Duisburg. . Nach dem Küppersmühlen-Skandal kann die Duisburger Wohnungsbaugesellschaft Gebag womöglich bald einen Schlussstrich unter die Pleiten-Pech-und-Pannenbaustelle ziehen. Der Weg aus dem Debakel wird teuer. Der marode Kubus soll noch in diesem Jahr abgebaut und eingelagert werden.

Der gordische Knoten beim Küppersmühlen-Desaster scheint durchtrennt zu sein. Stimmt der Stadtrat und der Gebag-Aufsichtsrat zu, könnte die städtische Wohnungsbaugesellschaft sich endlich wieder ihrem Kerngeschäft widmen und einen Schlussstrich unter die Pleiten-Pech-und-Pannenbaustelle ziehen. Wenn auch einen teuren.

Die Gebag, die als Bauherrin zunächst lediglich mit 1,4 Millionen Euro Eigenanteil an dem mit ursprünglich 25 Millionen teuren Erweiterungsbau beteiligt war, hatte zuletzt die vertragliche Verpflichtung übernommen, den Kubus auf eigene Kosten und Risiko zu erstellen. Hauptverantwortlich dafür waren die beiden Geschäftsführer Marianne Wolf-Kröger und Dietmar Cremer. Letzterem hat das Gericht mittlerweile schuldhaftes Verhalten attestiert. Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen Gebag und Marianne Wolf-Kröger laufen noch. Und auch zwischen Gebag und dem früheren nebenamtlichem Geschäftsführer Jürgen Dressler, damals Baudezernent, läuft noch ein Gerichtsverfahren.

Bisher addieren sich die Kosten für die Küppersmühlen-Erweiterung bei der Gebag auf etwas mehr als 40 Millionen Euro. Nach letzten Berechnungen würde es noch einmal rund 40 Millionen Euro kosten, den Kubus nach den bisherigen Planungen auf das Dach des Museums zu setzen. Zu viel für die städtische Wohnungsbaugesellschaft, die aktuell in ihrer Existenz bedroht ist, wenn sie aus ihren Baufertigstellungsverpflichtungen nicht heraus kommt.

11,5 Millionen für die Küppersmühle

Deshalb hat der jetzige Gebag-Geschäftsführer Utz Brömmekamp mit dem Sammlerehepaar Ströher einen Kompromiss ausgehandelt, der aus mehreren Maßnahmen besteht. Für 11,5 Millionen Euro verkauft die Gebag die Küppersmühle an Ströher. Mit eingeschlossen ist das alte Göhmann-Grundstück im Winkel von Philosophenweg und Stresemannstraße, dass die Stadt dem Ehepaar Ströher eigentlich als Erweiterungs- beziehungsweise Parkfläche für das Museum verkauft hatte. Diese eingeschränkte Nutzung wird nun aufgehoben. Alles, was zur vorhandenen Nutzung im Innenhafen passt, darf gebaut werden.

Um aus sämtlichen Verträgen ein für alle mal heraus zu kommen, zahlt die Gebag 13,08 Millionen Euro. Damit sind die Kosten zur Fertigstellung mit geschätzten 40 Millionen Euro ebenso abgegolten wie die Vertragsstrafen wegen Gebrauchsüberlassungsverpflichtung (250.000 Euro pro Jahr bis 2026) und Bauverzögerung (5.000 Euro pro Tag seit dem 1. Januar 2012). Zehn Millionen Euro zahlt die Gebag aus dem Verkaufserlös von Anteilen an der Wohnbau Dinslaken, weitere drei Millionen Euro kommen aus einem Kredit der Ströhers, der in spätestens zehn Jahren fällig ist. Als Sicherheit für diesen Kredit dient die Gebag-Verwaltung an der Tiergartenstraße. Weitere zwei Millionen Euro zahlt die Gebag an Evonik, um aus dem Fassadennutzungsvertrag heraus zu kommen. Bekanntlich wollte Evonik an der Küppersmühle ein riesiges Werbebanner anbringen.

Damit ist für die Gebag das Kapitel Küppersmühle noch nicht ganz abgeschlossen.

Mit 700.000 Euro Kosten rechnet das Wohnungsbauunternehmen für die Einlagerung des schadhaften Kubus, der in der zweiten Hälfte 2013 abgebaut werden soll. Das marode Stahlgerüst ist immer noch Teil eines Beweissicherungsverfahrens, kann noch nicht verschrottet werden.

Vergleiche mit Handwerkern

Außerdem muss die Gebag sich noch mit Bauunternehmen und Handwerkern einigen, die an der Erweiterung beteiligt waren. Schlusszahlungen, Vergleiche und auch Gerichtsverfahren könnten mit weiteren 6,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Sollte die Gebag diese Summe nicht selbst erwirtschaften, stehen Wohnungsverkäufe im Raum. Die Gebag sieht in dieser Lösung die „einzige und realistische Chance“, das Projekt Küppersmühle abzuschließen, „ohne gewachsene Strukturen endgültig zu zerschlagen und das operative Kerngeschäft der Gebag wieder in gewohnter Qualität fortzuführen“, heißt es.