Duisburg. Nach dem Moratorium aller Gläubiger hofft der MSV Duisburg auf die Lizenz für die 3. Liga. Die städtischen Gremien müssen den Zusagen aber noch zustimmen, weil auch die Stadttöchter auf Geld verzichten. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link zeigt sich erleichtert.

Während die Sportliche Leitung des MSV derzeit eiligst eine Mannschaft - nebst Trainer Kosta Runjaic? - für den grünen Rasen zusammenstellen muss, wird das große gemeinsame Schulden-Moratorium, in dem alle Gläubiger auf 80 Prozent ihre Darlehen verzichten wollen, nun auf den „grünen Tischen“ der städtischen Beteiligungen landen. Gemeinsamer Tenor: Man will alles tun, um den Zebras den Weg in die 3. Liga zu ebnen, die jetzt in greifbarer Nähe ist.

„Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung 3. Liga“, erklärte Oberbürgermeister Sören Link, der am Sonntag an der großen Schuldenrunde teilgenommen hatte und für seinen Einsatz Lob von MSV-Aufsichtsratschef Jürgen Marbach bekommt: „Der OB hat sich stark eingesetzt.“ Link gibt das Lob zurück: „Die beim MSV jetzt Verantwortlichen stimmen mich zuversichtlich. Ich begrüße es sehr, dass sich alle Beteiligten auf den Schuldenschnitt geeinigt haben.“

Frisches Geld aus der Stadtkasse gibt es nicht

Jubeln will der OB mit Zebra-Sticker am Revers aber erst, wenn der DFB dem MSV wirklich die Lizenz zum Drittliga-Kick gibt. Und, betont Link: Alle Gremien und unter Umständen der Rat müssen zustimmen, wenn die Stadt und ihre Tochter auf 80 Prozent ihrer gewährten Darlehen verzichten. Das gilt etwa für die Wirtschaftsbetriebe, die noch knapp eine Million Euro als Kredit ausstehen haben oder die Stadtwerke mit zwei Millionen Euro. „Frisches Geld“ aus der Stadtkasse gibt es aber nicht. Das hatte Link ebenso klargestellt wie die Ratspolitik.

Der Spielplan für die 3. Liga

Sollte der MSV die Lizenz für die 3. Liga erhalten, würde er am Samstag, 20. Juli, mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim in die Saison 2013/14 starten. Die Gäste verpassten in der vergangenen Spielzeit als Tabellenvierter nur hauchdünn den Aufstieg in die 2. Liga.

Das erste Auswärtsspiel wäre sofort eine der weitesten Reisen, die es in dieser Spielklasse zu absolvieren gilt: Am Samstag, 27. Juli, geht es zum 700 Kilometer entfernt beheimateten Klub Wacker Burghausen.

Für Stadtwerke-Sprecher Thorsten Hiermann ist das eine einfache mathematische Gleichung: Bliebe dem MSV die 3. Liga versperrt, wäre eine Insolvenz unausweichlich und denn würden die Stadtwerke keinen müden Cent sehen. Gleichwohl lassen die Stadtwerke die Zusagen juristisch prüfen. Und ganz klar ist: Die gestundeten Stromrechnungen werden nicht gestrichen. Gleiches gilt für die Rechnungen etwa für die Stadionreinigung, die die Wirtschaftsbetriebe stunden. Mit Blick auf alle normalen Kunden soll es da keine Ausnahmen geben. Zugleich verhandeln die Stadtwerke über das weitere Sponsoring für den MSV. Ob „Rheinpower“ weiter auf den Trikots steht, ist noch offen.

Unterm Strich hat der MSV nach eigenem Bekunden mit dem Schuldenschnitt aber seine Finanzlücken geschlossen. Vor allem auch, weil Schauinslandreisen-Chef Gerald Kassner sich mit weiteren Millionen Euro kräftig ins Zeug legen will. Aber auch der zuvor oft gescholtene Walter Hellmich freute sich „riesig“ über die Einigung.

Auch der Verkauf der MSV-Arena ist wieder im Gespräch 

Der Schuldenschnitt gilt nicht für die Stadion-Gesellschaft und die Arena, auf der noch 19 Mio € Kredite lasten. Doch durch die Stundungen der Zinsen und Tilgungen ist die Mietlast vorerst auf einen sechsstellige, lizenztauglichen Betrag abgesenkt. MSV-Präsident Kirmse hatte eine Arena-Lösung in den nächsten drei Monaten angekündigt.

Schon im Mai hatte es unter starker Beteiligung des Landes einen Schuldenschnitt-Plan über 60 % gegeben, bei dem das Land wegen seiner Bürgschaft mit rund 10 Mio € gegenüber der HSH-Nordbank in Zahlung gegangen wäre. Auch jetzt gilt, dass ein Schuldenschnitt das Okay aller Gesellschafter, also auch der städtischen DBV und von Walter Hellmich braucht.

MSV-Geschäftsführer Marbach will darüber mit Hellmich reden – er hat einen guten Draht zu ihm, lobt dessen Signale zu konstruktiven Gesprächen. Variante könnte sein, dass ein weitgehend kreditbefreites Stadion von einem privaten Investor oder doch einer Stadttochter gekauft wird und dem MSV zu Drittliga-tauglichen Mieten überlassen oder schrittweise in Vereinshände gelegt wird.

Kerzen für den MSV

Foto: Stephan Eickershoff / WAZ Fotopool
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