten Vorgehen der Stadtplaner? Wenn es diese Alternative gäbe, so hatte OB Link bereits in der vergangenen Woche Vertretern des Bundes für Umwelt- und Naturschutz angekündigt, die ihm 3000 Protestunterschriften überreicht hatten, dann werde er ihr folgen und die Baumallee müsse nicht weichen.

An den Planungen wird festgehalten

Doch der mit Spannung erwartete Abend im „Kleinen Prinzen“ brachte nach Einschätzung von Planungsdezernent Carsten Tum „keine neuen Vorschläge“, weswegen er am Ende einer lebhaften wie aufgeladenen Debatte nüchtern resümierte: „Wir werden also an unserer Planung festhalten.“

Und die lautet: Die 32 alten Allee-Bäume müssen schon sehr bald weichen, denn am Hauptbahnhof stehen zehn Projekte in einer Warteschlange und warten auf die neue Mercatorstraße. Umweltdezernent Ralf Krumpholz, bis vor kurzem noch Geschäftsführer der Bündnisgrünen, erntete höhnisches Gelächter mit seinem interessanten Bekenntnis für Grün und Natur: Jeder Baum sei ihm wichtig, wenn es denn die Planung hergebe. Immerhin räumte der Grüne ein Versäumnis der Stadt bei der Bürgerbeteiligung ein („Das war unglücklich gelaufen, ein Fehler.“); weswegen es am Mittwoch ja die freiwillige Dialogveranstaltung gab.

Für die Bäume bleibe kein Platz mehr

Mühsam bis vergeblich versuchten Dezernent Tum und Axel Brenner vom Planungsamt den allesamt leidenschaftlich argumentierenden Bürgern in der schwülwarmen „BlackBox“ des „Kleinen Prinzen“ grundsätzlich Sachzwänge und Abwägungsprozesse von Straßenplanung klar zu machen – wenn man am Objekt des Investors MD, dem klotzigen Bürohaus, nicht rühren kann oder mag: Die Feuerwehr wie auch die DVG benötigen für Blaulichtfahrten wie für 900 Busdurchfahrten täglich eine in beide Richtungen sechs Meter breite Fahrbahn für Straße, Radwege, Fußwege und Anhaltebuchten. Für die Bäume bleibe da einfach kein Platz mehr.

Ein Alternativ-Vorschlag, den Kerstin Ciesla und Dieter Beckmann vom BUND vortrugen (Bürgersteige und Mittelstreifen schmaler machen und so Bäume retten), beschrieben die Planer als „leider nicht machbar!“

Die Bürger, die von einem „Neuanfang“ offenbar deutlich mehr Mitsprache erwartet hatten, zeigten sich mürrisch und sehr enttäuscht von dieser Art des „Dialoges“.